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Prominente Platzbegehung. Gabuns Präsident Ali Bongo Ondimba (zweiter von rechts) besichtigt das Stadion in Oyem, eine von vier Spielstätten des Afrika-Cups. Dem Machthaber wird Wahlbetrug vorgeworfen, vor dem Turnierstart am Samstag herrscht Unruhe in dem 1,7-Millionen-Einwohner-Land.
© AFP/Jordan

Afrika-Cup in Gabun: Die Schwarzen Panther sollen den Spaß bringen

Fußball als Rettung: Gastgeber Gabun hofft, mit dem Afrika-Cup von Wirtschaftskrise, Protesten und Gewalt abzulenken.

Sylvia Bongo Ondimba wird am Samstagabend wahrscheinlich wieder ihr leuchtend gelbes Aubameyang-Trikot tragen, wenn Gabuns Nationalmannschaft gegen Außenseiter Guinea-Bissau den 31. Afrika-Cup eröffnet. Wie 2012, als Gabun erstmals Ausrichter war und überraschend bis ins Viertelfinale vordrang. Mit der begeisterten Ehefrau des Staatspräsidenten Ali Bongo Ondimba als Edelfan auf der Tribüne.

Damals wurde gefeiert in Gabun, die überraschend starken Vorstellungen der Gabuner Fußballer, die erst unglücklich im Viertelfinale scheiterten, lösten eine regelrechte Euphorie im ganzen Land aus. Mag sein, dass sich Ali Bongo Ondimba eine Wiederholung jener schönen Zustände erhoffte, als er in Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Fußballverband das wichtigste Sportevent des Kontinents erneut in sein Land lotste.

Aber seither ist viel passiert in dem kleinen zentralafrikanischen Land, das zwischenzeitlich mit seinen reichen Ölvorkommen vor der Küste mal einer der wohlhabendsten Staaten des Kontinents gewesen ist. Diese Zeiten sind vorbei. Mit dem weltweiten Ölpreisverfall ist Gabun mit seinen rund 1,8 Millionen Einwohnern in eine schwere wirtschaftliche Krise geraten, es sind gerade in der Ölbranche eine Menge Jobs weggefallen.

Vor allem in den einst prosperierenden Regionen um Libreville, Oyem, Franceville und Port Gentil regt sich gerade unter den zahlreichen Wirtschaftsflüchtlingen aus Nachbarländern wie Senegal, Burkina Faso und Kamerun daher seit Monaten massiver Protest. Landesweit wurde unter anderem auch im Dienstleistungssektor zu Streiks aufgerufen. Als Ondimba im August hauchdünn als Sieger aus den Wahlen hervorging, wurde ihm von der Opposition massive Wahlfälschung vorgeworfen. Es kam zu Gewalt auf den Straßen, insgesamt starben bei Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten mindestens 100 Menschen.

Oppositionsführer Jean Ping erklärt sich auch jetzt – sechs Monate später – noch zum „echten“ Wahlsieger und fordert die Öffentlichkeit auf, aktiv gegen die „Diktatur“ Ondimbas zu kämpfen. Oppositionelle Zeitungen haben in den letzten Tagen dazu aufgefordert, den Afrika-Cup zu boykottieren, oder ihn doch zumindest für Demonstrationen gegen die Ondimba-Regierung zu nutzen.

Dortmunds Torjäger Aubameyang ist der große Star Gabuns

Zwar streichen fleißige Bauarbeiter in diesen Tagen wieder einmal die Randsteine der Bürgersteige weiß, öffentliche Gebäude werden herausgeputzt und die Straßen mit Fahnen und Plakaten geschmückt – doch rechte Feierstimmung mag vor dem Fußballfest nicht aufkommen. Für seine Verhältnisse regelrecht kleinlaut räumte Ondimba in seiner Neujahrsansprache eine „wirtschaftliche Krise im Land“ ein und meinte, vielen seiner Landsleute gehe es „nicht mehr so gut“ wie einst. Dennoch bat er beinahe flehentlich darum, die Politik bei dem bevorstehenden Fußballereignis außen vor zu lassen und das Turnier zu „Tagen des Spaßes“ zu machen.

Das wird nicht leicht zu verwirklichen sein, gerade in den traditionell rebellisch beeinflussten Spielorten Oyem und Port Gentil ist die Stimmung explosiv. Und ob Gabuns Mannschaft tatsächlich stark genug ist, den in manchen Zeitungen bereits herbeigeschriebenen Turniersieg zu feiern, erscheint doch sehr fraglich. Neben Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang stehen mit Mittelfeldmann Mario Lemina von Juventus Turin und Didier Ndong aus Sunderland lediglich zwei weitere Europa-Legionäre von Klasse-Format im Kader. Dies dürfte am Ende in entscheidenden Spielen kaum ausreichen, um den echten Top-Teams wie Elfenbeinküste, Ghana, Senegal und Algerien Paroli bieten zu können.

Aubameyang und seine Kollegen stehen dennoch vor der Herkules-Aufgabe, mit sportlichem Erfolg von den Problemen im Land ablenken zu müssen. Das Überstehen der Gruppenphase ist für die „Schwarzen Panther“, wie das Team genannt wird, Pflicht. Bei den Vorrundengegnern Kamerun, Burkina Faso und Guinea-Bissau ist das auch realistisch. Kamerun ist durch die Absage von gleich sieben Europa-Legionären sehr geschwächt, Burkina Faso scheint mit den beiden Angreifern und ehemaligen Deutschland-Legionären Aristide Bancé und Jonathan Pitroipa an der Spitze offensichtlich ein wenig über den Leistungszenit hinweg. Und Guinea-Bissau tritt als absoluter Außenseiter an. Das kleine westafrikanische Land ist so arm, dass dem Team für die Turnier-Vorbereitung noch nicht einmal genügend Geld für ein Trainingslager oder Testspiele zur Verfügung gestellt werden konnten.

Gegen eben jenes Guinea-Bissau tritt Gabun im Eröffnungsspiel am Samstag im Stade de L’Amitie in Libreville an, die Straßen in der Hauptstadt werden sich in den Stunden vor und nach dem Spiel wieder zu einer regelrechten Partymeile verwandeln. Nicht nur Ondimba und seine in ein Aubameyang-Trikot gewandete Gattin werden inständig hoffen, dass alles ruhig bleibt.

Vereinstrainer ärgern sich über Terminierung des Afrika-Cups

Das Fehlen wichtiger Profis während des Afrika-Cups ist für die betroffenen Fußball-Bundesligisten ein Ärgernis. Zugleich erhoffen sie sich aber auch positive Effekte für ihre Spieler. „Das tut schon weh“, sagte Hertha-Coach Pal Dardai zum Fehlen seines Torjägers Salomon Kalou. „Aber bei der Nationalmannschaft kann man immer Selbstvertrauen tanken.“ Der Ivorer Kalou reist als einer von elf Profis aus der Ersten und Zweiten Liga nach Gabun.

Prominentester Spieler ist der Pierre-Emerick Aubameyang von Borussia Dortmund, der Gastgeber Gabun zum Titelgewinn führen soll. „Vor allen Dingen wünsche ich mir, dass er gesund zurückkehrt“, sagte der Dortmunder Trainer Thomas Tuchel. Der Afrika-Cup läuft bis zum 5. Februar. Damit fehlen die nominierten Profis ihren Klubs aus der deutschen Top-Liga in der Vorbereitung und mindestens beim Auftaktspiel nach der Winterpause. Bei einem Finaleinzug würden die Spieler sogar drei Ligaspiele verpassen.

Schalke-Trainer Markus Weinzierl, der in dem Algerier Nabil Bentaleb sowie den Ghanaern Abdul Rahman Baba und Bernard Tekpetey gleich auf drei Profis verzichten muss, bezeichnete die Terminierung des alle zwei Jahre stattfindenden Kontinentalturniers als „ausgesprochen ärgerlich“. Neben dem BVB, Schalke und Hertha sind in der Bundesliga auch der FC Ingolstadt mit dem Kongolesen Marcel Tisserand und Werder Bremen mit dem Malier Sambou Yatabaré betroffen. (dpa)

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