Konflikt um Kunsthallen-Pläne: Die Rede von Günter Jauch
Wir dokumentieren die Rede des berühmten Potsdamers in Auszügen.
"In den letzten Wochen haben mich zwei Nachrichten sprachlos gemacht. Die erste: Dass Hasso Plattner nach dem Aufbau des Hasso Plattner-Institutes in Potsdam, nach der 20 Millionenspende für die historische Fassade des alten Stadtschlosses und neuen Landtages, nach der Finanzierung des historischen Kupferdaches nun auch noch beschlossen hat, unserer Stadt eine moderne Kunsthalle samt seiner großartigen Bildersammlung im Herzen Potsdams zu schenken. Die zweite Nachricht hat mich dann aber geradezu fassungslos zurückgelassen: Hasso Plattner gibt die Mitte auf und begründet das damit, sich mit seinem Geschenk mit niemandem, nicht, wie er sagte, „auch nur mit einer Potsdamer Privatperson anlegen zu wollen“. Zuvor haben tatsächlich einzelne in Potsdam das getan, was anscheinend zu dieser Stadt gehört wie der Alte Fritz zu Sanssouci: Sie haben genörgelt, sie haben Bedenken geäußert, sie haben Sand ins Getriebe geschüttet, sie haben zu verhindern versucht um des ewigen Querulieren willens. Diese Menschen, und das soll heute unsere Botschaft an Hasso Plattner sein, sind wenige, ganz wenige, denen es niemand irgendwann einmal recht machen kann. Es sind die, die ihre rückwärtsgewandte Klientel bedienen. Es sind die, die Kultur gegen Kindergärten, die Denkmalschutz gegen Schulsanierungen und die, die alteingesessenen Potsdamer gegen die ausspielen wollen, die nach der Wende in diese Stadt gekommen sind.
Hasso Plattner hat dieser Stadt wie kein zweiter Gutes getan. Er hat für einen international herausragenden Bildungsstandort gesorgt, er hat sich immer wieder für den Wiederaufbau des Stadtschlosses hier engagiert – gegen ebenso lächerliche wie oft rein ideologische Widerstände. Jetzt bringt er moderne Architektur und eine großartige Sammlung an den besten Standort, der überhaupt denkbar ist. All das verschenkt der Mann und ist sogar bereit, für den Abriß des Mercure-Hotels dort gegenüber zu bezahlen. Da dürfte doch auch dem letzten Stalinisten in der Stadt und in der Stadtverwaltung nichts mehr einfallen. Aber weit gefehlt. Jetzt wird die einmalige Chance zum Abriß des Mercurehotels zum „Verlust an DDR-Geschichte“ hochstilisiert.
(...) Bleibt der Hinweis, dass es sich beim Mercure um eine „städtebauliche Dominante“ handelt. Da kann man allerdings nur zustimmen. Und was für eine ! (…) Aus ideologischen Gründen ist das Stadtschloss gesprengt worden und aus denselben Motiven ist dieser Klotz dort hingebaut worden. Das ist die historische Wahrheit.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich achte und verstehe jeden, der sich in seinem Kiez wohlfühlt und fast alle Bauten aus der DDR-Zeit sind nach der Wende oft sehr gelungen saniert oder renoviert worden. Aber aus dem Mercure wird kein einziger Potsdamer vertrieben – das alte Spiel die „unterprivilegierten Armen“ und die „parasitären Reichen“ gegeneinander auszuspielen, funktioniert hier nicht und auch sonst nicht mehr und deshalb sollten die ewigen Spalter endlich einmal eine neue Platte auflegen.(…)
Die Potsdamer, Herr Plattner, wollen das unbedingt und nichts anderes wollen wir Ihnen heute zurufen. Und noch etwas: Egal, wie Sie sich am Ende entscheiden, Potsdam und die Potsdamer wissen, was wir an Ihnen haben und dafür sind wir Ihnen ganz einfach dankbar!"
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