Systematische Doping in Russland: Die Nada ist mit der Geduld am Ende
Mit großer Gewissheit wird in Russland systematisch gedopt. Die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) fordert Konsequenzen.
Es ist nicht so einfach, Andrea Gotzmann aus der Ruhe zu bringen, aber nach den jüngsten Ereignissen verliert auch sie langsam die Geduld. „Was muss noch passieren, damit etwas passiert?“, fragt die Vorstandsvorsitzende der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) und meint damit das systematische Doping in Russland, das dem während des Kalten Kriegs in nichts mehr nachsteht.
Die Jahresbilanz der Nada in Deutschland mit einer leichten Verbesserung der Kontrollqualität und einer besseren internationalen Vernetzung spielt jedenfalls nur eine untergeordnete Rolle. Sie steht an diesem Tag im Schatten des internationalen Betrugs. „Ich bin nicht in der Position, um Empfehlungen auszusprechen“, sagt Gotzmann und tut es dann doch. Es geht darum, wie das Internationale Olympische Komitee und der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) mit den russischen Athleten umgehen. „Ich erwarte ein deutliches Zeichen, auch im Sinne unserer Athleten“, sagt Gotzmann und kann damit nur einen Ausschluss oder Teil-Ausschluss der russischen Sportler von den Olympischen Spielen im August in Rio de Janeiro meinen. Am 17. Juni entscheidet die IAAF darüber.
"In Russland haben wir eine Nada, die ihren Namen nicht verdient"
Die Gründe für einenen Ausschluss zählt sie selbst auf: „Manipulation, Korruption, kein Meldesystem, Kontrollen ohne Wert – in Russland haben wir eine Nada, die ihren Namen nicht verdient.“ Kenia und Äthiopien lässt die Biochemikerin und frühere Basketballspielerin Gotzmann nicht unerwähnt in der Achse des Betrugs. Woher überhaupt Hoffnung kommt für die internationale Dopingbekämpfung? Aus einzelnen Methoden. Den Nachtests etwa. Erst kürzlich hat das Internationale Olympische Komitee bekannt gegeben, dass von den Spielen in London 23 Athleten durch solche Nachtests aufgeflogen sind. „Das ist ein ganz scharfes Schwert“, sagt Gotzmann. Sie fordert nun von der Welt-Anti-Doping-Agentur Richtlinien, wann und von wem Proben noch einmal untersucht werden.
Bei den Winterspielen von Sotschi 2014 sollen Proben von gedopten russischen Athleten vertauscht worden sein. „Aber was ist eigentlich mit den B-Proben?“, fragt Gotzmann nun. Wenn sie noch zu finden seien, könnte man einigen Athleten noch beikommen. „In Russland ist Unfassbares aufgedeckt worden“, sagt Gotzmann. Es sei Zeit jetzt zum Handeln. „Sonst geraten die Werte des Sports in Gefahr.“