Hans Lindberg von den Füchsen Berlin: Dieser Handballer hat Style
Hans Lindberg ist 40 Jahre alt und einer der besten Rechtsaußen in der Handball-Bundesliga. Nun hat er auch sein Interesse für Mode zum Geschäft gemacht.
Hans Lindberg kommt gerade aus der Sauna. Nach dem körperlich anspruchsvollen Spiel der Füchse gegen Erlangen am Sonntag, brauchte sein Körper ein wenig Extraaufmerksamkeit. „Normalerweise bekomme ich auf Außen nicht so viel ab, aber diesmal war es ganz schön hart“, sagt Lindberg, der mit seinen sieben Treffern erneut zu den besten Berliner Werfern gehörte. „Aber wir haben gewonnen, und darauf kommt es an.“
Bei den Füchsen läuft es mit sieben Siegen in Serie momentan einfach – genauso wie bei Hans Lindberg. Der mittlerweile 40-Jährige führt wieder einmal die Torschützenliste seiner Mannschaft an und kommt dabei auf eine bemerkenswerte Quote von über 81 Prozent, bei den Strafwürfen sind es sogar über 83. Von vermeintlicher Altersschwäche ist keine Spur.
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Damit stehen auf dem Konto des dänischen Routiniers in der Bundesliga bereits über 900 Treffer für die Füchse. 2547 Treffer sind es, wenn man die Gesamtzahl seiner bisher 409 HBL-Spiele betrachtet. Und damit nicht genug. Lindberg kratzt an einer Landmarke, von der er selbst nie gedacht hatte, sie erreichen zu können. Mit aktuell 1187 verwandelten Siebenmetern kommt er der Bestmarke seines Landsmannes Lars Christiansen, der von 1996 bis 2010 zu einer Institution bei der SG Flensburg-Handewitt wurde, stetig näher. Nur 37 Treffer fehlen noch, um den, als in Stein gemeißelt angenommenen, Rekord zu brechen.
„Das wusste ich nicht. Jetzt mache ich mir Gedanken“, scherzt Lindberg. Denn wenn der Routinier mit einem gut umgehen kann, dann ist es Druck. Nerven zeigt er selten. Vielleicht auch, weil Lindberg niemand ist, dem Statistiken viel bedeuten. Ohnehin muss er nichts mehr beweisen, hat er doch so gut wie alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt.
„Das ist eine schöne Zahl. Aber mein Ziel ist es nicht, irgendeinen Rekord zu brechen. Ich versuche, so erfolgreich wie möglich für die Mannschaft zu sein. Und wenn ich sehe, was da schon alles zusammengekommen ist, bin ich stolz“, sagt Lindberg, der sich Europameister, Weltmeister, Europapokal-Sieger, Champions League-Sieger, Super-Globe-Gewinner, Deutscher Pokal-Sieger und Deutscher Meister nennen darf.
Doch das ist nur eine Seite des gebürtigen Isländers, der mit seinen Eltern im Kindesalter nach Dänemark auswanderte. In diesem Jahr hat Lindberg seiner beeindruckenden Bilanz außerhalb des Sports eine weitere Facette hinzugefügt und eine eigene Kleidungsmarke herausgebracht. Aus seinem Interesse für Mode sind über die Jahre gute Kontakte in der Branche herangewachsen und nachdem er bereits vor einiger Zeit zusammen mit einer Freundin und zwei weiteren Partnern die Firma „Styleways Nordic“ gegründet hatte, um als Agentur für verschiedene Marken zu fungieren, wurde es nun Zeit für eine Eigenkreation.
"Wir sollten uns Gedanken über unseren Konsum machen"
„Re do“ heißt das neue Label – und der Name ist Programm. Aus recycelten Materialien wird hochwertige Kleidung entwickelt, die sowohl für den Alltag als auch für den Sport geeignet ist. „Seitdem ich Kinder habe, mache ich mir über solche Dinge viel mehr Gedanken“, sagt der Vater zweier Kinder. „Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema und das wird in der Zukunft nur zunehmen.“
„Wir sollten uns alle mehr Gedanken über unseren Konsum machen. Man muss ja nicht immer alles neu kaufen. Diesbezüglich gibt es noch viele Ideen, an denen wir gerade arbeiten“, so Lindberg weiter. Viel Wert setzt seine Firma dabei auch auf die Erschwinglichkeit der Produkte, die qualitativ hochwertig aber nicht überteuert sein sollen. Bisher geht das Konzept auf und Lindberg und seine Kollegen hoffen, den Vertrieb bald über Skandinavien hinaus auf Deutschland und andere Länder ausweiten zu können.
„Für mich es es eine andere Welt und es macht Spaß, dass ich meinen Kopf für etwas anderes nutzen kann, als nur für Handball“, sagt Lindberg, für den es an manchen Tagen gar nicht so einfach ist, Familie, Firma und Sport miteinander in Einklang zu bringen.
Doch wenn andere am Morgen vor dem Spiel sich die Zeit im Hotel mit Play Station-Spielen oder Serienschauen vertreiben, ist Lindberg eben ab um 7 Uhr am Telefon geschäftig. „Natürlich bereite ich mich auch auf die Spiele vor, aber wenn ich nichts zu tun hätte, würde ich unruhig werden“, erklärt Lindberg.
Alte Liebe Hamburg
Dass dieses Prinzip für ihn funktioniert, zeigt Lindberg momentan in jedem Spiel aufs Neue, indem er seine Weltklasse unter Beweis stellt. Die nächste Chance dafür erhält er im heutigen DHB-Pokal-Spiel beim HSV Hamburg (19 Uhr/ Sky Sportnews).
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Interessant dabei: Beim letzten und einzigen Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften im Pokal im Jahr 2010 war Lindberg noch bei den Hanseaten unter Vertrag und mit Johannes Bitter steht ihm nun sogar einer seiner damaligen Weggefährten gegenüber.
„Die Duelle mit Jogi sind immer etwas Besonderes“, sagt Lindberg über den deutschen Nationaltorhüter. „Ich freue mich auf das Spiel und darauf, wieder in der Halle auflaufen zu können. Es ist auch schon zu sehen, dass der HSV wieder aufgestiegen ist. Eine Stadt wie Hamburg braucht einen Bundesligisten im Handball.“
Dass in der zweiten Runde auf dem Weg zum anvisierten Final Four in der Elbestadt kein üblicher Aufsteiger auf die Berliner wartet, ist Lindberg bewusst. Denn die Hamburger haben sich seit dem Zwangsabstieg im Jahr 2016 nicht nur eine schlagkräftige Mannschaft aus der eigenen Jugendarbeit aufgebaut, sondern sich in diesem Jahr neben Bitter durch weitere erfahrene Kräfte wie den dänischen Linksaußen Caspar Mortensen und Manuel Späth am Kreis verstärkt.
„Das wird wieder ein hartes Spiel. Aber wir fahren da sicher nicht hin, um Geschenke zu verteilen“, sagt Lindberg. Der Rechtsaußen wird ohne Frage wieder alles geben, um mit seiner Mannschaft siegreich vom Feld zu gehen. Körperlich fühlt sich Lindberg, dessen Vertrag nach dieser Saison ausläuft, bestens ausgeruht. Er könnte nach eigenen Worten noch fünf oder sogar zehn Jahre weiterspielen – Hauptsache die Freude am Spiel geht nicht verloren. Und wer weiß, liefert Lindberg weiter so ab, winkt vielleicht ein weiteres Jahr in Berlin.