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Ein Tänzchen mit Freunden. Marco Reus, Serge Gnabry (hier mit Matthias Ginter) und Leroy Sané sind der erste Sturm der Nationalmannschaft.
© AFP

Drei gegen das Defensivbollwerk: Die Nationalmannschaft setzt auf Reus, Sané und Gnabry

Mit dem Spiel gegen Estland geht für die Nationalmannschaft die Länderspielsaison zu Ende. Das Team trifft erneut auf einen extrem defensiven Gegner.

Marcus Sorg mag erst ein Spiel als Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hinter sich haben, aber ein heuriger Hase ist er mit mehr als 20 Jahren Trainer-Erfahrung, zum Teil in leitender Funktion, natürlich nicht. Und deshalb hat Sorg am Montag auch die kniffligste Frage souverän gemeistert. Ein Journalist aus Estland hatte wissen wollen, ob es im EM-Qualifikationsspiel gegen den Weltranglisten-96. Estland, vorrangig darum gehe zu gewinnen. Oder doch darum, möglichst hoch zu gewinnen.

Der Vertreter des gesundheitlich verhinderten Bundestrainers Joachim Löw nutzte die Frage, um eine kleine Lobrede auf den Gegner der deutschen Nationalmannschaft anzustimmen. Sorg pries die Esten für ihre gute Organisation, für ihre Struktur, die auch ihre jüngsten Ergebnisse erklärten. Da gab es unter anderem ein 3:3 gegen Ungarn und, wenn Niederlagen, dann denkbar knappe. „Sie werden sehr massiv hinten drin stehen“, sagte Löws eigentlicher Assistent und aktueller Vertreter über die Esten. „Man muss sie erst mal knacken.“

Dass die deutsche Nationalmannschaft über die nötigen Knackwerkzeuge verfügt, das hat sie am Samstag in Borissow gezeigt. 2:0 gegen Weißrussland, das hört sich nicht gerade spektakulär an, aber der Bundestrainer „war zufrieden, sehr zufrieden sogar“, berichtete Sorg über seine Nachbesprechung mit Löw. „Der Spielfluss, den die Mannschaft gezeigt hat, war richtig gut.“

Dazu muss man wissen, dass die Weißrussen nicht viel mehr wollten, als eben diesen Spielfluss zum Erliegen zu bringen. So ähnlich wird es auch am Dienstag gegen die Esten in Mainz sein: auf der einen Seite ein Gegner, der den eigenen Strafraum verrammelt und verriegelt, der dem Ball aus dem Weg geht, als wäre er radioaktiv verstrahlt. Auf der anderen eine Mannschaft, die mit diesem Setting irgendwie zurecht kommen muss. „Das erfordert Geduld“, sagt Serge Gnabry.

Der Münchner ist einer jener Spieler, die sich mit ihrer Ballfertigkeit und ihren Tempodribblings auch in engen Räumen behaupten können, ohne gleich klaustrophobische Anwandlungen zu bekommen. „Von seiner Art, wie er Fußball interpretiert, ist er für uns schon sehr speziell“, sagt Sorg über Gnabry. Dass die Nationalmannschaft die Herausforderung Weißrussland unbeschadet überstanden hat, lag nicht zuletzt an der offensiven Dreierreihe, der neben Gnabry noch Marco Reus und Leroy Sané angehören. „Wir rotieren vorne sehr viel“, sagt Gnabry, „dadurch fällt es dem Gegner schwer, uns zu greifen.“ Sané traf zum 1:0, Reus zum 2:0.

Neuer spielt auch gegen Estland

Vermutlich wird die Besetzung der Offensive gegen Estland die gleiche sein wie gegen Weißrussland – auch weil Marcus Sorg hofft, dass seine Angreifer von den Erfahrungen aus Borissow profitieren. „Wir werden keine große Rotation forcieren, weil wir glauben, dass wir eine gewisse Stabilität brauchen“, kündigte der Ersatz-Bundestrainer an. Das ist ärgerlich für ambitionierte Spieler wie Julian Brandt, Kai Havertz oder Timo Werner, die in Weißrussland auf der Bank saßen und das vermutlich auch in Mainz wieder tun müssen. „Bei einem 22-Mann-Kader ist es nicht möglich, alle Spieler spielen zu lassen“, sagt Sorg.

Das gilt nicht zuletzt für die beiden Ersatztorhüter Kevin Trapp und Sven Ulreich. Manuel Neuer wird gegen die Esten erneut im Tor stehen. Auch Lukas Klostermann und Jonathan Tah dürfen auf weitere Einsätze für die A-Nationalmannschaft hoffen, obwohl sie dem Aufgebot für die U-21-Europameisterschaft angehören, die am Wochenende beginnt. Das Turnier ist wichtig, aber für Sorg ist nichts wichtiger als ein Sieg zum Abschluss der Länderspielsaison: „Das steht über allem.“

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