zum Hauptinhalt
Unglücklicher Nachmittag: Hertha BSC verliert nach zweiten späten Gegentoren mit 0:2 gegen den VfL Wolfsburg. Bereits zur Pause mussten zudem zwei wichtige Spieler der Berliner verletzt raus.
© dpa
Update

Hertha BSC verliert beim VfL Wolfsburg: Doppeltes Unglück

Unglücklicher Nachmittag: Hertha BSC verliert nach zweiten späten Gegentoren mit 0:2 gegen den VfL Wolfsburg. Bereits zur Pause mussten zwei wichtige Hertha-Spieler verletzt raus.

50 Minuten vor dem Anpfiff zeigte der VfL Wolfsburg, was er unter guter Gastfreundschaft versteht. Sehr zur Freude der 2500 angereisten Berliner Fans wurde die Hertha-Hymne in der Arena angespielt. Das sollte es eigentlich an Nettigkeiten gewesen sein von Seiten der Gastgeber. So ihr Plan. Doch die Berliner erwiesen sich dann im Spiel lange Zeit als ein sehr aufsässiger Widerpart. Erst in der Schlussphase schoss der Vizemeister den letztlich verdienten 2:0 (0:0)-Sieg heraus. Herthas Trainer Pal Dardai wartete mit zwei Überraschungen auf. Für den bisherigen Stammstürmer Salomon Kalou startete erstmals Vedad Ibisevic. Und für die Planstelle im zentralen Mittelfeld neben Per Skjelbred erhielt Tolga Cigerci den Vorzug gegenüber Alexander Baumjohann und Jens Hegeler. Im März stand Cigerci das bislang letzte Mal auf dem Platz, in der gesamten vergangenen Saison brachte es Cigerci wegen einer Kapselverletzung am Zeh und eines Ermüdungsbruchs im rechten Fuß auf gerade mal 77 Einsatzminuten – weniger als ein gewöhnliches Fußballspiel andauert.

Tolga Cigerci war der Taktgeber im Spiel von Hertha BSC

Doch die lange Ausfallzeit sah man Cigerci nicht an. Er übernahm schnell das Kommando auf dem Platz und war Takt- und Ideengeber. Er war immer anspielbar und was er tat, hatte meist Hand und Fuß. Und auch das Mitwirken von Ibisevic zahlte sich aus. Er war ein Zielspieler, der – anders als Kalou – den Ball vorn auch mal halten oder verteilen konnte. So auch nach einer guten Viertelstunde, als er per Kopf auf Genki Haraguchi verlängerte, der den Ball mit der Brust annahm und volley abzog. Der Wolfsburger Torwart Diego Benaglio reagierte prächtig und wehrte den Ball zur Ecke ab. Den folgenden Eckball nutze dann Ibisevic zu einer artistischen Einlage. Per Fallrückzieher prüfte er erneut Benaglio, der zur Ecke klären konnte.

Doch beide Spieler waren auf Grund ihrer Vorgeschichte nur für 60 Spielminuten eingeplant gewesen, wie es hinterher Dardai sagte. Dieses Vorhaben zerstob bereits kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit. Wenige Minuten vor dem Pausenpfiff sank Sebastian Langkamp freiwillig im eigenen Strafraum nieder. Kurz zuvor war Herthas Innenverteidiger unglücklich in einen Pressschlag mit dem Wolfsburger Josuha Guilavogui geraten, wobei er sich verletzt hatte. Langkamp probierte es noch ein Weilchen, aber dann signalisierte er, dass es nicht mehr geht. Für ihn kam noch vor dem Halbzeitpfiff Herthas Neuzugang Niklas Stark.

Und auch Thomas Kraft musste bei Halbzeit in der Kabine bleiben. Bei einer Ecke kurz vor dem Pausenpfiff hatte er sich im Luftkampf mit Naldo an der Schulter verletzt. Für ihn startete Rune Jarstein in den zweiten Abschnitt. Herthas Trainer musste also auf zwei neuralgischen Positionen verletzungsbedingt tauschen. „Diese beiden Spieler nimmst du sonst nie vom Feld“, sagte Dardai.

Güntehr Perl verweigerte insgesamt drei Elfmeter

Es dauerte nicht lange, da hätte der VfL daraus Kapital schlagen können. Jarstein konnte im Luftkampf gegen Nicklas Bendtner einen hohen Ball nicht festhalten, den freien Ball auf Höhe des Elfmeterpunktes verteidigte dann Stark robust und mit etwas Glück. Ein Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Günter Perl blieb da ebenso aus wie auch zweimal auf der Gegenseite. Einmal wurde Mitchell Weiser im Strafraum von den Beinen geholt, kurz darauf geschah dies auch Ibisevic. Hier hatte Wolfsburg Glück. „Ich hasse solche Spiele“, sagte Ibisevic hinterher, „du investierst viel und kannst nichts mitnehmen.“

Zwar konnte Rune Jarstein nach gut einer Stunde noch glänzend parieren gegen Caligiuri (Flachschuss) und Draxler (Kopfball), doch Hertha konnte sich in der Schlussphase nicht mehr mit eigenen Offensivaktionen Luft verschaffen. Der Champions-League-Teilnehmer drängte die Berliner tief in die eigene Hälfte zurück. Und so passierte, was sich mit zunehmender Zeit immer mehr angedeutet hatte. Nachdem Weiser einen der wenigen Angriffe trotz Überzahl an eigenen Mitspielern nicht an den Mann bringen konnte, leitete der VfL den spielentscheidenden Gegenstoß ein. Marvin Plattenhardt hob eine Abseitsstellung auf und der für Bendtner eingewechselte Angreifer Bas Dost schob den Ball mühelos zur Wolfsburger Führung ein. Jarstein war machtlos. Kurz vor dem Abpfiff verwandelte Dost dann noch einen von Fabian Lustenberger an Draxler verursachten Foulelfmeter zum 2:0-Endstand. In der ersten Halbzeit hatte Hertha das Spiel lange ausgeglichen gestalten können. Es war eine sehr intensive Begegnung, die gerade den Berlinern sehr viel Aufwand abverlangte. Meist stand Hertha gut und ließ gegen die Offensivwucht des VfL erst in der Schlussviertelstunde Chancen zu. „Leider haben wir vor dem 0:1 den Konter nicht richtig zu Ende gespielt“, sagte Dardai. Das dürfe nicht passieren, „es hat das Spiel entschieden.“ Entschieden ist wohl auch, dass sowohl Kraft als auch Langkamp für das Heimspiel am Dienstag gegen Köln fehlen werden.

Zur Startseite