Fünf Monate sind es noch, bis aus der Bundesrepublik eine absolutistische Monarchie wird, bis die Fifa mit Kaiser Franz I. als repräsentativer Galionsfigur und Joseph Blatter, einer Art Schweizer Metternich, ihre Schreckensherrschaft in Deutschland errichten wird. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird man sie auch Fußball-Weltmeisterschaft nennen. Weil jeder Akt des Widerstands mit weltweitem Stadionverbot nicht unter fünf Jahren bestraft wird, wagen nur noch wenige subversive Elemente, sich der Reglementierungswut der Fifa zu widersetzen.
Das Satiremagazin „Titanic“ hat sich schon vor fünf Jahren für die Rolle des Hofnarren empfohlen, als sein damaliger Chefredakteur Martin Sonneborn mit einem getürkten Fax maßgeblich Einfluss nahm auf die WM-Vergabe. In „Ich tat es für mein Land“ berichtet Sonneborn, wie er in einer Bierlaune zwei Faxe an die Fifa- Funktionäre schickte und ihnen für eine Entscheidung pro Deutschland Spezialitäten aus dem Schwarzwald (u. a. eine Kuckucksuhr) in Aussicht stellte. Noch schöner sind die Reaktionen, die der Bestechungsversuch ausgelöst hat. Die besten Anrufe („Sie haben eine ganze Nation zunichte gemacht.“) und die schönsten Faxe an die „Titanic“ sind in Sonneborns sehr lustigem, allerdings auch sehr dünnem Buch dokumentiert.
— Martin Sonneborn: „Ich tat es für mein Land“. Wie Titanic einmal die Fußball-WM 2006 nach Deutschland holte: Protokoll einer erfolgreichen Bestechung. Bombus, 125 Seiten, 12,90 Euro.
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