IOC-Präsident kommt nicht nach Rio: Ein Besuch der Paralympics hätte Thomas Bach gut getan
Er mag seine Pläne haben und auch seine Gründe. Doch dass IOC-Präsident Bach nun gar nicht zu den Paralympics reist, ist eine vertane Chance - für ihn selbst. Ein Kommentar.
Noch eine schöne Woche dauern die Paralympics. Es wird eine Woche ohne Thomas Bach in Rio. Nicht dass die Paralympics die Anwesenheit des Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees gebraucht hätten. Die Spiele sind mit Bach auf der Tribüne nicht viel besser oder schlechter. Aber vielleicht hätte Thomas Bach ein Besuch bei den Paralympics gut getan.
Thomas Bach legt nach eigenem Bekunden ganz viel Wert auf die Einheit des Sports. Die Paralympics sind Teil der olympischen Familie. Und ihre Eröffnungsfeier kann man ohne Übertreibung als die zweitwichtigste Eröffnungsfeier dieses Sportjahrs bezeichnen. Bach zog ihr die Trauerfeier für den früheren Bundespräsidenten Walter Scheel vor. Das kann man verstehen. Bach teilte mit, Scheel sei ein Freund von ihm gewesen. Parteifreund war er auch. Wenn Bach statt an der Trauerfeier an der Paralympics-Eröffnung teilgenommen hätte, wäre auch das nachvollziehbar gewesen. Die FDP ist auf jeden Fall noch liberal genug, um dafür Verständnis aufzubringen.
Jetzt hat Bach andere Termine, ließ er wissen, geplant war ohnehin nur ein Besuch am Anfang der Paralympics. Er besucht das Nationale Olympische Komitee Kroatiens zu dessen 25. Geburtstag und die Vereinten Nationen. Bach muss Profi genug sein, um zu verstehen, dass seine Reisepläne mindestens ein unglückliches Zeichen sind. Und er öffnet die Tür für die Spekulation, den Paralympics wegen ihrer strikten Haltung gegenüber Russland die kalte Schulter zu zeigen. Das IOC hatte Russland zu den Olympischen Spielen trotz Staatsdopings zugelassen, das IPC, das Komitee der Paralympics, die russische Mannschaft gesperrt.
Hätte Bach nun seine Pläne geändert, um den Paralympics doch noch einen Besuch abzustatten, es wäre eine gute Geste gewesen. So ist es Bachs nächste verpasste Chance, um zu zeigen, dass er ein honoriger Präsident ist.
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