Attacke des DFB-Präsidenten: E-Sport lässt sich nicht einfach aussitzen
Die Debatte um die Sportlichkeit von E-Sports spitzt sich zu. DFB-Chef Grindel spricht von "absoluter Verarmung". Da bahnt sich ein harter Wettkampf an. Ein Kommentar.
Kann es Sport sein, vor dem Computer zu sitzen und gegeneinander um den Sieg zu spielen? Es wird auf jeden Fall längst Sport genannt, E-Sport, und jetzt steht diese Disziplin vor dem letzten Anerkennungslevel: E-Sport könnte olympisch werden. Selbst die Groko fordert dafür im Koalitionsvertrag eine „olympische Perspektive“. Obwohl viele Fußball-Bundesligisten schon E-Sport-Abteilungen haben, versucht der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes nun dagegenzuhalten: Reinhard Grindel verweigert E-Sport nicht nur den Namen Sport, er spricht auch von „absoluter Verarmung“. Das Definitionsduell spitzt sich also zu. Nicht alle Argumente der E-Sport-Gegner sind stichhaltig.
Wenn sie ins Feld führen, dass stundenlanges Sitzen vor dem Computer gesundheitsschädlich sei, so trifft das auch auf andere Disziplinen des Hochleitungssports zu. Und dass es industriegestützt ist, auch das hat E-Sport mit anderen Bereichen des Sports gemeinsam. Die Sportverbände müssen sich gut überlegen, ob und wie sie sich auf E-Sport einlassen. Die Einbindung wird die olympische Bewegung jedenfalls nicht aufwerten. Da ist es wie bei anderen Trendsportarten, deren populärste Sportler eine olympische Goldmedaille gar nicht mehr wertschätzen, sondern allenfalls im Vorbeigehen mitnehmen.
Andererseits: Die körperliche Bewegung in Gemeinschaft als Charakteristikum des herkömmlichen Sports ist ein starkes Wesensmerkmal. Es lässt sich auch nicht einfach so aus der E-Sport-Branche damit wegwischen, dass der Sport sich in einem Umbruchsprozess befinde. Das Unmittelbare, also den Mitspielern wie dem Gegner in die Augen zu schauen, bringt dem Sport oft erst die menschliche Tiefe.
Der DFB-Präsident hat sich festgelegt: E-Sport ist kein Partner, sondern Gegner. Eine klare Kampfansage. Um in diesem Wettkampf um Nachwuchs, Förderer und Aufmerksamkeit zu bestehen, müssen sich Sportverbände wie seiner nun gewaltig anstrengen.