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Thomas Bach (links) und Viktor Orban müssen das Nein der Budapester Bürger zur Kenntnis nehmen.
© dpa

Auch Budapest will nicht: Die Olympischen Spiele verkommen zum Ladenhüter

Eine Stadt nach der nächsten zieht ihre Olympiabewerbung zurück. Zur Rettung braucht es ein anderes Modell der Spiele. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Friedhard Teuffel

Es gibt Niederlagen, die gerade hunderttausendfach bejubelt werden: Wenn die eigene Stadt verkündet, sich doch nicht für die Olympischen Spiele zu bewerben. Jetzt geschehen in Budapest. Davor zuletzt unter anderem in Hamburg, in Boston und in Rom. Wer will diese Olympischen Spiele eigentlich noch haben?

Innerhalb von vier Jahrzehnten hat es das Internationale Olympische Komitee geschafft, seine Spiele erst zum Sehnsuchtsobjekt zu entwickeln – und vor allem im Herkunftskontinent Europa wieder zum Ladenhüter verkommen zu lassen. Los Angeles bekam 1977 den Zuschlag für 1984 ohne Gegenkandidaten. Jetzt ist Los Angeles mit Paris der letzte verbliebene Bewerber für 2024. Es gibt daher die Debatte darüber, die nächsten beiden Spiele auf einmal zu vergeben, Los Angeles bekommt 2024 und Paris 2028 oder umgekehrt. Das würde dem IOC weitere peinliche Absagen ersparen.

Früher gab es sogar noch eine Vorauswahl

Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da galt schon die Kandidatur für Olympia als sinnvolles Stadtmarketing. Die Spiele waren so begehrt, dass dafür bestochen wurde. Und als sich Leipzig für die Sommerspiele 2012 bewarb, gab es noch eine Vorauswahl. Leipzig schaffte es nicht einmal ins Finale der besten fünf. Das war 2004.

Seitdem ist der Eindruck entstanden, dass es bei den Spielen immer denselben Gewinner gibt: das IOC. Und immer dieselben Verlierer: die steuerzahlende Bevölkerung. Aber nicht alle Fehler bei der Austragung sind dem IOC anzulasten. Wo so viel Geld im Spiel ist, besteht die Gefahr von Geschacher und Korruption, da ist auch bei den Gastgebern viel schief gelaufen. In diesen Tagen sind die Bilder der verrottenden Sportstätten in Rio zu besichtigen, obwohl die Spiele erst vor einem halben Jahr zu Ende gingen. Die Botschaft dahinter: Olympia braucht man wirklich nur für zweieinhalb Wochen.

Es fehlen auch allgemein leuchtende Beispiele für gelungene Großprojekte. Beim Ansehensverfall der Spiele hat zudem die Fifa assistiert mit ihrer skandalösen Entscheidung, die Fußball-WM 2022 in der Wüste von Katar stattfinden zu lassen. Aber obwohl das IOC sich im Gegensatz zur Fußball-Organisation für sehr kultiviert und klug hält, hat es viel zu spät und zu schwach auf die Krise reagiert.

Ohne verfallende Sportstätten - mit Impuls zum Sporttreiben

Das liegt auch an seinem Präsidenten Thomas Bach. Werden die Spiele mit ihrem Gigantismus aus Europa kritisiert, wendet er einfach seinen Kopf und schaut nach Asien, wo er in der Golfregion, in China oder Südkorea Begeisterung für die Spiele findet. Doch ohne Europa, ohne die Geburtsstätte der olympischen Idee, werden die Spiele in ihrer bisherigen Form nicht überleben können.

Wirklich retten können diese Idee nur andere Spiele. Nicht nur Spiele in einer Demokratie, sondern demokratische Spiele unter Beteiligung der Bevölkerung. Olympische Spiele, die sich zuerst nach der Stadt richten und erst dann nach dem IOC. Die bei ihrer Weiterentwicklung helfen, so wie München 1972 oder Barcelona 1992, die keine verfallenden Sportstätten hinterlassen, sondern einen neuen Impuls zum allgemeinen Sporttreiben. Spiele, von denen die Stadtbevölkerung in der Breite profitiert und von denen die Bürger auch Jahre später noch sagen: Seht her, wir haben gewonnen.

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