Alexander Zverev gegen Stefanos Tsitsipas: Duell der Kronprinzen bei den French Open
Boris Becker sieht gute Chancen für Alexander Zverev im Halbfinale der French Open gegen Stefanos Tsitsipas. Allerdings ist der Grieche in bestechender Form.
Boris Becker galt in seiner Zeit als Tennisprofi nicht unbedingt als Freund der roten Asche. Nicht ein einziges Turnier auf Sand konnte er in seiner Karriere gewinnen – und damals spielte Rafael Nadal noch gar nicht mit. Trotzdem war Becker bei den French Open in Paris mehrfach nah dran, dass Finale zu erreichen.
1987, 1989 und 1991 stand er im Halbfinale. Er verlor jedes Mal, allerdings gegen Mats Wilander, Stefan Edberg und Andre Agassi – alles Spieler, die auch mal die Weltrangliste anführten.
Anders als Becker wird Alexander Zverev durchaus eine gewisse Sympathie für die Sandplätze dieser Welt nachgesagt. Tatsächlich hat der inzwischen 24 Jahre alte Hamburger in Roland Garros seine beste Bilanz bei einem Grand-Slam-Turnier, dazu konnte er drei seiner vier Titel bei Masters-Turnieren auf Sand holen.
Am Freitag trifft er im Halbfinale auf den Griechen Stefanos Tsitsipas (ab 15 Uhr, live bei Eurosport). Der zweite Finalteilnehmer wird im ewigen Klassiker zwischen Novak Djokovic und Dauersieger Rafael Nadal ermittelt.
Boris Becker wird das Spiel von Zverev als Experte bei Eurosport kommentieren und er traut seinem jungen Landsmann den Finaleinzug allemal zu: „Ich würde wirklich das Match als 50:50-Angelegenheit ansehen. Ich glaube, es hängt vieles von der Tagesform ab“, sagte er im Vorfeld des Duells.
Die Bilanz spricht für Tsitsipas
Bisher trafen Tsitsipas und Zverev sieben Mal aufeinander, die Bilanz spricht mit 5:2 für den knapp zwei Jahre jüngeren Mann aus Griechenland. Becker glaubt allerdings, dass das keine große Rolle spielt, denn: „Zverev hat ihn dieses Jahr in Acapulco geschlagen. Und er spielt einfach besser als letztes Jahr.“
Das Gleiche trifft allerdings auch auf Tsitsipas zu. Er ist nach Nadal 2021 wohl der stärkste Spieler auf Sand. In Paris hat er erst einen Satz abgegeben, obwohl er die deutlich stärkeren Gegner als sein deutscher Kontrahent hatte. Zverev wurde nach seinem Comeback in der ersten Runde gegen Oscar Otte nach 0:2-Satzrückstand kaum noch gefordert.
Vorteile für den einen oder anderen ließen sich Becker zufolge daraus aber kaum ableiten, es gehe vielmehr darum: „Wer hat den größeren Willen, wer gewinnt die wichtigen Punkte? Jetzt ist es eine Kopfsache.“
In dieser Hinsicht trägt Zverev eine Hypothek, von der er selbst sagt: „So etwas interessiert mich nicht.“ Der Deutsche wird dennoch wissen, dass er bei einem Grand-Slam-Turnier noch nie gegen einen Top-Ten-Spieler gewonnen hat – bei immerhin neun Versuchen. Ob er diese Statistik tatsächlich aus seinem Kopf bekommt, muss sich am Freitag zeigen. „Diese Bilanz ist schon auffällig, das ist kein Geheimnis“, sagt Becker und fordert: „Jetzt liegt es an ihm, das zu ändern.“
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Tsitsipas ist in dieser Hinsicht schon weiter, vor ein paar Monaten erst gelang ihm bei den Australian Open das Kunststück, Nadal nach den ersten beiden klar verlorenen Sätzen noch zu bezwingen. Der Grieche wirkt in diesem Jahr sehr entschlossen, im Tennis-Podcast „Cross Court“ von Sport 1 erklärte vor den French Open, woran das liegt: „Ich bin stärker und schneller geworden, habe mehr Erfahrungen gesammelt.“ Und Sand sei der „Belag, den ich so liebe.“
Anders als zu Daniil Medwedew, den Tsitsipas im Viertelfinale bezwingen konnte, ist sein Verhältnis zu Alexander Zverev unbelastet. „Wir sind jetzt nicht enge Freunde und hängen jeden Tag miteinander ab. Aber ich respektiere ihn und er mich, wir haben eine tolle Rivalität“, fügte er bei Sport 1 hinzu. Für Boris Becker ist klar, dass Tsitsipas und Zverev „gemeinsam mit Medwedew über die nächsten Jahre um die Krone streiten.“ Am Freitag geht es aber zunächst einmal darum, wer als aus dem Duell Zverev gegen Tsitsipas als Herausforderer ins Finale einzieht.