Ermittlungen gegen Lamine Diack: Druck kommt nur von außen
Dass sich Lamine Diack in seinem Amt bereichert hat, gilt als sicher. Wirklich unter Druck geraten ist der frühere Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes aber nie. Das ist auch kein Wunder, meint Lars Spannagel. Ein Kommentar.
Bei seinem letzten großen internationalen Auftritt ließ sich Lamine Diack die gute Laune nicht verderben. Bei der Leichtathletik-WM in Peking im vergangenen August schied der Präsident des Weltverbands IAAF aus dem Amt, zuvor gab er noch eine denkwürdige Pressekonferenz. Journalisten aus aller Welt konfrontierten den Senegalesen mit Fragen zu Korruption und Dopingvertuschung. Diacks Antworten waren vage und unverständlich, einige Pressevertreter verließen aus Protest den Raum. Während seiner Amtszeit konnte niemand dem 82-jährigen Diack etwas anhaben. Es ist also kein Zufall, dass er erst jetzt in juristische Schwierigkeiten gerät.
Am Mittwoch durchsuchten Polizisten die IAAF-Zentrale in Monte Carlo, bei den Ermittlungen geht es um Verstöße gegen Anti-Doping-Regeln. Diack selbst wird verdächtigt, für die Vertuschung von Blutdoping-Fällen 200 000 Euro aus Russland bekommen zu haben, juristisch gesehen geht es um Bestechlichkeit und Geldwäsche. Auch der Anti-Doping-Chef der IAAF wurde in Polizeigewahrsam genommen. Es geht also um Machenschaften im Führungszirkel des Verbands, der aus offensichtlichen Gründen an einer Selbstreinigung bislang nicht interessiert war.
In seinen 16 Jahren als IAAF-Präsident ist Diack viel vorgeworfen worden. Dass er sich in seinem Amt bereichert hat, gilt als sicher. Wirklich unter Druck geraten ist er aber nie. Das Sport-Business funktioniert in der Regel als geschlossenes System. Bewegung kommt nur von außen hinein, wenn sich die Justiz für Vorgänge interessiert, die intern alltäglich sind. Das gilt für die Fifa genauso wie für IAAF.