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Nikola Karabatic ist der überragende Handballer seiner Generation.
© Thomas Samson/AFP
Update

Nikola Karabatic: Die Maschine ist doch bei der Handball-WM dabei

Handball-Superstar Nikola Karabatic verstärkt die Franzosen – aber noch nicht im Spiel gegen Deutschland.

Didier Dinart ist ein Stoiker, wie er im Buche steht. Der 42 Jahre alte Franzose zählt neben Heiner Brand zum elitären Kreis jener zwei Menschen, die als Spieler und Trainer Handball-Weltmeister geworden sind. Dinart könnte also durchaus ein paar Geschichten von den zahlreichen Schlachten erzählen, die er in seiner großen Karriere geschlagen hat. Unterhaltung zählt allerdings nicht zu den Kernkompetenzen des französischen Nationaltrainers und einstmals gefürchteten Verteidigungsspezialisten.

Das war auch am Wochenende wieder zu beobachten, als Dinart zur überraschenden Rückkehr seines Starspielers, des dreifachen Welthandballers Nikola Karabatic vernommen wurde. Ob Karabatic womöglich schon am Dienstag im richtungsweisenden Vorrundenspiel in Berlin gegen Gastgeber Deutschland (20.15 Uhr, Arena am Ostbahnhof und live im ZDF) zum Einsatz komme, wurde Dinart gefragt. Der Nationaltrainer lächelte nur milde und sagte: „Sie werden sehen.“

Zeh-OP im Oktober

Im französischen Lager machen sie eine Art Staatsgeheimnis daraus, wann ihr prominentester und sportlich bester Mann in die WM wird einsteigen können. Seit Dienstagvormittag steht fest: Für das Spiel gegen Deutschland wird er noch nicht nominiert werden. Das bestätigte eine Sprecherin des Weltverbandes IHF am Dienstagmorgen der Deutschen Presse-Agentur.

Bislang galt es als gesichert, dass Karabatic erstmals in seiner Karriere ein großes Turnier wegen einer Verletzung verpassen würde: Im Oktober hat sich der 34-Jährige am Zeh operieren lassen, ein längst überfälliger Eingriff. Die Ärzte prognostizierten seinerzeit bis zu sechs Monate Zwangspause. Drei Monate später steht er nun vor einer Rückkehr. „Ich bin nicht als Zuschauer hier“, sagte Karabatic nach seiner Ankunft in Berlin. In den Ohren der Konkurrenz muss es wie eine Drohung geklungen haben.

Wahrscheinlich ist ihnen im französischen Lager angst und bange geworden nach dem ersten Spiel bei dieser Weltmeisterschaft, das mit einem äußerst knappen 24:22-Sieg über Brasilien endete. „Ich denke, das macht den Kader der Franzosen, der ja ohnehin nicht schlecht besetzt ist, ganz sicher nicht schwächer“, sagt Deutschlands Nationaltorhüter Andreas Wolff. „Allein schon hier zu sein, ist ein Sieg für mich“, sagt Karabatic, „ich bin stolz darauf“.

Teamkollege von Uwe Gensheimer

Der 1,96-Meter-Mann ist der überragende Spieler seiner Generation. Er war bei den besten Adressen des Welthandballs angestellt, zunächst beim THW Kiel, später beim FC Barcelona und seit vier Jahren nun bei Paris St. Germain, dem Arbeitgeber des deutschen Kapitäns Uwe Gensheimer. Bereits in jungen Jahren hatte Karabatic jeden renommierten Titel geholt: Mit 24 Jahren war er Olympiasieger, Weltmeister, Europameister, hatte die Champions League sowie diverse nationale Meisterschaften und Pokale gewonnen. Dabei lief es nicht so, dass Karabatic in überragenden Mannschaften gespielt hätte, die ihn zum Titel führten. Das Gegenteil war der Fall: Karabatic hob seine Mitspieler auf ein anderes Niveau, er war stets der Anführer, der vorneweg marschierte und dorthin ging, wo es wehtat. Im Finale der Weltmeisterschaft 2015 etwa versuchte Gastgeber Katar, dem Ausnahmekönner mit einer altbewährten Taktik beizukommen: mit extremer körperlicher Härte. Direkt im ersten Angriff des Endspiels kassierte Karabatic einen Schlag, der selbst den härtesten Hund ausgeknockt hätte. Karabatic dagegen spielte einfach weiter, ohne jede Behandlungspause – und führte sein Team mit fünf Treffern, vor allem aber mit seiner Omnipräsenz in Angriff und Abwehr zum dritten WM-Titel. Mittlerweile ist ein vierter dazugekommen, 2017 beim Turnier in Frankreich. Auch im eigenen Land spielte Karabatic mit der Verlässlichkeit einer Maschine.

Nun freut er sich auf die Rückkehr nach Deutschland. „Es macht immer Spaß, hierher zu kommen“, sagt der ehemalige Profi des THW Kiel. Wer ihn mal erlebt hat, weiß allerdings auch: Spaß ist für Karabatic keine Motivation, es geht ihm vielmehr um die sportliche Mission. Ein Sieg bei der WM wäre gleichbedeutend mit der direkten Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Karabatic sagt: „Vielleicht beende ich danach meine Karriere.“ (mit dpa)

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