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Gelb springt höher. Überraschend deutlich beherrschten Clifford Hammonds (M.) und seine Kollegen von Alba Berlin den FC Bayern München.
© dpa

Nach dem Sieg gegen Bayern München: Die Liga dankt Alba

Ein Sieg mit Strahlkraft: Albas Basketballer zeigen, dass der FC Bayern zu schlagen ist. "Wie viel so ein Sieg wert ist, sieht man sowieso immer erst im nächsten Spiel", warnt Albas Kapitän Sven Schultze.

Irgendwann am Sonntagnachmittag hatte Marco Baldi ein akustisches Erweckungserlebnis. Der Freiwurf eines Münchners war schon längst auf den Weg zum Korb, als an sein Ohr die letzten Pfiffe drangen, die offenbar vor dem Wurf abgegeben worden waren und einen weiten Weg hinter sich hatten. „Das habe ich noch nie gehört“, sagte der Geschäftsführer von Alba Berlin, „das war eine komische Welle, die kam von ganz weit oben.“ Für Marco Baldi war sie nur ein weiterer Beweis für die überwältigende Stimmung in der mit 14 500 Zuschauern ausverkauften Arena am Ostbahnhof: „Es war grandios!“

Die Verantwortlichen der Berliner hoffen, dass der unerwartet hohe Erfolg über den FC Bayern München (94:74) auch für alle anderen Beteiligten zu einem Erweckungserlebnis wird. Für die Alba-Fans, die sich erstmals für die neu formierte Mannschaft restlos begeisterten und das auch zurückgaben. „Die Zuschauer haben das Spiel verändert“, sagte Baldi, „sie haben so gepfiffen, wie ich das aus Berlin nicht kenne.“

„Wenn es gut läuft bei uns und Bayern ein bisschen neben der Spur ist, kann auch so ein Sieg mit 20 Punkten rauskommen“, sagte Jan Jagla, der vier Punkte und eine engagierte Leistung zum Sieg über das von seinem Schwiegervater Svetislav Pesic trainierte Team beisteuerte. „Wir haben um jeden Ball gekämpft, um jeden Korb, das war das Entscheidende“, sagte der ehemalige Münchner. Trainer Sasa Obradovic hofft, dass dieses Engagement kein Einzelfall bleibt. „Ich will, dass wir immer so einen Einsatz zeigen“, sagte der strenge Trainer, der trotz spielerischer Unzulänglichkeiten erstmals richtig zufrieden mit seiner Mannschaft war.

Es war ein Sieg von großer Strahlkraft. Zusätzlich zu seiner nationalen und internationalen Dominanz im Fußball schien der FC Bayern München nun auch im Basketball das Geschehen zu dominieren. Die vor Sonntag einzige Niederlage des geschätzt zwölf Millionen Euro teuren Kaders rührte vom Auswärtsspiel bei Olympiakos Piräus her, in dem die Münchner den amtierenden Euroleague-Sieger immerhin am Rande einer Niederlage hatten. „Jetzt haben wir der Liga gezeigt, dass die Bayern zu schlagen sind“, sagte Jan Jagla. Und den Berliner Zuschauern, dass der Wechsel der vier Alba-Spieler im Sommer zum FC Bayern offenbar sportlich verschmerzt werden kann.

„Für die Fans ist so etwas wichtig, für den Klub nicht“, sagte Baldi. Er versuchte nach dem Spiel im VIP-Raum, die wachsenden Animositäten zwischen beiden Klubs zu erklären. So habe sich Bayerns Manager Marko Pesic beschwert, dass die Berliner ständig über sein Team reden würden. „Klar sprechen wir über die Bayern, weil wir ständig von den Medien auf sie angesprochen werden“, sagte Baldi, „wenn er nicht möchte, dass wir auf Bayern angesprochen werden, dann muss er seine Spieler woanders herholen.“ Ihm missfiel auch, dass Bayerns Präsident Uli Hoeneß im Tagesspiegel behauptet hatte, die vier Berliner hätten Alba verlassen wollen, weil es im vergangenen Jahr wohl viele Probleme gegeben habe. „So wie bei Mario Götze?“, fragte Baldi. „Ich kann mit dieser Aussage nichts anfangen. Uli Hoeneß weiß am allerbesten, dass es in jedem funktionierenden Team Reibungen gibt, sonst funktioniert es nicht.“

An der relativ bescheidenen Zielsetzung der Berliner (Erreichen der Play-offs) ändert der Erfolg nichts. „Wir sind himmelweit von einer Favoritenrolle entfernt“, sagte Baldi. Svetislav Pesic hingegen zählte die Berliner nach wie vor neben Bamberg, Oldenburg und seinem Team zu den Titelkandidaten. „Wie viel so ein Sieg wert ist, sieht man sowieso immer erst im nächsten Spiel“, sagte Albas Kapitän Sven Schultze. Also am Dienstag, wenn die Berliner im Eurocup beim Tabellenletzten Belfius Mons-Hainaut (20.30 Uhr) antreten.

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