The Open Championship: Dustin Johnson: Die Angst vor dem letzten Putt
Dustin Johnson ist bei den British Open stark gestartet – aber das heißt bei dem Golfer aus den USA wenig. Bei 25 Major-Teilnahmen hat er im entscheidenden Moment bis dato immer versagt.
Das neunte Loch des Old Course liegt weit draußen in der Dünenlandschaft, für die Fans bei diesen British Open einen strammen Fußmarsch von 30 Minuten entfernt. Die alten Häuser von St. Andrews sind nur noch eine blasse Kulisse. Hier, zwischen den Dünen, bläst der Wind schön streng. Trotzdem macht Dustin Johnson während seiner Auftaktrunde der 144. British Open mit der neunten Bahn kurzen Prozess: Der US-Amerikaner knallt seinen Abschlag 300 Meter lang an den Anfang des Grüns, puttet zweimal und verlässt dieses Loch mit einem Birdie. Die Bunker, die seinen Spielpartner Hideki Matsuyama veranlasst haben, lieber mit dem Eisen abzuschlagen und den Ball davor abzulegen, werden von Johnson ignoriert. Power ist nicht sein Problem, er lässt seinen Ball problemlos über die Hindernisse segeln.
Für einen Longhitter wie ihn, der als der fitteste Profi auf der US Tour gilt, besteht die Strategie auf diesem Old Course aus zwei Teilen: Angriff vom Tee, Chancen beim Putten nützen. Das Spiel seines Kollegen Jordan Spieth, mit dem er die ersten zwei Runden in einer Gruppe eingeteilt ist, wirkt dagegen fast ein wenig konservativ und vorsichtig. Der Weltranglistenzweite ist mehr der Stratege, weniger der Bomber wie Johnson. An diesem trockenen Tag, an dem die Bälle auf den weichen Fairways und Grüns kaum verspringen, kann Johnson die Vorteile seines kräftigen Spiels nutzen. Mit einer 65er Runde lässt er Spieth zwei Schläge hinter sich und führt das Feld nach der ersten Runde an.
Auch 2011 blieb Dustin Johnson in St. Andrews nur Rang zwei
Und doch ist es der gerade einmal 21-jährige Kollege, dessen Anblick Johnson an seine größten Probleme erinnert: Bei 25 Major-Teilnahmen hat er im entscheidenden Moment bis dato immer versagt. Viermal spielte er bei einem der vier wichtigsten Golfturniere die Schlussrunde in der Paarung der Führenden. Immer verpatzte er seinen Auftritt. Zuletzt im Juni bei den US Open in Chambers Bay, die er am Ende gegen Jordan Spieth mit einem Schlag verlor. Nach zwei sensationellen Schlägen am letzten Loch hatte Dustin Johnson aus gerade einmal vier Meter Distanz zum Loch einen Eagle-Putt (zwei Schläge unter Lochstandard) zum Sieg. Den ersten Putt schob er links vorbei, um im Anschluss einen winzigen Schlussputt zu verpassen. „Ich war ein bisschen enttäuscht, dass ich das Ding nicht zugemacht habe, aber ich war grundsätzlich sehr glücklich mit meinem Spiel.“ Der Amerikaner wehrt sich in St. Andrews gegen die Vermutung, die verpatzte Chance könne ihm mental noch zu schaffen machen. „Ich spiele ganz gerne mit Jordan, da gibt es gar keinen Druck.“
Dabei war es nicht das erste Major-Debakel, das der 31-Jährige erlitt. Bei den US Open 2010 in Pebble Beach trat er als Führender an und schoss eine 82, weil er gleich zu Beginn der Runde ein paar Büsche traf. Im selben Jahr kassierte er bei der PGA Championship in Whistling Straits zwei Strafschläge, weil er am letzten Loch der Runde übersehen hatte, dass er in einem Bunker stand und den Schläger entgegen der Regeln vor dem Schlag im Sand aufgesetzt hatte. Bis dahin hatte Johnson mit einem Schlag geführt. Am Ende aber gewann Martin Kaymer. Auch bei den British Open 2011 blieb ihm am Ende hinter Darren Clarke nur Rang zwei.
Die Runde von Tiger Woods hatte mit einem Debakel begonnen
Auch neben dem Golfplatz hat der designierte Schwiegersohn von Eishockey-Legende Wayne Gretzky nicht immer ganz so glücklich agiert. 2012 war er positiv auf Kokain getestet worden, im August 2014 musste er eine sechsmonatige Pause wegen erneuten Drogenmissbrauchs vom professionellen Golfsport einlegen.
Entscheidend ist in Schottland wohl die Frage, wie gut Johnson mental mit diesen Fehlschlägen umgehen kann. Wie stark das Spiel bei fehlendem Selbstvertrauen leiden kann, ließ sich am Donnerstag an Tiger Woods beobachten, der mit einer 76er Runde mit dem schon 65-jährigen Tom Watson bei seinem letzten British Open-Auftritt gleichzog. Dabei hatte die Runde von Woods, der in St. Andrews 2000 und 2005 das Feld dominierte, bereits mit einem Debakel begonnen. Am ersten Loch ließ der 39-Jährige einen kurzen Annäherungsschlag zwei Meter zu kurz, so dass sein Ball im träge dahinplätscherndem Swilcan Burn, ein wirklich winziges Bächlein, verschwand. Der einst so dominierende Superstar zog das Schild seiner Kappe über das Gesicht und schien sich schier verkriechen zu wollen vor Tausenden von Zuschauern. Agonie kennzeichnete den Rest der Runde, gekennzeichnet von zögerlichen Putts, verpassten Grüns, kaum Birdie-Chancen.
In solch‘ einen Zustand der Unsicherheit darf Johnson nach seiner glänzenden Auftraktrunde nicht wieder geraten, will er endlich den überfälligen Major-Sieg holen. Zu den Kollegen, die an ihn glauben, gehört Altmeister Jack Nicklaus, 18-maliger Major-Champion. „St. Andrews passt ihm wie ein Handschuh“, meint der Amerikaner. „Ich jedenfalls sehe ihm wahnsinnig gerne zu, wenn er Golf auf einem dieser Dünenplätze spielt.“
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