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Inspektor Clouseau im Westfalenstadion? Nein, Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang verfolgt das Spiel auf der Tribüne.
© dpa/Thissen

Borussia Dortmund und der Mann mit dem Hut: Die Show von Inspektor Aubameyang

Auf der Tribüne war Pierre-Emerick Aubameyang Hauptdarsteller, auf dem Platz hatte Christian Pulisic seinen großen Auftritt beim BVB-Sieg gegen Sporting.

In der Mixed Zone drehte sich fast alles um die Nicht-Nominierung von Thomas Tuchels „Stürmer Nummer Eins“. Afrikas Spieler des Jahres stand aus „internen Gründen“ nicht im Kader für das erste Rückspiel in der Gruppenphase der Champions League. Grauer Mantel, grauer Hut, adretter Schal statt Trikot, kurzer Hose und Stutzen: Pierre-Emerick Aubameyang blieb nach seiner Nichtberücksichtigung im Champions-League-Aufgebot von Borussia Dortmund gegen Sporting Lissabon (1:0) nur die Zuschauerrolle.

Im Internet spekulierten die Fans über die Gründe für die Suspendierung und scherzten über den Auftritt des Fußballers mit seinen beiden Brüdern Catalina und Willi auf den Rängen. Besonders beliebt: Der Vergleich mit Zeichentrick-Polizist Inspector Gadget. „Aubameyang weiß selbst nicht, warum er nicht spielt. Aber er ermittelt in dem Fall...#bvbscp“, schrieb ein BVB-Fan bei Twitter. Schnell machten auch Foto-Collagen mit dem Stürmer und dem Inspektor die Runde. Als der Angreifer mit seiner Entourage kurz vor Schluss die Tribüne verließ, spekulierte ein Fan: „Die Nacht ist noch lang...Inspector Gadget muss noch einen Fall lösen. #aubameyang“. Der Gabuner war am trainingsfreien Montag nach Mailand geflogen, was laut den Verhaltensregeln der Dortmunder in einer englischen Woche verboten ist.

Im Trubel um den Tribünengast im Mantel ging fast unter, dass der BVB sich durch den Heimsieg schon zwei Spieltage vor Schluss für die Endrunde der Champions League qualifizierte. Das Tor des Tages erzielte Adrian Ramos in der 12. Minute per Kopf nach punktgenauer Flanke von Matthias Ginter. Damit belohnte sich der BVB für eine druckvolle Anfangsphase. Ramos war, nicht nur wegen seines Tores, eine mehr als ordentliche Vertretung für Aubameyang.

Auch Ramos Nebenmann Christian Pulisic zeigte eine klasse Vorstellung. Nachdem im Sommer sogar über einen möglichen Wechsel spekuliert wurde, gehört der 18-Jährige mittlerweile zu den Stammkräften. Dabei profitiert er natürlich auch von der Verletztenmisere der Mannschaft. Letztendlich überzeugte er aber durch gute Leistungen.

So auch wieder gegen Sporting Lissabon, das Hinspiel hatte der BVB bereits 2:1 gewonnen. Der US-Amerikaner war ständiger Unruhestifter in der Defensive der Portugiesen. Schon in der dritten Spielminute verwehrte im Schiedsrichter Danny Makkelie einen Elfmeter. Als er sich bei der Ballannahme blitzschnell aufdrehte, ging es etwas zu schnell für Verteidiger Coates, der ihm das Standbein wegzog und so zu Fall brachte. Eine weitere technisch hochanspruchsvolle Ballannahme aus vollem Lauf, nach einem langen Ball von Sokratis, leitete in der 12. Minute den Angriff ein, den Stürmer Ramos per Kopf zum 1:0 veredelte.

Mit Spielwitz und Unbekümmertheit stellt Teenager Pulisic gestandene Verteidiger vor Probleme

Wenig später hatte Pulisic sogar selbst die Möglichkeit auf 2:0 zu erhöhen. Nach einer wunderbaren Kombination, bei der er den Ball hinter dem Standbein zu Mario Götze weiterleitete, traf er aus fünf Metern nur die Latte. Mit Spielwitz und einer großen Portion Unbekümmertheit stellt der Teenager reihenweise gestandene Verteidiger vor Probleme. Tempo, Technik und Handlungsschnelligkeit ähneln einem gestandenen Profi. Und das obwohl er erst 18 Jahre alt ist und gegen Sporting erst zum 23. Mal zum Einsatz kam.

Doch insgesamt war der Sieg alles andere als ungefährdet. Sporting Lissabon spielte sich immer wieder in aussichtsreiche Positionen, blieb jedoch im Abschluss zu harmlos. In der offenen Partie ging es hin und her. Dortmund verpasste es das Spiel zu beruhigen, geschweige denn die Führung auszubauen. Auch Tuchel wusste: „In der Defensive haben wir sehr viele Fehler gemacht.“ Andere Gegner, wie Konkurrent Real Madrid dürften derartige Fehler in Zukunft durchaus bestrafen. Da aber die Königlichen in Warschau nicht über ein 3:3 hinaus kamen, steht die Borussia nun sogar auf Platz Eins der Gruppe F. „Natürlich wollen wir den ersten Platz“, betonte Matthias Ginter nach dem Spiel.

Die frühe Qualifikation kommt der Borussia gelegen. Schließlich kann sie sich in den kommenden Wochen auf die Aufholjagd in der Bundesliga konzentrieren. „Das Ergebnis rahmen wir uns ein und nehmen das Positive mit. Die Partie heute hilft sehr, um die Kräfte für die Bundesliga bündeln zu können“, sagte Tuchel.

Am Samstag gegen den HSV ist auch wieder Aubameyang dabei. „Das Positive“, sei laut Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, „dass er am Samstag in Hamburg dann frisch und ausgeruht ist.“ (mit dpa)

Rahul Rahman

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