zum Hauptinhalt
Neues Selbstvertrauen. Berlins Maxim Lapierre (2.v.r.) traf zum 4:0 gegen Wolfsburg.
© Andreas Gora/dpa

Nach Wolfsburg ist vor Bremerhaven: Die strukturelle Wende der Eisbären Berlin

Die Eisbären wollen in Bremerhaven weitermachen, wo sie gegen Wolfsburg aufgehört haben. Und mit einer klar erkennbaren Spielphilosophie oben bleiben.

Wer sucht, der findet. Das gilt auch im Eishockey. Und zumindest im ersten Saisonspiel der Eisbären am Freitagabend gegen die Grizzlys Wolfsburg traf das auch auf die Berliner zu. Die Mannschaft trat im Vergleich zur Vorsaison bemerkenswert erfrischend auf. Von Beginn war eine Struktur zu sehen. Wer wollte, konnte darin auch die Handschrift des Trainers erkennen. Etwas, das den Eisbären in der vergangenen Spielzeit deutlich abgegangen war, als sie Hauptverantwortliche an der Bande hatten, die in ihrem Hauptberuf eben nicht permanent Chefcoaches waren.

Die Ergebnisse unter dem langjährigen Assistenten Clement Jodoin und später Sportdirektor Stéphane Richer sprachen Bände und sie nährten Zweifel daran, ob die Eisbären in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) noch dauerhaft konkurrenzfähig sein können. Nach dem 4:1 gegen Wolfsburg verbietet sich allein schon wegen des frühen Saisonzeitpunkts eine Prognose für die kommenden Monate, zumindest aber machte der erste Auftritt Hoffnung.

„Wir haben über weite Strecken clever gespielt und viele Kleinigkeiten richtig gemacht“, zeigte sich auch Trainer Serge Aubin durchaus angetan von der Leistung seiner Mannschaft, in der neun Spieler ihr erstes Spiel für die Eisbären in der DEL bestritten.

In der Vergangenheit neigten die Berliner allerdings zuweilen dazu, auf gute Spiele auch gleich wieder weniger berauschende folgen zu lassen. Deswegen wollte auch keiner der Akteure die Leistung am Freitag überbewerten. „Das war zunächst mal ein erster Schritt in die richtige Richtung. Aber wir müssen uns weiter steigern“, forderte Interimskapitän Maxim Lapierre, der den Treffer zum 4:0 beisteuerte.

Marcel Noebels hatte sein Team mit dem Führungstor im ersten Drittel auf Kurs gebracht. „Man hat gute Ansätze gesehen, wie wir über 60 Minuten spielen wollen“, sagte der deutsche Nationalstürmer. Tatsächlich griffen er und seine Kollegen den Gegner oft mit zwei Mann in dessen Zone an. Zudem funktionierte der Aufbau aus dem eigenen Drittel heraus fast fehlerfrei. „Wir wollen uns gut bewegen und aggressiv zum Puck gehen“, erklärte Lapierre die Taktik. Das gelang immer wieder und wurde von den vor dem Spiel durchaus skeptischen Fans später auch mit viel Beifall bedacht.

Erstes Auswärtsspiel in Bremerhaven

„Für uns kommt es darauf an, da weiterzumachen, wo wir heute aufgehört haben“, sagte Noebels mit Blick auf das erste Auswärtsspiel am Sonntag bei den Fischtown Pinguins Bremerhaven (14 Uhr, live bei Magentasport). Der 27-Jährige harmonierte in seiner Sturmreihe hervorragend mit James Sheppard und Sean Backman, die in Co-Produktion für das 2:0 zuständig waren. „Ich hoffe, dass wir uns noch ein paar Tore für den Sonntag und die weiteren Spiele aufgehoben haben“, sagte Noebels, nur um direkt danach anzufügen: „Wirklich findet man sich erst, wenn es nicht gut läuft. Erst, wenn wir mal eine schwierige Phase durchmachen müssen, dann zeigt sich, wie weit wir schon zusammengewachsen sind.“

Und die Probleme werden kommen, davon ist in einer 52 Spiele währenden Hauptrunde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszugehen. Dabei nicht den Glauben an die eigenen Fähigkeiten zu verlieren, wird die große Kunst für die Eisbären in dieser Saison werden. Helfen können da einstudierte Abläufe, so dass die erarbeitete Struktur im Spiel nicht dauerhaft verloren geht. In dieser Hinsicht könnte das erste Erfolgserlebnis vom Freitag noch wertvoll werden für die Eisbären. Dass dabei ein Trainer an der Seite steht, der eine klare Philosophie vorgibt, kann der Mannschaft im Endeffekt nur helfen. Auch wenn noch viel Eishockey zu spielen ist in dieser Saison.

Jörg Leopold

Zur Startseite