Gunther Barth: Die Stimme von Hoppegarten
Gunther Barth hat eine besondere Beziehung zu der Galopprennbahn Hoppegarten, denn er kommentiert die Pferderennen - seit über 20 Jahren.
In Hoppegarten hat Gunther Barth immer die beste Aussicht. Von seinem Stammplatz auf dem Oberrang der Haupttribüne kann er perfekt die gesamte Rennbahn überblicken – und hat zudem exzellente Sicht auf die Zielgerade und die Ziellinie. Auch am Sonntag wird Barth dort wieder sitzen, dann findet in Hoppegarten der vorletzte Galopprenntag in diesem Jahr statt (erster Start ist um 13.45 Uhr).
Gunther Barth – schlank, mit kurzen Haaren und wachen Augen – ist der Rennkommentator. Im 30-Minuten-Rhythmus kommentiert er jedes Rennen. Und bei jedem hält sich der 43-Jährige an den gleichen Ablauf. Vor dem Start schaut er sich die Pferde im Führring an, dann steigt er die Stufen zu seiner Kabine hinauf und bereitet sich lautmalerisch auf das Rennen vor. Barth geht die Namen der Pferde und Jockeys durch, komplizierte Namen wiederholt er immer wieder, damit er sie später schnell aussprechen kann. Um den Start zu beobachten, setzt Barth ganz klassisch auf ein Fernglas. Während des Rennens schaut er dann auch auf den Fernsehmonitor. Mit sicherer Stimme beschreibt er, wer gerade in Führung liegt, wer zurückfällt und wer aufholt. Er hat das alles im Blick. Und am Ende, auf der Zielgeraden, hebt Barth noch einmal die Stimme und schildert, wer schließlich gewinnt.
Gunther Barth kommentiert seit 1994 in Hoppegarten
Er sagt: „Ich finde diesen Wettstreit jedes Mal aufs Neue faszinierend: Wer ist der Schnellste? Das ist doch viel spannender und offener als ein Fußballspiel“, sagt Barth, der sonst als Rezeptionsleiter einer Berliner Jugendherberge arbeitet. Seit 1994 kommentiert er in Hoppegarten, seit 2011 ist er der feste Rennkommentator. Doch die Begeisterung für Galopprennen hat ihn schon in seiner Kindheit gepackt. Weil er direkt gegenüber der Rennbahn in Hoppegarten aufwuchs – mittlerweile wohnt er wieder gegenüber –, war er schon als Achtjähriger dort. Barth kannte eine Frau am Schalter, die ihn schon als Kind kleine Wetten abgeben ließ. Zwölf Mark Taschengeld hatte er für einen Renntag. Davon ging zu DDR-Zeiten eine Mark für den Eintritt drauf, 30 Pfennig für das Rennprogramm – und der Rest für vier Wetten. Barth schwelgt in Erinnerungen. „Damals lag die Rennzeitung sogar beim Friseur aus.“ Wenn Barth all dies erzählt, strahlt er immer wieder über das ganze Gesicht. Und weil Barth so oft dabei war – und das mit größter Begeisterung, wurde er schließlich zum Rennkommentator.
„Wenn ich fehlerhaft beschreibe, höre ich die Reaktionen der Zuschauer sofort“, sagt Gunther Barth. Fehler müsse man schnell vergessen. Lieber denkt er an Rennen zurück, bei denen sein Kommentar von Anfang bis Ende perfekt lief. Er möchte mit seinen Schilderungen, seiner Begeisterung für den Galoppsport so viele wie möglich anstecken. Und zuletzt hatte er immer mehr Erfolgserlebnisse. „Neulich saß ich in der Kneipe, und am Nachbartisch haben die Leute fröhlich von den Rennen gesprochen. Das war ein echter Aha-Effekt für mich.“
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