Kolumne - Meine Paralympics: Ehre, wem Ehre gebührt
Andrea Eskau räumt bei der Wahl zu den Para-Sportlern des Jahres kräftig ab. Besondere Auszeichnung für Heinrich Popow.
Düsseldorf, Düsseldorf, da war doch was? Ach ja! Im Jahr 2004 war ich auf der ersten coolen Party meiner Schreiberlaufbahn mit Paralympics-Protagonisten. Und wie habe ich damals bei meiner Premiere in der Stadthalle Düsseldorf über die abrockenden Prothesenträger gestaunt! Wie kamikazemäßig die Rollifahrerinnen auf dem Dancefloor herumwirbelten! Damals, bei der Gala nach der ersten Runde der Paralympics Zeitung (PZ) des Tagesspiegels gemeinsam mit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, überwand ich meine hier und da noch aufkommende Unsicherheit gegenüber Leistungssportlern mit Behinderungen und habe einfach mal volle Pulle mitgerockt.
Jetzt hieß es also: zurück zu den Wurzeln – bei der Ehrung der Para-Sportler des Jahres 2018, als sich die alt gewordene und jung gebliebene paralympische Familie in Düsseldorf auf einer festlichen Gala wiedertraf. Dabei waren die sportlichen Heldinnen und Helden von Pyeongchang. Und, so beobachtete es einer der geschätzten Paralympics-Kollegen der Deutschen Presse-Agentur, Holger Schmidt, da kamen einer großen paralympischen Dame Freudentränen: Nach der Wahl zur Para-Sportlerin des Jahres flossen diese bei Andrea Eskau, achtmalige Paralympics-Siegerin im Sommer (Handbike) wie im Winter (Biathlon und Langlauf). Auch ihre Mutter Gisela war glücklich über den doppelten Wahlsieg, Frauen und Team. Die 47-Jährige vom USC Magdeburg, Diplompsychologin, trug bei den Spielen in Südkorea die Fahne.
Vom Piloten begrüßt
„Ich kenne sie seit vielen Jahren, aber ich habe zum ersten Mal gesehen, dass sie vor Freude weint“, sagte Friedhelm Julius Beucher. Warum die aus Thüringen stammende und nahe Köln wohnende Eskau die Wahl gegen ihre in den sozialen Netzwerken teils sehr aktiven Konkurrentinnen gewann? „Die Menschen haben gemerkt, dass an dieser tollen Athletin und tollen Frau in diesem Jahr kein Weg vorbeiging“, sagte Beucher, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS). Die seit einem Fahrradunfall 1998 querschnittgelähmte Eskau war kurz nach den Spielen nach Mallorca geflogen, natürlich zum Trainieren, und da wurde sie vom Piloten per Durchsage begrüßt. Im Hotel sprachen sie plötzlich fremde Menschen an, wollten Autogramme und Fotos. Recht so!
Behindertensportler des Jahres wurde bei den Männern der Freiburger Martin Fleig als nordischer Goldmedaillen-Sieger der Winterspiele von Südkorea im März. Die Rostocker Schwimmerin Denise Grahl wurde nach drei EM-Titeln Nachwuchssportlerin des Jahres. Der zweimalige Paralympics-Sieger Heinrich Popow (Leverkusen) erhielt drei Monate nach Karriereende den DBS-Ehrenpreis – auf diese Ehrung waren wir von der PZ übrigens vor drei Jahren in Köln stolz. Die Para-Mannschaft 2018 wurde im Ski nordisch die Staffel (Alexander Ehler, Steffen Lehmker, Andrea Eskau).
Ach so, nochmal Glückwunsch: Marianne Buggenhagen, querschnittgelähmte neunmalige Paralympics-Siegerin, die mit Diskus-Silber in Rio 2016 ihre Karriere beendete, bekam jüngst im Ratssaal des Rathauses ihres Wahlheimatortes Bernau das Bundesverdienstkreuz am Bande. Und zwar so was von verdient.