Niederlage gegen Bayer Leverkusen: Die Kämpfer von Hertha BSC werden nicht belohnt
Hertha BSC geriet gegen Bayer Leverkusen früh in Rückstand. Doch die Berliner steckten nie auf, am Ende aber stand eine Niederlage.
Mit seiner letzten Aktion schaffte es Salomon Kalou doch noch, seine Kollegen in Wallung zu versetzen. Per Skjelbred rief ihm noch ein paar freundliche Worte hinterher, dann sprang er einmal vor Wut um seine eigene Achse. Kalou trottete bei seiner Auswechslung weiter, ganz gemächlich zur Seitenlinie, als hätte Hertha BSC alle Zeit der Welt. So richtig schien er nicht zu kapieren, dass für den Berliner Fußball-Bundesligisten beim Auswärtsspiel in Leverkusen jede Sekunde zählte. Mit einem Tor lag Hertha zurück. Dabei blieb es bis zum Ende. Während sich Bayer Leverkusen durch den 2:1 (2:1)-Sieg schon zwei Spieltage vor Saisonende die direkte Qualifikation für die Champions League sicherte, fiel Hertha erstmals seit dem 15. Spieltag aus den Top vier.
Die Spiele des Nachmittags hatten für die Berliner eine freudige und eine weniger erfreuliche Nachricht gebracht. Durch die Niederlage der Ingolstädter war schon vor dem Anpfiff in Leverkusen sicher, dass die Berliner in der kommenden Saison zum ersten Mal seit 2009/10 wieder im Europapokal spielen dürfen. Durch das Unentschieden der Gladbacher in München waren sie allerdings erst einmal vom Champions-League-Platz vier verdrängt worden. Das aber hätte die Mannschaft von Trainer Pal Dardai immerhin noch korrigieren können.
Für die Gäste begann es alles andere als gut gegen die Mannschaft der Stunde in der Fußball-Bundesliga. Schon nach 75 Sekunden deutete vieles auf den siebten Sieg der Leverkusener hintereinander hin. Nachdem Marvin Plattenhardt den Ball über die Seitenlinie hatte rutschen lassen, führte Bayer den Einwurf schnell aus, der Ball landete bei Julian Brandt, der frei vor Torhüter Rune Jarstein die Ruhe behielt und zum 1:0 einschoss. Herthas Innenverteidiger Sebastian Langkamp hatte vergeblich auf Handspiel reklamiert – und zu Unrecht. Der Ball war an der Hand seines Kollegen Peter Pekarik gelandet und von dort Brandt genau vor die Füße.
Wenn bei einem Gastspiel in Leverkusen nicht passieren sollte, dann ein früher Rückstand. Hertha hatte erst einmal daran zu knabbern, zumal Karim Bellarabi bei dem Einwurf vor dem Tor mit einem Bein im Feld gestanden hatte – das Tor streng genommen nicht hätte zählen dürfen. Die Berliner fanden nicht richtig ins Spiel, gerade im Mittelfeld fehlte die Kontrolle. Und nach einer Viertelstunde wurde es noch schlimmer. Nach einem Freistoß von Hakan Calhanoglu bekam Hertha den Ball nicht aus dem Fünfmeterraum. Fabian Lustenberger ließ sich einen Augenblick zu lange Zeit, da hatte Lars Bender den Ball schon zum 2:0 für die Leverkusener über die Linie gestolpert.
Anschlusstreffer kam überraschend
In jener Phase war wenig davon zu sehen, dass die Berliner ihre letzte Chance nutzen wollten, doch noch an den Leverkusenern auf Platz drei dran zu bleiben. Und so kam auch der Anschlusstreffer nach 20 Minuten ein wenig überraschend. Vedad Ibisevic, der nach drei Pflichtspielen zum ersten Mal wieder ohne Maske spielte, traf per Kopf zum 1:2. Den Treffer hatte er mit einem Pass auf den Flankengeber Peter Pekarik selbst eingeleitet. Nach dessen Hereingabe setzte er sich gegen André Ramalho und Bender durch. Für Ibisevic war es der zehnte Saisontreffer und bereits das siebte Tor gegen Bayer. Paradoxerweise aber hat der Bosnier noch nie gegen gewonnen, wenn er gegen Leverkusen getroffen hat.
Bis zur Pause gestalteten die Berliner das Spiel recht ausgeglichen. Allein durch einen Fernschuss des Chilenen Charles Aranguiz geriet Hertha noch einmal in Gefahr – Rune Jarstein reagierte glänzend und holte den Ball aus dem Winkel.
Es war Herthas Mannschaft anzumerken, dass sie die zweite Halbzeit mit mehr Spannung, mehr Mut nach vorne angehen wollte. Allerdings liefen die Berliner dadurch Gefahr, von den flinken Leverkusenern ausgekontert zu werden, so wie direkt nach Wiederanpfiff, als Marvin Plattenhardt ziehen lassen musste – wieder bewahrte Jarstein sein Team vor einem höheren Rückstand. Auf der anderen Seite vergab Niklas Stark, der erneut im defensiven Mittelfeld spielte, die große Chance zum Ausgleich. Nach einem abgewehrten Eckball kam er frei zum Schuss, setzte den Ball aber deutlich über das Tor.
Dardai brachte nach nicht einmal einer Stunde Genki Haraguchi für den schwachen Kalou. Die Leverkusener hatten zwar zu Beginn der zweiten Hälfte häufiger den Ball, Hertha dafür die besseren Chance. Per Skjelbred verfehlte knapp das Tor, Tolga Cigerci bereitete Bernd Leno mit einen Aufsetzer aus der Distanz einige Probleme. Hertha überzeugte kämpferisch, hielt die Partie bis zum Schluss offen, zum Ausgleich langte es allerdings nicht mehr. Ärgerlich für die Berliner war auch, dass Marvin Plattenhardt seine fünfte Gelbe Karte sah und nächste Woche gegen Darmstadt gesperrt ist. Der Linksverteidiger ist Herthas einziger Spieler, der in dieser Saison nicht eine Sekunde gefehlt hat.