zum Hauptinhalt
Zweiter Sieger: Zum Heimauftakt verlor der ECC Preussen trotz starker Leistung von Goalie Olafr Schmidt 0:1 gegen Erfurt.
© Gerd Basting

Eishockey-Oberliga Nord: ECC Preussen: Alte Bekannte, junge Talente

Der Berliner Eishockey-Oberligist setzt in der gerade angelaufenen Saison auf seinen Nachwuchs und auf einen neuen Trainer.

Dass Hertha BSC nur etwa 500 Meter weiter den Münchner Bayern ein 2:2 abrang, ließ die hartgesottenen West-Berliner Eishockey-Fans am Sonntagnachmittag im wahrsten Sinne des Wortes kalt: Sie hatten sich parallel bei standesgemäßer Frische in der Eissporthalle am Glockenturm zum ersten Heimspiel des ECC Preussen Berlin in der gerade angelaufenen Oberliga-Saison eingefunden.

Nach einer knappen Auftaktniederlage in der Vorwoche bei den Black Dragons aus Erfurt, gefolgt von einem kuriosen Abbruch des zweiten Saisonspiels bei den niederländischen Ligavertretern der Tilburg Trappers wegen zu großer Nebelentwicklung auf dem Eis, bot sich für die Preussen im erneuten Aufeinandertreffen mit den Erfurtern quasi die direkte Chance zur Revanche vor heimischem Publikum. Doch daraus wurde nichts, denn auch wenn sich der ECC in einer ausgeglichenen Partie über die reguläre Spielzeit schadlos hielt und damit zumindest einen Punkt erkämpfte, musste er sich den Thüringern am Ende nach Verlängerung unglücklich 0:1 geschlagen geben.

Das Zittern auf der Avus

„Wir wollen zuhause nicht verlieren“, hatte der Sportliche Leiter der Preussen, Björn Leonhardt, zu Spielbeginn eigentlich noch auf den Heimvorteil seines Teams in dieser Saison gesetzt. Freuen konnte er sich aber zumindest über eine kernige Defensivleistung, eines der spielerischen Saisonziele der Preussen: „Es geht vor allem darum, hart zu spielen und dann defensiv eine richtige Mauer aufzubauen“, sagt Leonhardt. „Wenn die Gegner auf die Avus einfahren, dann sollen sie mit großen Bedenken anreisen müssen.“

Wohin dagegen die Reise seiner eigenen Mannschaft in dieser Saison führen könnte, vermag Leonhardt nicht genau vorherzusagen. „Man will natürlich immer mehr erreichen als in der Vorsaison“, sagt der 38-Jährige. Da war es nach Abschluss der Hauptrunde der zwölfte Platz von 16 Teams. Nun hat sich die Oberliga Nord, dritthöchste deutsche Spielklasse, auf 14 Mannschaften verkleinert, eine genaue Platzierung mag Leonhardt jedoch nicht als Ziel ausgeben.

Wiedervereinte Skorpione

David Haas, der neue Trainer der Preussen, wird da schon präziser: Die Play-offs und damit ein Platz in der oberen Hälfte soll es schon sein. Haas und Leonhardt kennen sich schon lange: Um die Jahrtausendwende haben sie gemeinsam in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bei den Hannover Scorpions gespielt; Leonhardt als junges Torhütertalent, der zehn Jahre ältere Kanadier Haas als international erfahrener Vollblutstürmer. Danach sind sie in Kontakt geblieben, und nun hat Leonhardt, Spitzname „Leo“, seinen alten Teamkollegen als Trainer nach Berlin gelotst. „Berlin ist ein guter Ort, um zu coachen. Das ist eine tolle Möglichkeit für mich hier. Dafür bin ich Leo wirklich dankbar“, sagt Haas.

Gemeinsam wollen sie in Zukunft vor allem auf die Nachwuchsarbeit setzen. „Wir haben das zweitjüngste Team der Liga. Das ist unser Weg“, stellt Leonhardt fest. Haas habe „große Lust“, mit jungen Spielern zu arbeiten und sie in individueller Detailarbeit zu entwickeln. Der Trainer selbst erwartet, „dass sie hart arbeiten und sich der Konkurrenz stellen. Sie werden sicherlich noch viele Fehler machen, aber die muss man ihnen in ihrer Entwicklung auch erlauben, damit sie daraus lernen können.“

Talent entwickeln

Nachwuchsspielern wie Quirin Stocker, Can Matthäs oder Lukas Ogorzelec traut Björn Leonhardt so schon in dieser Saison eine größere Rolle zu. „Unsere Spieler können das hier als Sprungbrett nutzen, um in zwei, drei Jahren dann vielleicht auch in höheren Ligen zu spielen. Wenn sie nach der Saison für größere Vereine interessant sind, dann haben wir alles richtig gemacht, weil sie dann eine gute Saison gespielt haben.“ Sorgen, dass seine Talente dann jedoch allzu schnell abspringen könnten, macht sich der Sportliche Leiter der Preussen nicht: „Wir haben sie alle langfristig gebunden.“

Angeführt werden soll die junge Truppe in dieser Saison von den erfahreneren Spielern wie Kapitän Max Janke, den Importspielern Josh Rabbani und Brian Gibbons oder Angreifer Jakub Rumpel, der mit 30 Jahren bereits der Oldie im Team des ECC ist.

Und mit dieser Mischung soll es dann am Freitag auch mit dem ersten Sieg in der neuen Spielzeit klappen: Dann treffen die Preussen um 19.30 Uhr zuhause in der „Glocke“ auf die Hannover Indians und ihren Trainer der Vorsaison Len Soccio – noch so einer aus der alten Scorpions-Connection von Leonhardt und Haas. Alle sind sie noch gut befreundet, und so wagt sich Leonhardt vor dem Wiedersehen schon einmal kess nach vorne und flachst: „Also ich würde meine Wette auf David Haas setzen.“

Leonard Brandbeck

Zur Startseite