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Schrei seines Lebens. Eisbären-Stürmer Travis Mulock entschied das vierte Finalspiel mit seinem Tor zum 6:5 in der Verlängerung. Sein allerbestes Match, sagte er später. Foto: dpa
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Eisbären Berlin: Die Partyverhinderer

Die Eisbären siegen trotz 2:5-Rückstandes noch 6:5 in Mannheim und erzwingen fünftes Finalspiel.

Ein Schuss, danach Jubelschreie auf dem Eis und Stille auf den Tribünen der Mannheimer Arena. Es war der Auftritt des Travis James Mulock. Der kanadische Stürmer in Diensten der Eisbären hat die Berliner mit seinem wichtigen Tor zwar noch nicht zum deutschen Eishockeymeister gekürt. Aber sein Treffer lässt den Eisbären die Chance zum erneuten Titel.

Dreieinhalb Minuten waren in der Verlängerung des vierten Finalspiels zwischen Adler Mannheim und den Eisbären vorbei, als Mulock das 6:5 für die Eisbären erzielte. Das war der Moment, auf den die Mannheimer gern verzichtet hätten. Sie führten 2:1 in der Best-of-five-Serie und sie hatten in Spiel vier schon 5:2 geführt. Nach 60 Minuten stand es trotzdem 5:5, weil die Eisbären binnen acht Minuten drei Tore geschossen hatten.

2:5, 5:5, 6:5 – wie erklärt sich ein Eishockeytrainer so etwas? „So ein Eishockeyspiel kann ich mir nicht erklären“, sagte Don Jackson. „Aber ich bin unfassbar stolz auf meine Mannschaft.“ Nach ihrem 6:5 (1:2, 1:1, 3:2/1:0)-Erfolg in Mannheim und dem Ausgleich in der Play-off-Finalserie findet nun am Dienstag in Berlin das alles entscheidende Spiel statt. Zu Recht, denn die Eisbären wehrten sich eindrucksvoll gegen die drohende Mannheimer Meisterschaft.

Selbst mit der Hypothek eines frühen Gegentores – Christoph Ullmann hatte nach 42 Sekunden das 1:0 für die Adler erzielt – konnten die Berliner ordentlich spielen. Sie zeigten ihre beste Leistung in der gesamten Serie, erarbeiteten sich schon im ersten Drittel Torchancen im Minutentakt. Dass Jimmy Sharrow den Puck ins Tor von Fredrick Brathwaite stochern konnte, war verdient. Das 1:1 hielt allerdings nicht lange, Adam Mitchell brachte die Mannheimer mit einem abgefälschten Schuss wieder in Führung.

An sich ist es keine gute Position, wenn man im Eishockey mit der Last des Siegenmüssens mit einem Rückstand in die erste Pause geht. Zumal sich die Adler auch am Sonntag auf ihre Zuschauer verlassen konnten. Sitzen wollte kaum einer der 13 600 Menschen in der Arena. Als Ullmann dann im Überzahlspiel zum 3:1 für die Adler traf – Sharrow hatte den Puck ins eigene Tor abgefälscht – feierten die Mannheimer Fans den kommenden Meister. Als nach einem harmlosen Handgelenkschuss von Mads Christensen dann aber das zweite Berliner Tor fiel, wurde es ruhiger auf den Tribünen.

Im letzten Drittel waren die Eisbären im Powerplay dem Ausgleich schon sehr nahe, das nächste Tor aber erzielte Mannheim. Nach einem Konter traf Ken Magowan zum 4:2. Dann ließ Eisbären-Torwart Rob Zepp ein Schüsschen über seinen Handschuh rutschen. Die Meisterparty von Mannheim konnte aber noch nicht beginnen – weil die Berliner nach dem Tor zum 5:2 durch Craig MacDonald noch nicht aufgaben.

Sharrow traf zum 3:5, Barry Tallackson verkürzte auf 4:5. Und, es war kaum zu fassen, Tyson Mulock erzielte mit einem Schuss in den Winkel sieben Minuten vor Schluss das 5:5. Die Eisbären waren die bessere Mannschaft und erreichten verdient die Verlängerung, in der dann Travis Mulock als Torschütze seinen großen Moment hatte. Er sprach später im Kabinengang vom „großartigsten Spiel meines Lebens“. Die Mannheimer Zuschauer verließen nach dem Tor fluchtartig die Arena, die Meisterfeier war ausgefallen. Vor der Halle wurde der Meisterpokal wenig später von einem DEL-Verantwortlichen über den Parkplatz getragen. Die Trophäe wird nun erst am Dienstag in Berlin einen neuen Besitzer finden – oder den alten, die Eisbären. Nach ihrem furiosen Auftritt in Mannheim ist das nicht auszuschließen.

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