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Ein Jahr nach Anschlag auf BVB-Bus: Dortmunder Spieler leiden noch immer unter Trauma

Am 11. April 2017 explodierten nahe dem BVB-Mannschaftsbus drei Sprengsätze. "Der Vorfall hat mein Leben verändert", sagt Torwart Weidenfeller. Auch andere Spieler kämpfen noch mit den Nachwirkungen.

Am Ort des Anschlags herrscht längst wieder Idylle. Die Hecke vor dem mondänen Hotel im Dortmunder Süden, in der drei Sprengsätze deponiert waren, ist ein Jahr nach dem Attentat auf das Fußballteam von Borussia Dortmund wieder dicht zugewachsen. Und doch bekommt mancher BVB-Profi gelegentlich noch immer ein mulmiges Gefühl, wenn der Mannschaftsbus auf dem Weg zum nächsten Heimspiel die Stelle passiert. Als Zeuge vor dem Dortmunder Landgericht gab Torhüter Roman Weidenfeller unlängst zu, noch heute psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen: „Der Vorfall hat mein Leben verändert. Die Aufarbeitung ist noch nicht abgeschlossen.“

Der Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter Sergej W., der am 21. Dezember begann, weckt bei allen Beteiligten Erinnerungen. „Das war schon wieder weit weg. Aber mit den Aussagen sind die Ereignisse wieder näher gekommen. Aber es geht nichts anders, wir müssen das irgendwie verarbeiten“, sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Freimütig sprachen diverse Profis in den vergangenen Tagen vor Gericht über Beklemmungen und Schlaflosigkeit. Vor allem der beim Anschlag am Arm verletzte und mittlerweile nach Spanien gewechselte Marc Bartra gewährte einen tiefen Blick in sein Innenleben: „Ich hatte Todesangst. Ich fürchtete, meine Familie nie wiederzusehen.“

Geständnis des Angeklagten

Nur mit viel Glück entgingen die meisten Businsassen am 11. April 2017 bei der Abfahrt zum Champions-League- Spiel gegen AS Monaco schweren Verletzungen, als fingerlange Metallbolzen nach der Detonation von drei Bomben einige Scheiben zerschlugen. Fieberhaft wurde ermittelt. Waren es wirklich Islamisten? Oder Linksextreme, militante Fußballfans oder Rechte? Doch für die perfide Tat gab es weder religiöse noch politische Beweggründe. Vielmehr ging es offensichtlich um Habgier. Das angebliche Motiv des vermeintlichen Täters Sergej W., der viel Geld auf einen durch den Anschlag verursachten Kursverlust der BVB-Aktie gesetzt haben soll, macht die Tat zu einem beispiellosen Verbrechen in der deutschen Kriminalgeschichte. Mittlerweile hat der Angeklagte vor Gericht die Tat gestanden, aber jeden Tötungsplan bestritten. Sein Urteil erwartet Sergej W. frühestens im Juni.

Auch innerhalb des Vereins wirkte das Geschehen lange nach. Einen folgenschweren Effekt hatte das Attentat vor allem auf das Verhältnis zwischen Trainer und Vorstand. Die Frage, ob das Spiel gegen Monaco bereits am nächsten Tag hätte nachgeholt werden dürfen, führte zu einem öffentlich ausgetragenen Disput zwischen Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Trainer Thomas Tuchel. Selbst der Pokalsieg in Berlin gegen Frankfurt konnte die Parteien nicht versöhnen. Drei Tage später verkündeten beide Seiten die Trennung.

Dass die Viertelfinal-Partie in der Champions League gegen Monaco in aller Eile nachgeholt wurde, belastete einige Profis wie Sven Bender, der im Sommer zum Ligakonkurrenten Bayer Leverkusen gewechselt ist: „Ich glaube, wir haben alle einen großen Fehler gemacht.“ Trotz der emotionalen Aussagen vieler Spieler sieht die Uefa heute keinen Grund, die damalige Entscheidung anzuzweifeln. Die Entscheidung sei „in Kooperation und kompletter Zustimmung mit Klubs und Behörden“ getroffen worden, hieß es. Was Weidenfeller von solchen Argumenten hält, brachte er vor Gericht deutlich zum Ausdruck: „Aus meiner Sicht ist es immer noch unverständlich, dass man uns nicht einmal einen Moment der Ruhe gegönnt hat. Wir sind doch Menschen und keine Maschinen.“ (dpa)

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