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Hier jubelt der Nachwuchs. Die Spieler von Hertha BSC um Torwart Dennis Smarsch mit der Trophäe nach dem 3:1 gegen Schalke im Finale um die Meisterschaft. Foto: Horstmüller/Imago
© imago/Horstmüller

Gewinn der Deutschen Meisterschaft: Die U 19 von Hertha BSC ist ein goldener Jahrgang

Herthas U-19-Mannschaft ist auch ein Versprechen für die Profis. Manager Michael Preetz sieht einen „goldenen Jahrgang“.

Der Uhrzeiger deutete auf die Drei, als der A-Junioren-Tross von Hertha BSC Montagnacht wieder in Berlin ankam. Mit dem deutschen Meisterpokal im Gepäck – und vielen unvergesslichen Erinnerungen. Die Party war damit aber trotzdem erstmal beendet. „Es war ein langer Tag“, sagte Trainer Michael Hartmann. „Wir waren alle ganz schön geschafft, einige Spieler mussten am nächsten Nachmittag auch wieder zur Schule. Es wird bestimmt noch was offen gehabt haben, aber ich weiß nicht, ob die Jungs nochmal losgezogen sind und was gefunden haben“, lachte Hartmann.

Was seine Spieler zuvor in jedem Fall gefunden hatten, war der Weg zu denkwürdigem Ruhm. Zum ersten Mal in der Geschichte von Hertha BSC holte eine A-Jugend-Mannschaft den deutschen Meistertitel nach Berlin. Mit 3:1 (2:0) behaupteten sich die Berliner gegen Schalke 04, das seine jüngsten drei Finals davor allesamt gewonnen hatte. Aber nicht an diesem 27. Mai 2018. Die Treffer von Panzu Ernesto, Florian Krebs und Arne Maier ließen den Gelsenkirchenern keine Chance. Es war zuvor überhaupt erst einer Hauptstadtvertretung gelungen, diesen Titel zu gewinnen, und zwar Hertha 03 Zehlendorf im Jahr 1970. „Es war das 50. Finale um die deutsche Meisterschaft und unser erster Triumph. Das zeigt ja schon, wie besonders das ist“, sagte Hartmann. Auch Weltmeister Jerome Boateng, der seinerzeit als Hertha-Junior Meister in der B-Jugend, aber nie in der darüber liegenden Altersstufe wurde, gratulierte via Twitter zu diesem historischen ersten Erfolg.

Für Michael Hartmann war es zwar schon die zweite Meisterschaft, 2010 war er bereits mit der U 19 von Hansa Rostock erfolgreich – auch für die Hanseaten war der Titel damals ein Novum. Der 43-jährige Fußballlehrer will die Zierde aber nicht für sich allein. „Das ist letztlich eine Teamleistung aller Trainer, durch deren Hände die Spieler gehen“, sagt Hartmann. Und auch Sportgeschäftsführer Michael Preetz sagte im Interview mit „DFB.de“: „Wir sind dafür bekannt, schon viele Jahre lang eine gute Nachwuchsarbeit zu machen. In der B-Jugend waren wir schon viermal Deutscher Meister.“

Preetz: "Das ist schon ein besonderer Jahrgang"

Trotzdem überlagert dieser Jahrgang alles bisher Dagewesene im Nachwuchs von Hertha BSC. Dessen ist sich auch Preetz bewusst. „Unsere U 19 ist eine von vielen guten Mannschaften in den letzten Jahren – die 1999er sind aber schon ein besonderer Jahrgang“, sagt er. Bereits vor dem Endspiel wurde die schon Bundesliga erprobte Generation um Palko Dardai, Julius Kade, Florian Baak und „Flagschiff“ (Preetz) Arne Maier als „goldener Jahrgang“ gepriesen. Und nach der Krönung umso mehr.

Bei aller Euphorie wird es aber auch dienlich sein, das Geschaffte richtig einzuordnen. Hertha BSC sieht hoffnungsvolle Talente aus seinem Unterbau anklopfen. Es drängten wohl noch nie so viele junge Eigengewächse in den Profikader. Dennoch bedeutet das alles nicht, dass Hertha mit diesem Nachwuchs künftig auch in der Bundesliga die Vorherrschaft übernehmen wird. „Es wäre vermessen, zu glauben, dass das jetzt im Profibereich so weitergeht“, sagt auch Hartmann.

Zweifelsohne kann man mit einem solchen Jahrgang anders planen als mit einem Zötus, der am Ende Zehnter in der A-Junioren-Nordstaffel wird. „Du kannst trotzdem nicht sagen, der und der wird Profi“, sagt Hartmann. „Die Jungs müssen nach diesem Erfolg weiter arbeiten und weiter mehr machen als andere. Das muss auch ein Arne Maier tun.“ Es gibt schließlich nicht wenige Fußballer, die diesen Titel ebenfalls gewonnen haben und hernach in der Verbandsliga gelandet sind oder irgendwann gänzlich mit dem Fußball abgeschlossen haben, ohne jemals Profi gewesen zu sein.

Die Zukunft von Meistertrainer Michael Hartmann scheint dagegen gewiss zu sein. Mehr oder weniger zumindest. Der frühere Hertha-Profi und Ex-Nationalspieler fühlt sich wohl im Nachwuchs. „Im Profigeschäft brauchst du Ergebnisse, ich will aber Mannschaften entwickeln.“ Und manchmal gelingt sogar beides.

Steven Wiesner

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