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Das Wohnzimmer der Eisbären-Fans: In den Kneipen im Fanbogen ist an Spieltagen viel los.
© Förderverein Fanbogen

Eisbären-Fantreffpunkt an der Arena am Ostbahnhof: Drohende Schließung: „Wir müssen lauter werden. Sonst sind wir weg"

Der Treffpunkt der Eisbären-Fans an der Mercedes-Benz-Arena muss Baucontainern weichen. Axel Hoppe vom Förderverein „Fanbogen“ sorgt sich um die Zukunft.

Herr Hoppe, seit wann sind Sie beim Fanbogen dabei?

Ich bin ein Mann der ersten Stunde, habe den „Förderverein Fanbogen“ vor etwa zehn Jahren mitgegründet.

Das war kurz nach dem Umzug vom Wellblechpalast in die neue Arena am Ostbahnhof. Wie kam es zur Gründung?

Im Welli hatten wir zwei Fankneipen und Räume für Trommeln und Fahnen. In der neuen Arena und drumherum gab es nichts. Durch den Fanbogen hatten wir wieder eine Heimat.

Der Fanbogen war zuerst an einem anderen Ort.

In den S-Bahnbögen hinter der Arena, daher auch der Name. In unmittelbarer Nähe wurde später ein Parkhaus gebaut. Die Autos sind kaum durchgekommen, weil zu viele Leute beim Fanbogen auf der Straße standen. Wir haben uns mit dem Verein zusammengesetzt, der uns die Fläche unter der Warschauer Brücke zur Verfügung gestellt hat. 2015 konnten wir zum jetzigen Standort umziehen.

Zahlt der Förderverein Miete?

Nur für die Nebenkosten kommen wir auf.

Einfach, aber bunt: Ursprünglich waren die Lokale in den S-Bahn-Bögen untergebracht, heute stehen sie zwischen S-Bahnhof Warschauer Straße und der Arena am Ostbahnhof.
Einfach, aber bunt: Ursprünglich waren die Lokale in den S-Bahn-Bögen untergebracht, heute stehen sie zwischen S-Bahnhof Warschauer Straße und der Arena am Ostbahnhof.
© Förderverein Fanbogen

Was bedeutet der Fanbogen für Sie?

Für mich ist es der Treffpunkt schlechthin. Vor und nach dem Spiel. Es ist das Kommunikationszentrum der gesamten aktiven Fanszene. Alles, was an Bannern, Fahnen, Spruchbändern oder Gesängen entwickelt wird, entsteht im Bogen.

Wie läuft das ab?

Wir sitzen zusammen, haben zehn dumme Ideen, aber auch zwei gute. Die bleiben übrig. Das geht nur, weil wir gemeinsam an einem Ort sind. Dafür ist der Bogen unter anderem da. Davon abgesehen kommen ja nicht nur mehrere Hundert Eisbären-Fans pro Spiel.

Sondern?

Auch Gäste-Fans. Die kriegen große Augen und sind begeistert. So etwas gibt es sonst nirgends in Deutschland. Das ist eine einmalige Geschichte, die wir aufgebaut haben. Wir haben alles selbst gemacht. Fußboden, Elektrik, alles. Das ist das Schöne, aber auch das Schlimme, wenn es wegfällt. Hier sind schon so viele tolle Sachen passiert.

Nennen Sie bitte ein paar Beispiele.

Es haben Geburtstage stattgefunden, sogar Hochzeiten. Was wir einnehmen, kommt den Fans und auch dem Verein zugute. Wir veranstalten beispielsweise Sommerfeste, haben Ausrüstungen für den Nachwuchs gekauft oder Geld für die Aktion Pink in the Rink zugunsten von Krebshilfe-Organisationen gespendet. Außerdem sehe ich eine soziale Komponente. Unsere jungen Fans haben einen wichtigen Anlaufpunkt.

Die Heimat der Fans ist in Gefahr, die Anschutz Entertainment Group als Eigentümer will die Fläche selbst nutzen. War das nicht absehbar?

Doch. Wir wussten von vornherein, dass es eine zeitlich begrenzte Geschichte ist. Wir machen seit zwei Jahren beim Verein darauf aufmerksam und sagen: Hier wird alles vollgebaut, was wird aus uns?

Und die Reaktion?

Wir sind im Dialog. Aber ich habe den Eindruck, der Verein hat es lange vor sich hergeschoben. Und jetzt bemerkt, dass es fast zu spät ist. Es ist fünf vor zwölf. Der Verein ist am Zug. Aber auch Anschutz könnte sich bewegen. Die Eisbären sind der größte Mieter, mit rund 30 Spieltagen und mehr als 300.000 Zuschauern pro Saison. Dadurch ist die Halle doch mit bekannt geworden.

Was tun die Fans?

Wir machen mit Bannern unter dem Hashtag „fanbogenbleibt“ auf uns aufmerksam. Das steht auch auf Plakaten, mit denen sich Fans fotografieren lassen. Die Unterstützung ist großartig, auch durch Fans von anderen Vereinen.

Aber wenn sich nichts tut, müssen wir lauter werden. Sonst sind wir in ein paar Monaten weg.

Fan der ersten Stunde: Axel Hoppe hat den Förderverein Fanbogen mitgegründet.
Fan der ersten Stunde: Axel Hoppe hat den Förderverein Fanbogen mitgegründet.
© Förderverein Fanbogen

Wie sehen die Vorschläge des Fördervereins Fanbogen aus?

Dort, wo unsere Container stehen, sollen Container für eine Bauleitung hin. Unser Vorschlag ist, die übereinanderzustapeln. Oben die Bauleitung, unten wir, mit einer Treppe außen. Wir würden bei unseren Spielen abends oder am Wochenende niemanden stören. Alternativ gibt es vom Verein den Vorschlag, nach einem Objekt in der Nähe zu suchen. Aber das dauert. Bis das bei Anschutz in Los Angeles ankommt, ist die Saison vorbei.

Haben Sie noch Hoffnung, dass eine Lösung gefunden wird?

Durch unsere Aktionen haben wir viel Aufmerksamkeit bekommen. Ich hoffe, dass sich jemand findet, der in der Nähe ein Gelände hat, wo noch etwas Platz ist und uns schnell hilft.

An wen denken Sie?

An einen Fan oder jemanden, der die Idee des Fanbogens einfach gut findet.

Sollte keine Variante klappen, verschwindet der Fanbogen 2019 – mit welchen Folgen?

Daran will keiner von uns denken. Wir haben immer gesagt: Viele Zuschauer kommen in die Halle, damit sie uns trampeln und schreien hören. Aber wenn uns nichts mehr einfällt zum Trampeln und Schreien, weil wir uns nicht mehr treffen können, keine Choreos mehr vorbereiten können, ist die Stimmung in spätestens ein bis zwei Jahren im Eimer.

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