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Lucien Favre gilt als kluger Fußballlehrer.
© REUTERS

Borussia Dortmund und Lucien Favre: Echte Berechnung statt echter Liebe

Lucien Favre erfüllt seinen Vertrag beim BVB. Dass diese Selbstverständlichkeit in den Rang einer Sensation gehoben wird, sagt viel über die Wahrnehmung Favres.

Wenn ein Trainer einen Dreijahresvertrag unterschreibt, ist es eigentlich keine besondere Erwähnung wert, dass dieser Trainer nach zwei Jahren im Amt seine Tätigkeit auch in der folgenden Saison weiter ausüben wird. Es sei denn, der Trainer heißt Lucien Favre.

Am Donnerstag, um 13.11 Uhr, hat die Deutsche Presseagentur eine Eilmeldung verschickt, derzufolge Favre auch in der kommenden Saison Trainer von Borussia Dortmund bleibt. Eine Nachricht also, die eigentlich seit dem 22. Mai 2018 feststeht, als Favre seinen Dreijahresvertrag beim BVB unterschrieben hat.

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Die allgemeine Aufgeregtheit über eine vermeintliche Selbstverständlichkeit erzählt einiges darüber, wie Favre in Dortmund wahrgenommen wird. Der BVB beendet die Saison auf Platz zwei hinter den weiterhin übermächtigen Bayern, Favre kann den besten Punkteschnitt aller BVB-Trainer jemals vorweisen, dazu haben die Dortmunder schon vor dem letzten Spieltag so viele Tore erzielt wie in keiner anderen Bundesligasaison zuvor. Trotzdem ist ein derart schales Gefühl geblieben, dass Favre als Wackelkandidat galt und die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit ihm in den Rang einer Sensation gehoben worden ist.

Favre ist ein Opfer seines Images

Favre, dieser stille, manchmal etwas verhuschte Schweizer, ist längst ein Opfer seines Images geworden. Dass er ein kluger Fußballlehrer und ein Bessermacher ist, das bestreitet kaum jemand. Aber immer öfter wird ihm das gewisse Etwas abgesprochen, das ein Trainer angeblich braucht, um Titel zu gewinnen. Jemandem wie Julian Nagelsmann, der stets breitbeinig und maximal selbstbewusst daherkommt, wird ein solcher Vorwurf seltsamerweise nie gemacht. Dabei war Nagelsmann mit Leipzig in dieser Saison Herbstmeister, hatte zwischenzeitlich sieben Punkte Vorsprung auf die Bayern – und liegt jetzt sechzehn hinter ihnen.

Lucien Favre wird es in Dortmund auch künftig nicht leicht haben, weil sein Tun und seine Art immer mit dem Auftreten des Übervaters Jürgen Klopp verglichen werden. Echte Liebe war das zwischen dem BVB und Favre nie, und so ist auch die Fortführung der Beziehung vor allem Ausdruck kühler Berechnung. Wenn der Trainermarkt in diesen Tagen und Wochen mehr hergegeben hätte als den bei den Bayern gestrauchelten Niko Kovac, dann hätte es bei Borussia Dortmund womöglich eine Entscheidung gegeben, deren Verbreitung von den Nachrichtenagenturen zu Recht mit dem Vermerk „Eil“ versehen worden wäre.

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