Füchse-Trainer Velimir Petkovic: Die Rente kann warten
Mit ihrem alten und künftigen Trainer Velimir Petkovic spielen die Füchse am Mittwoch im EHF-Pokal gegen St. Raphael - allerdings nicht in der Schmeling-Halle.
Der Spielort ist noch die kleinste Umstellung. Wenn die Füchse Berlin am Mittwoch ihre erste Aufgabe im Kalenderjahr 2018 bestreiten, muss der Bundesligist nach Potsdam umziehen; die Max-Schmeling-Halle ist wegen der Hallenhockey-Weltmeisterschaft belegt. Andererseits kennen Berlins Handball-Profis die Arena am Luftschiffhafen ganz gut: Jedes Jahr im Sommer schauen sie dort für einen freundschaftlichen Vergleich mit ihrem langjährigen Kooperationspartner, dem VfL Potsdam vorbei.
Deutlich größer wird die Umstellung dagegen im taktischen Bereich. Das Gruppenspiel im EHF-Cup gegen den französischen Vertreter St. Raphael (19.30 Uhr) ist das erste nach der Ära Petar Nenadic; der serbische Spielmacher hat die Berliner in Richtung Veszprem (Ungarn) verlassen. Bereits vor dem Wechsel seines erklärten Lieblingsspielers hatte Füchse-Trainer Velimir Petkovic prognostiziert: „Ohne Petar wird sicher unser System, unsere Art und Weise, Handball zu spielen, grundlegend ändern.“ Dass sich Nationalspieler Paul Drux bei der Europameisterschaft in Kroatien eine schwere Knieverletzung zuzog und mindestens drei Monate ausfällt, macht die Angelegenheit für Petkovic nicht eben einfacher; Drux war einer der Rückraumvertreter, die die durch Nenadics Transfer entstandene Lücke im Verbund schließen sollten.
Immerhin ist mittlerweile aus einem anderen Gedankenspiel Gewissheit geworden, das Petkovic betrifft: Am Montag haben die Füchse bekannt gegeben, dass die den am Saisonende auslaufenden Vertrag mit dem 61-Jährigen vorzeitig um zwei Jahre bis Sommer 2020 verlängern. Vor 14 Monaten, im Dezember 2016, hatte Petkovic den Cheftrainerposten vom schweigsamen und glücklosen Isländer Erlingur Richardsson übernommen, seither zeigt die Entwicklung der Profi-Abteilung nur in eine Richtung: nach oben. Die Winterpause 2018 haben die Berliner auf dem zweiten BundesligaTabellenplatz verbracht, im Europapokal und im DHB-Pokal sind sie ebenfalls noch vertreten. „Petko hat den Laden einfach im Griff“, sagt Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning, „deshalb freuen wir uns über die weitere Zusammenarbeit.“
Petkovic ist im Moment die perfekte Besetzung für den Klub
Wer den Trainer in der spielfreien Zeit im Januar, etwa bei der Europameisterschaft in Kroatien erlebte, konnte sich die nahende Personalentscheidung auf der wichtigsten sportlichen Position im Verein fast schon denken. Petkovic ist von Hause aus ein freundlicher, offener und kommunikativer Zeitgenosse, der sich gern über Handball, Gott und die Welt unterhält. Bei seinen Besuchen in Zagreb und Varazdin aber, zwei der vier EM-Spielorte, war Petkovic so ausgesprochen gut gelaunt, dass man das Gefühl nicht los wurde, er schwebe regelrecht durch die Hallen. Wahrscheinlich wusste er damals schon, was die Füchse nun am Montag öffentlich gemacht haben.
„Ich freue mich über das Vertrauen, das man mir entgegenbringt“, sagt Petkovic und kann sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. Als sein Wechsel vom damaligen Zweitligisten ThSV Eisenach nach Berlin bekannt wurde, „waren viele in der Bundesliga skeptisch, ob zwei so sture und schwierige Menschen wie Bob Hanning und ich funktionieren“, ergänzt er, „aber das klappt gut.“
In der Tat scheint Petkovic im Moment die perfekte Besetzung für den Klub zu sein. Der Trainer ist erfahren und selbstbewusst genug, um sich auch mal über fachliche Detailfragen mit seinem Manager zu streiten; Hanning gilt als Mensch, der gern jedes Detail im Verein kennt und in sportlichen Belangen regelmäßig seine Meinung äußert. Einer der großen Kritikpunkte an Vorgänger Erlingur Richardsson war etwa, dass der Trainer den Nachwuchs nicht zielführend ins Profi-Team einbaut; auch Petkovic musste sich diesen Vorwurf kurz anhören, wenig später hatte er in Kevin Struck einen 19-Jährigen bei den Profis etabliert. Die Anekdote steht sinnbildlich für die Zusammenarbeit der Alpha-Tiere Hanning und Petkovic; beide wissen, was sie aneinander haben, sie schätzen und respektieren sich gegenseitig – auch wenn sie in manchen Fragen unterschiedlicher Ansicht sind.
Die große Stärke des Trainer, heißt es aus mannschaftsinternen Kreisen, sei seine Ansprache und, ja, seine Empathie. „Ich denke, dass man sich als Trainer um viel mehr als nur das rein sportliche Geschehen kümmern muss“, sagt Petkovic, „ich bin Coach, Motivator, Psychologe und Moderator , das ist der Anspruch.“
Obendrein fühlt sich der Trainer privat sehr wohl in Berlin. Bereits vor Jahren hat die Familie eine Wohnung in der Stadt erworben, in der auch seine beiden Söhne studiert haben. Der sportliche Wechsel zu den Füchsen kam damit auch einer Familienzusammenführung gleich. „Leider hatte ich bisher noch nicht so viel Zeit, die Stadt zu erkunden“, hat Petkovic kürzlich erzählt. Daran dürfte sich vorläufig nicht viel ändern. Die Rente, sie kann noch warten auf Velimir Petkovic.