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erunglückt. Maria de Villota liegt immer noch im Krankenhaus, der Zustand der Spanierin ist kritisch.
© AFP

Schwerer Unfall: Die Suche nach der Ursache

Der Crash der spanischen Rennfahrerin Maria de Villotta wirft viele Fragen auf - ihr Rennstall verweigert bisher allerdings jede Auskunft

Nach dem Entsetzen über die Tragödie kommen nun die Fragen. Die spanische Rennfahrerin Maria de Villotta liegt nach ihrem schweren Unfall bei einer Testfahrt immer noch in kritischem Zustand im Krankenhaus, ihr rechtes Auge haben die Ärzte trotz einer vielstündigen Operation nicht retten können. In der Formel 1 wird nun darüber spekuliert, was zu dem Unglück geführt hat. Und wie es hätte vermieden werden können.

Am Dienstag hatte die 32-Jährige vom Marussia-Rennstall ihre erste Testchance des Jahres bekommen. Auf dem Flugplatz in Duxford bei Cambridge stand ein so genannter „Straight line test“ an. Dabei fährt man nur eine Gerade, um im Windkanal gewonnene Aerodynamik-Daten in der Praxis zu überprüfen. Die Spanierin kam nach wenigen Minuten in die improvisierte Boxengasse zurück, hatte das Auto nach Augenzeugenberichten schon auf etwa 20 km/h verlangsamt, als es plötzlich wieder beschleunigte. Das zeigt auch eine zufällig in dem Moment entstandene Handy-Aufzeichnung. Mit gut 50 km/h krachte das Auto dann gegen einen geparkten Team-Lkw, rutschte unter die auf etwa 80 Zentimeter abgesenkte Ladekante, so dass der Helm fast die komplette Aufprallenergie abfangen musste.

Zurzeit gibt es noch keine offiziellen Informationen zur Unfall-Ursache, es ist aber wahrscheinlich, dass die Unerfahrenheit der Pilotin eine große Rolle gespielt haben könnte. De Villota, Tochter des in den Siebziger Jahren mäßig erfolgreichen Formel-1-Fahrers Emilio de Villota, hatte nach mehreren Jahren in unteren Rennklassen im vergangenen Jahr nur einen einzigen Test absolviert, 300 Kilometer in einem alten Lotus-Renault. Eine gute Qualifikation für einen Ersatzfahrerjob in der Formel 1 ist das nicht gerade.

Ihre mangelnde Erfahrung könnte der Spanierin zum Verhängnis geworden sein. Viele Technikexperten in der Formel 1 vermuten folgenden Unfall-Hergang: Wenn ein Fahrer an die Box kommt, um anzuhalten, muss er gezielt den Leerlauf einlegen oder zumindest am Lenkrad die Kupplung ziehen. Sonst kann es passieren, dass die Elektronik die Situation missversteht und meint, das Absterben des Motors verhindern zu müssen – und dank einer Art „Anti-Abwürg-System“ die Drehzahl von sich aus plötzlich wieder erhöht und das Auto ruckartig beschleunigt. „Und wenn man dann nicht hart genug auf der Bremse steht, es auch noch feucht ist, wie es anscheinend war, dann kann das Auto schon einen Satz nach vorne machen“, sagte Formel-1-Pilot Bruno Senna. Vielleicht hatte die Spanierin auch noch nicht in den ersten Gang zurückgeschaltet, als sie versuchte, den Leerlauf einzulegen. Dass das in einem Formel-1-Auto nicht immer funktioniert, wissen Fahrer mit Erfahrung – aber auch sie? Allerdings könnte auch eine technische Panne ein Faktor gewesen sein. „Selbst die Kupplung wird heutzutage elektronisch bedient, eine hundertprozentige Garantie, dass das alles immer einwandfrei funktioniert, wird man nie haben“, sagt der ehemalige Formel-1-PilotAlexander Wurz.

Auch der Rennstall muss sich Fragen gefallen lassen. Wie kann es sein, dass der Team-Lkw so nahe an der auf dem Flugplatz improvisierten Boxengasse stand? Noch dazu mit halb abgesenkter Heckklappe? Diese Stellung – mit der Unterkante in kritischer Höhe – ist in den Sicherheitsbestimmungen der meisten Hersteller grundsätzlich verboten. Das Marussia-Team verweigert bislang alle Auskünfte zu dem Unfall und betont, allein der Gesundheitszustand der Fahrerin sei von Bedeutung. Auch Marussia-Pilot Timo Glock hat anscheinend Redeverbot. Was natürlich auch mit eventuellen Versicherungsfragen zu tun hat, die auf das Team zukommen könnten.

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