Uefa Youth League: Die U 19 von Hertha BSC bezwingt Paris St. Germain
2:1 nach 0:1 - die U 19 von Hertha BSC begeistert in der Uefa Youth League und schaltet Paris St. Germain aus. Im März geht es im Achtelfinale weiter.
Kurz vor dem Anpfiff kamen noch etliche Leute die Friedrich-Friesen-Allee hoch. Vor dem Kassencontainer stand eine lange Schlange, die Tribüne im Amateurstadion von Hertha BSC war bereits gut gefüllt, und im Block in der Ecke hatten sich die Ultras des Berliner Fußball-Bundesligisten häuslich eingerichtet. Es kommt ja auch nicht alle Tage vor, dass Hertha ein europäisches Schwergewicht wie Paris St. Germain zu einem internationalen Pflichtspiel empfängt – selbst wenn es nur die Youth League ist und die beiden U-19-Teams aufeinander treffen. „In Europa kennt euch keine Sau!“, sangen die Ultras von Hertha BSC. Und zumindest der Nachwuchs der Pariser wird daran in dieser Saison nichts mehr ändern können. Etwas überraschend setzte sich der deutsche A-Jugend-Meister aus Berlin mit 2:1 (0:1) gegen den Favoriten aus Frankreich durch. Während PSG nach dem Spiel standesgemäß mit dem Privatjet nach Paris zurückflog, geht es für Hertha im März mit dem Achtelfinale weiter.
Im fünften Youth-League-Spiel feierte das Team von Trainer Michael Hartmann seinen fünften Sieg – und was für einen. Bis eine Viertelstunde vor Schluss führten die Gäste, die die Angelegenheit nur noch routiniert zu Ende spielen wollten. Doch dann erzielte erst Florian Krebs mit einem Dropkick den Ausgleich, ehe Nikos Zografakis fünf Minuten vor dem Abpfiff mit einem wuchtigen Schuss zum 2:1 traf. „Mit meinem schwachen Fuß. Überragend!“, sagte er. Die komplette Ersatzbank kam ihm nach dem Treffer im Sprint entgegen. „Das ist ein geiles Gefühl, dass wir so jubeln“, sagte Zografakis.
Die Franzosen wirkten lange furchtlos und entschlossen
Hertha hatte noch ein paar bange Momente zu überstehen, inklusive eines Pfostenschusses in der fünften Minute der Nachspielzeit. Dann brach unter den 1831 Zuschauern der Jubel los. „Die Jungs haben alles reingeworfen und sich gewehrt. Ich bin unheimlich stolz“, sagte Trainer Hartmann. „Gegen so eine namhafte Mannschaft zu gewinnen, das ist schon was Besonderes.“
In der ersten Halbzeit wirkten die Gäste deutlich reifer und auch gefährlicher. Trotzdem benötigten sie eine Standardsituation, um in Führung zu gehen. Linksverteidiger Timotée Pembele wuchtete den Ball nach der ersten Ecke für PSG an den Innenpfosten, von dort sprang er ins Tor. Zum Jubel versammelte sich die komplette Mannschaft vor der Hertha-Kurve, Bierduschen und Beschimpfungen einfach ignorierend.
Furchtlos und entschlossen, so wirkten die Franzosen nicht nur in diesem Moment. Als es Tanguy Coulibaly einmal übertreiben und seinen Gegenspieler Floria Baak der Lächerlichkeit preisgeben wollte, indem er den Ball mit der Hacke über ihn hinweglupfen wollte, bekam er von Herthas Innenverteidiger ein paar deutliche Worte zu hören.
Wucht und Schnelligkeit, das sind die hervorstechenden Eigenschaften der Pariser. Als ihr größter Star aber gilt ein spindeldürres Bürschchen, das noch in der U 17 spielen darf und unter all den Kanten wie ein Zwölfjähriger wirkte. Trotzdem trug Kays Ruiz-Atil die Nummer 10, und im vorigen August, wenige Tage nach seinem 16. Geburtstag, hat er seinen ersten Profivertrag bei PSG unterschrieben. Dass der marokkanische U-17-Nationalspieler gepflegt mit dem Ball umzugehen versteht, war am Dienstag nicht zu übersehen. Allerdings fehlt es ihm, selbst gegen A-Jugendliche, noch erkennbar an körperlicher Robustheit. Und als er nach dem Schlusspfiff vom Platz ging, war Kays Ruiz-Atil wieder ein ganz normaler 16-Jähriger. Er weinte.
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