Pokal-Aus gegen Borussia Dortmund: Die Spieler von Hertha BSC in der Einzelkritik
Überfordert gegen den BVB: Der beste Mann bei Hertha BSC ist Torhüter Rune Jarstein, der Rest ist eingeschüchtert, bis auf Mitchell Weiser.
Rune Jarstein: War anfangs vor allem als Fußballer gefragt, weil seine Kollegen mangels anderer Ideen immer wieder den Ball zu ihm zurückspielten. Ließ sich dadurch nicht aus der vermutlich genetisch bedingten Ruhe bringen. Kurz der Pause mit starker Reaktion bei einem Distanzschuss von Marco Reus, genauso wie in der zweiten Hälfte erst gegen Adrian Ramos und dann gegen Henrich Mchitarjan. Bei allen Toren chancenlos.
Mitchell Weiser: In der Liga zuletzt gelbgesperrt, im Pokal wieder dabei. Lief in seinem gut gemeinten Eifer auch mal mit dem Ball über die Seitenlinie. Erzwang kurz vor der Pause durch energisches Nachsetzen die erste Ecke des Spiels und war als ehemaliger Mia-san-mia-Münchner einer der am wenigsten eingeschüchterten Berliner. Vernachlässigte bisweilen seine Defensivaufgaben, leitete mit seiner Flanke auf Kalou aber auch Herthas beste Chance ein.
Niklas Stark: Herthas junge Innenverteidigung suchte anfangs oft nach Orientierung. Stark fand sie Mitte der ersten Hälfte. Verhinderte kurz vor der Pause gegen Schmelzer das vermutlich vorentscheidende 0:2 – und gleich danach auch noch gegen Hummels. Profitiert in solchen Fällen erkennbar von seinen langen Beinen. Bekam sein Bein vor dem 0:3 gegen Reus aber nicht mehr auf den Boden.
John Anthony Brooks: Wagte nach sieben Minuten ein kesses Solo aus der eigenen Hälfte heraus – und wurde an der Seitenlinie mit einem Bodycheck gestoppt. Ließ einmal, fast ebenso kess, den Ball für Adrian Ramos durch – was ohne Folgen blieb. Spielte am eigenen Strafraum einen kessen Doppelpass mit Mchitarjan – was ohne Folgen blieb. Verlor im Mittelfeld in der Vorwärtsbewegung den Ball, weil er ausrutschte – was das Borussia Dortmunds 2:0 durch Reus zur Folge hatte.
Marvin Plattenhardt: Ließ sich vor dem 0:1 zu weit rauslocken, so dass Kagawa freie Bahn hatte. Wirkte sowieso immer etwas ratlos, wenn Kagawa und Mchitarjan über seine Seite kamen. Beim ersten Freistoß Plattenhardts erreichte der Ball gerade mal Kniehöhe. Steigerte sich in dieser Disziplin und rettete bei einer gefährlichen Kontersituation gegen Reus und Mchitarjan.
Fabian Lustenberger: Bildete mit Skjelbred die Doppel-Sechs, stand, bedingt durch den Dortmunder Druck, sehr tief, was die Organisation des eigenen Spiels nicht unbedingt leichter machte. Versuchte das durch besonderen Eifer zu kompensieren, wirkte gegen die energischen Dortmunder aber manchmal ein wenig träge.
Per Skjelbred: Für Hertha BSC so wichtig wie gutes Paprikapulver für eine ungarische Fischsuppe. Schritt schon nach zwei Minuten bei Dortmunds erstem Angriff gleich zwei Mal rettend ein. Kam allerdings einen Schritt zu spät, als Castro zum 1:0 traf. Trotzdem schuldlos. War zumindest da, wo es gefährlich wurde.
Salomon Kalou: Begann diesmal rechts (und Haraguchi links). Kann normalerweise aus dem Nichts gefährlich werden. Aber nicht wenn das Tor gefühlt am anderen Ende der Stadt steht und er schon bei der Ballannahme vier Gegenspieler um sich rum hat. Verpasste in der zweiten Hälfte per Flugkopfball nur denkbar knapp den Ausgleich. Eine Minute später fiel das 0:2.
Jens Hegeler: Überraschend für den verletzten Vladimir Darida in die Startelf gerückt. Sollte mit seiner Körperlichkeit auf der Zehn mehr Präsenz ins Spiel bringen. Nahm seine Tarnkappe aber erst fünf Sekunden vor dem Pausenpfiff ab, als er im Dortmunder Strafraum frei stand, den Ball allerdings genau in die Arme von Torhüter Bürki schoss. Hatte damit immerhin sämtliche Torschüsse Herthas in der ersten Hälfte abgegeben. Musste nach einer Stunde runter, obwohl er da immer noch sämtliche Torschüsse Herthas abgegeben hatte.
Genki Haraguchi: Begann diesmal links (und Kalou rechts). War vor allem in der Defensive gefordert, was definitiv nicht zu seinen Kernkompetenzen gehört. Ging in der Entstehung der Dortmunder Führung Mchitarjan nicht energisch genug an. Danach durfte (musste?) er wieder nach rechts. Wirkte insgesamt - links wie rechts, defensiv wie offensiv - mit der Größe des Spiels überfordert. Wurde trotzdem erst als zweiter Spieler ausgewechselt.
Vedad Ibisevic: Trug wieder seine schmucke Maske, wodurch er leicht von Jens Hegeler zu unterscheiden war. Sonst aber ähnlich sichtbar wie Hegeler. Genießt als Stürmer zumindest mildernde Umstände, weil der Ball meist in der anderen Hälfte der Stadt war.
Alexander Baumjohann: War als Kind mal BVB-Fan und durfte schon nach einer Stunde ran. Schaffte es, seinem früheren Lieblingsklub auf dem Weg ins Finale des DFB-Pokals nicht weiter weh zu tun.
Julian Schieber: War mal Spieler beim BVB und durfte gleich nach Baumjohann aufs Feld. War aber kein Spiel für Stürmer, zumindest nicht für die im blauen Trikot. Holte mit der Brechstange wenigstens eine Ecke heraus.