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Der spielerische Fortschritt von Hertha BSC war auch gegen Leipzig deutlich zu erkennen.
© Soeren Stache/dpa
Update

0:3-Niederlage gegen RB Leipzig: Die Lage für Hertha BSC spitzt sich zu

Hertha kann auch unter Pal Dardai noch nicht gewinnen. Trotzdem war das Duell gegen den Tabellenzweiten Leipzig alles andere als einseitig.

Mattéo Guendouzi ist mit seinen 21 Jahren ein Spieler, der noch viel lernen kann und muss. Wie man sich in brenzligen Situationen behauptet zum Beispiel und sich nicht einfach den Ball stibitzen lässt. Guendouzi, Mittelfeldspieler von Hertha BSC, hat in dieser Hinsicht am Sonntag eine wichtige Erfahrung gemacht. Und vielleicht wird er von diesem Lerneffekt in Zukunft profitieren. Andererseits, so hat es Herthas Trainer Pal Dardai gesagt, kann sich seine Mannschaft solche Erfahrungen aktuell kaum noch erlauben.

Es war Guendouzi, der im Spiel gegen Rasenballsport Leipzig, entscheidend zu einer weiteren Niederlage für Hertha beigetragen hatte. Unmittelbar nach seiner Einwechslung vertändelte er im eigenen Strafraum den Ball und ermöglichte dadurch das 2:0 der Leipziger durch Nordi Mukiele. Kurz vor Schluss ließ der Franzose dann auch noch seinen Gegenspieler Willi Orban laufen, der ohne größere Probleme zum 3:0 (1:0)-Endstand einköpfen konnte.

Es wird also wieder spannend. An der Spitze der Fußball-Bundesliga, an der die Bayern nur noch zwei Punkte Vorsprung auf die Leipziger haben. Mehr und mehr aber auch für Hertha BSC im Abstiegskampf. Seit acht Spielen, vier davon unter dem neuen Trainer Dardai, ist die Mannschaft nun schon ohne Sieg. Das 0:3 gegen die Leipziger war zudem die vierte Heimniederlage hintereinander. „Wir müssen jetzt jedes Spiel so angehen, als wäre es das letzte“, sagte Verteidiger Lukas Klünter.

Der spielerische Fortschritt, der auch gegen die Leipziger durchaus zu erkennen war, schlägt sich bisher nicht in Ergebnissen nieder, während die Konkurrenten, zum Beispiel Mainz 05, zuletzt ordentlich punkten konnten. „Für die Jungs ist es psychologisch schwer“, sagte Dardai.

Herthas Trainer hatte sich für das Duell mit dem Tabellenzweiten einige Überraschungen überlegt. Die Mannschaft lief in einem 3-5-2 auf, dazu standen vier Neue in der Startelf: Sami Khedira zum ersten Mal für Hertha, Marton Dardai zum ersten Mal überhaupt in der Bundesliga, dazu Mathew Leckie und Lukas Klünter.

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„Das Konzept war okay“, sagte Dardai, der gegen die Leipziger mehr Tempo und Kopfballstärke auf dem Platz haben wollte. Sein Plan ging lange auf, weil Herthas Spieler die Angelegenheit seriös und konzentriert angingen. „Heute kann ich nicht sauer sein“, sagte Dardai.

Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen taten sich die Leipziger schwer gegen einen gut strukturierten Gegner. Bei der ersten waren gerade drei Minuten gespielt. Nach einem langen Pass von Marcel Halstenberg tauchte Hee Chan Hwang frei vor dem Tor der Berliner auf, konnte Torhüter Rune Jarstein allerdings nicht überwinden.

Von diesem frühen Schreckmoment abgesehen schafften es die Berliner in der Folge, das Bedrohungspotenzial der Leipziger einigermaßen unter Kontrolle zu halten und über Umschaltmomente selbst gefährlich zu werden. Nach knapp 20 Minuten verpasste Krzysztof Piatek in der Mitte eine Hereingabe von Maximilian Mittelstädt nur knapp. Kurz darauf klärte Lukas Klostermann gerade noch vor Dodi Lukebakio.

Das 1:0 für Leipzig fiel aus dem Nichts

Mitten hinein in eine Phase, in der Hertha den Tabellenzweiten gut im Griff hatte, fiel nach einer knappen halben Stunde das 1:0. Für die Leipziger – und wie aus dem Nichts. Marcel Sabitzer versuchte es unvermittelt aus 25 Metern. Der Ball nahm eine derart anarchische Flugkurve, dass Jarstein ihm nur noch staunend hinterherschauen konnte. „Das Tor haben wir in einem schlechten Moment kassiert“, sagte Dardai.

Ungeachtet des beachtlichen Abstands in der Tabelle war es auch nach der Pause zunächst alles andere als ein einseitiges Duell. „Der Gegner war gut“, sagte auch Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann. Hertha startete mit zwei glänzenden Gelegenheiten in die zweite Hälfte. Zunächst verzog Lukebakio knapp, nur wenige Sekunden später scheiterte Matheus Cunha an Torhüter Peter Gulacsi.

Ungenauigkeiten und Fehler häuften sich bei Hertha

Dardai brachte nach einer Stunde Luca Netz und Nemanja Radonjic von der Bank, die schon vor einer Woche in Stuttgart als Einwechselspieler dazu beigetragen hatten, nach einem 0:1-Rückstand noch einen Punkt zu holen. Doch Leipzig ist nicht Stuttgart. Der Tabellenzweite blieb aktiv und ließ die Berliner nicht so zur Entfaltung kommen.

Mit seinem Fehler im eigenen Strafraum machte dann Mattéo Guendouzi alle Bemühungen um den Ausgleich frühzeitig zunichte. „So etwas darf man sich in einer solchen Situation nicht erlauben“, klagte Dardai. Nicht gegen einen Gegner, der im Moment in anderen Sphären unterwegs ist als Hertha und gegen den man nicht zwingend von einem Erfolg ausgehen kann.

Der Spielplan ist in diesen Wochen ohnehin nicht unbedingt Herthas Best Buddy. Und trotzdem: „Irgendwann müssen wir auch mal eine Überraschung schaffen“, sagte Pal Dardai. Die nächste Möglichkeit gibt es immerhin schon nächste Woche, wenn Hertha beim VfL Wolfsburg antritt. Dem Tabellendritten.

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