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Crash in er ersten Kurve. Vettel im Ferrari rammt Rosberg, der immerhin noch weiterfahren kann und am Ende Dritter wird.
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Update

Formel 1 in Malaysia: Doppelsieg für Red Bull - Glück im Unglück für Rosberg

Nico Rosberg liegt nach einem Startunfall mit Sebastian Vettel anfangs weit zurück. Doch am Ende fühlt sich Platz drei für ihn wie ein Sieg an - weil Lewis Hamilton in Führung liegend ausscheidet.

Der brennende Motor von Lewis Hamilton hat Nico Rosberg beim Mercedes-Pannenrennen in Malaysia die WM-Führung gerettet. Nach einem Crash mit Sebastian Vettel in der ersten Kurve jagte Rosberg am Sonntag in Sepang noch auf Platz drei hinter dem Red-Bull-Duo Daniel Ricciardo und Max Verstappen und profitierte zudem vom Riesenpech seines Formel 1-Teamkollegen. „No, no, noooo!“, schrie Hamilton verzweifelt, als er in Führung liegend in Runde 41 mit qualmendem Heck ausrollte.

„Ich kann mir vorstellen, wie es Lewis jetzt geht. Er muss völlig frustriert sein“, sagte Rosberg, der vor den letzten fünf Grand Prix des Jahres nun 23 Punkte Vorsprung auf den britischen Titelverteidiger hat. Auch eine 10-Sekunden-Strafe wegen eines harten Überholmanövers gegen Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen hatte Rosberg weggesteckt, mit einer starken Aufholjagd vom Ende des Feldes den Podiumsplatz erkämpft und daher bei der Siegerzeremonie Champagner aus dem Schuh des übermütigen Ricciardo trinken müssen.

Rosbergs Leistung reichte jedoch nicht, um Mercedes wie erhofft vorzeitig den Titel in der Konstrukteurswertung zu sichern. Durch den Doppelerfolg des Red-Bull-Teams mussten die Silberpfeile die geplante Party zumindest bis zum nächsten WM-Lauf in Japan am kommenden Sonntag verschieben.

Mehr beschäftigte das Werksteam aber der Frust ihres Weltmeisters. „Wir haben Lewis hängenlassen“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Tief enttäuscht hatte sich Pole-Mann Hamilton nach dem Aus auf den Rasen neben seinem Auto gekniet. Bei der Rückkehr an der Box habe er Tränen in den Augen seiner Mechaniker gesehen, berichtete der 31-Jährige. Seit seinem Erfolg in Hockenheim am 31. Juli wartet der dreimalige Champion nun schon auf einen weiteren, den 50. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere.

In der ersten Wut attackierte Hamilton sogar seinen Arbeitgeber. „Ich kann einfach nicht glauben, dass dieser Motor geplatzt ist“, wetterte er und verlangte Erklärungen. „43 Motoren hat Mercedes-Benz gemacht, und es passiert immer nur mir.“ Später relativierte er diese Aussagen. „Das war in der Hitze des Augenblicks. Da darf er alles sagen“, versicherte Boss Wolff.

Vettel wurde nach dem Rennen noch von den Kommissaren bestraft

Der Schreck über ein Rennen voller Rückschläge saß tief bei Mercedes. Rosbergs Ambitionen auf den vierten Sieg in Serie waren schon nach 700 Metern dahin. Vettel hatte sich mit seinem Ferrari nach dem Start an Verstappen vorbeigedrängt und hielt rücksichtslos Kurs auf der Innenbahn. Dort kollidierte er mit Rosberg. Beim Ferrari brach die Vorderradaufhängung, Vettels Arbeitstag war vorbei. Rosberg drehte sich, sah das komplette Feld an sich vorbeiziehen, konnte aber immerhin weiterfahren.

„Schade für den Nico, weil der gar nichts dafür kann“, konstatierte Vettel, behauptete aber: „Ich konnte den Unfall nicht mehr vermeiden.“ Die Rennkommissare sahen das anders. Vettel habe einen „kleinen Fehler“ gemacht und damit den Crash verursacht. Daher muss der Hesse in Japan drei Plätze weiter hinten starten.

Ein Jahr nach seinem ersten Erfolg im Ferrari in Malaysia erreichte Vettel in seiner zweiten Saison bei der Scuderia damit einen weiteren Tiefpunkt. Er ist erstmals in seiner Karriere 22 Rennen ohne Sieg.

Landsmann Rosberg indes betrieb erfolgreich Schadensbegrenzung. „Insgesamt hätte ich mir einen besseren Tag gewünscht. In Kurve eins dachte ich schon, es ist alles vorbei. So zurückzukämpfen und aufs Podium zu kommen, ist natürlich toll“, sagte der WM-Spitzenreiter. „Ich bin ein wenig müde nach diesem Rennen, aber insgesamt ist es ein guter Moment für mich“, fügte Rosberg hinzu.

Pure Glücksgefühle überwältigten indes den Australier Ricciardo. Zwei Jahre hatte er auf seinen vierten Karriere-Sieg warten müssen. „Es war eine sehr emotionale Zeit“, sagte Ricciardo. Während des Rennens hatte er sich mehrerer Attacken seines Teamkollegen Verstappen erwehrt, dies sicherte ihm am Ende den Erfolg. „Ich brauche einen Drink“, funkte Ricciardo bei der Zieldurchfahrt erschöpft an die Box.

Im 16. der 21 Saisonrennen gewann damit erst zum zweiten Mal keiner der beiden Mercedes-Fahrer. In Barcelona hatte Verstappen vom Crash zwischen Rosberg und Hamilton profitiert und gleich in seinem ersten Grand Prix im Red Bull triumphiert.

Nutznießer der prominenten Ausfälle am Sonntag waren auch Nico Hülkenberg, der es im Force India auf Rang acht schaffte, und Pascal Wehrlein im Manor auf Platz 15. (dpa)

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