Basketball-EM: Dirk Nowitzki: "Würdig, unwürdig – ich habe das ganze Turnier über gekämpft"
Nach dem knappen Aus gegen Spanien bei der Basketball-Europameisterschaft steht Dirk Nowitzki vor dem Abschied - wenn Olympia nicht dazwischen kommt.
Selbst nach der Schlusssirene wollte Dirk Nowitzki noch nicht aufgeben. Während sich die spanischen Nationalspieler überglücklich in die Arme fielen, stürmte der 37-Jährige auf die Schiedsrichter zu und brüllte mit weit aufgerissenen Augen auf sie ein. Nowitzki riss an seinem Trikot, um den Unparteiischen zu demonstrieren, wie sein Gegenspieler Nikola Mirotic in der letzten Szene eines dramatischen Spiels mit ihm umgesprungen war. Der deutsche Aufbauspieler Dennis Schröder hatte drei Sekunden vor Schluss den letzten von drei Freiwürfen vergeben, Mirotic hinderte Nowitzki mit allen Mitteln am Offensivrebound, die Spanier retteten ihren 77:76 (41:38)-Sieg ins Ziel. Durch die vierte Niederlage im fünften Gruppenspiel schied die deutsche Basketball-Nationalmannschaft vor heimischem Publikum bereits in der EM-Vorrunde aus. Mit einem Sieg, mit zwei Punkten mehr, hätte sie den großen Favoriten Spanien aus dem Turnier geworfen und das Achtelfinale in Lille erreicht.
Dirk Nowitzki stand noch einen Moment lang ganz allein im Mittelkreis der Arena am Ostbahnhof, winkte und klatschte ins Publikum und ging dann nach 153 Länderspielen und 3045 Punkten fürs Nationalteam mit Tränen in den Augen vom Feld. Die Zuschauer verabschiedeten den besten deutschen Basketballer aller Zeiten mit großem Jubel, auch wenn seine zehn Punkte nicht gereicht hatten, um Spanien zu besiegen.
Nowitzki ließ am Donnerstagabend noch offen, ob das EM-Aus auch seinen endgültigen Abschied aus dem Nationalteam bedeutet. „Direkt nach dem Spiel dachte ich: Das war's“, sagte er. Dann klärte ihn aber jemand auf, dass es für Olympia 2016 drei Qualifikationsturniere geben wird. Der Deutsche Basketball-Bund (DBB) hat die Absicht, sich für die Ausrichtung zu bewerben – und würde als Gastgeber daran teilnehmen dürfen. „Ich wusste gar nicht, dass wir da eine Wildcard bekommen könnten“, sagte Nowitzki, in diesem Fall könne man sich bestimmt noch mal zusammensetzen.
"Dumme Fehler haben das deutsche Team um den Erfolg gebracht"
Der NBA-Profi der Dallas Mavericks und seine Mitspieler haderten damit, die drei Spitzenteams aus Serbien, Italien und Spanien jeweils am Rande einer Niederlage gehabt zu haben. „Normalerweise musst du da mindestens ein Spiel gewinnen“, sagte Nowitzki, dumme Fehler hätten das deutsche Team um den Erfolg gebracht. Auch gegen Spanien unterliefen den beherzt kämpfenden Deutschen unnötige Ballverluste und Unkonzentriertheiten in der Verteidigung. Sieben Minuten vor Schluss lagen sie mit 13 Punkten zurück, gaben aber ebenso wenig auf wie die 13.050 Zuschauer, die die Mannschaft nach vorn peitschten.
Eineinhalb Minuten vor Spielende schien die Partie beim Stand von 73:66 für Spanien trotzdem verloren, ehe Nowitzki und der völlig furchtlos aufspielende 22-jährige Berliner Maodo Lo (14 Punkte) mit zwei Dreiern wieder verkürzten. Fast mit der Schlusssirene wurde Schröder bei einem verzweifelten letzten Dreipunktewurf bei drei Punkten Rückstand gefoult. Der 21-Jährige traf erst einen Freiwurf, dann auch den zweiten – doch der dritte, der Deutschland wie schon gegen Italien in die Verlängerung gebracht hätte, ging daneben.
Nowitzki lobte zum Abschied NBA-Kollege Dennis Schröder
„Der Ball kam schon ein bisschen komisch aus meiner Hand“, sagte Schröder hinterher. Der NBA-Profi der Atlanta Hawks zeigte sein bestes Spiel bei dieser EM und war mit 26 Punkten bester deutscher Werfer. „Gegen die Topmannschaften war es immer knapp“, resümierte Schröder, der während der EM auch viel kritisiert worden war. „Wir haben eine starke Mannschaft und eine gute Zukunft vor uns. Aber wir müssen auch erst einmal Erfahrung sammeln.“ Nowitzki lobte zum Abschied seinen jungen NBA-Kollegen: „So einen Aufbauspieler hatten wir in Deutschland noch nie.“
Während seine Mitspieler betonten, was es für eine Ehre gewesen sei, mit dem NBA-Champion von 2011 auf dem Feld gestanden zu haben, war der 37-Jährige mit seiner eigenen Leistung unzufrieden. Das Vorrunden-Aus im eigenen Land sei eine der bittersten Erfahrungen in seiner 17-jährigen Profikarriere. Ob es ein würdiges Ende für seine Zeit in der Nationalmannschaft gewesen sei, wurde er noch gefragt. „Würdig, unwürdig – ich habe das ganze Turnier über gekämpft.“ Sogar dann noch, als bereits alles verloren war.
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