Zinedine Zidane und Real Madrid: Die große Notlösung
Zinedine Zidane kann bei Real Madrid mit dem Gewinn der Champions League auch Trainer-Legende werden. Dafür darf der VfL Wolfsburg im Viertelfinale aber nicht zum Stolperstein werden.
Die Bundesliga ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Das ist aus Sicht von Real Madrid eine gute Nachricht. Gegen deutsche Klubs tat sich der spanische Rekordmeister stets schwer, zuletzt aber hatte sich das Kräfteverhältnis gewendet. Von den jüngsten vier Duellen in der K.-o.-Phase der Champions League konnten die Madrilenen alle für sich entscheiden. Und es würde schon ziemlich viel schiefgehen müssen, sollte sich das im fünften Vergleich ändern. Gegen den VfL Wolfsburg ist Real Favorit. In Spanien prophezeien einige Medien sogar, dass das ungleiche Duell schon nach dem Hinspiel am Mittwoch in Wolfsburg (20.45 Uhr/live im Ticker bei Tagesspiegel.de) entschieden ist. Zinedine Zidane will sich über den achten Platz des VfL derzeit in der Bundesliga aber nicht hinwegtäuschen lassen. „Das bedeutet gar nichts. Die Champions League ist etwas anderes“, warnte der Trainer am Dienstag und fügte – wohl aber eher anstandshalber – an: „Wir werden mit Sicherheit Schwierigkeiten bekommen.“
Zur entscheidenden Phase der Saison scheint Real endlich in Topform zu kommen. Als Beleg diente das 2:1 vom Wochenende beim Erzrivalen FC Barcelona. Der Sieg kam auch für Trainer Zidane zur rechten Zeit. Zuletzt waren Zweifel an seiner Eignung aufgekommen, wie das so üblich ist, wenn Madrid nicht jedes Spiel gewinnt. Nun aber darf der beste Fußballer der Jahrtausendwende mit einiger Wahrscheinlichkeit auch in der kommenden Saison an der Seitenlinie stehen. Alternativen zu Zidane gibt es ohnehin keine.
Seit seiner Rückkehr 2009 hat Präsident Florentino Perez viele Trainer geheuert und gefeuert. Der Bauunternehmer macht kein Geheimnis daraus, dass er diese Position für austauschbar hält, solange die besten Spieler auf dem Platz stehen. Zidane ist Reals fünfter Trainer in sieben Jahren – kein Spitzenklub hat im gleichen Zeitraum häufiger gewechselt. Manuel Pellegrini, José Mourinho, Carlo Ancelotti – inzwischen waren fast alle bekannten Namen der Branche schon einmal da.
Eigentlich hätte Zidane lieber die zweite Mannschaft weitertrainiert
Wie wenig Möglichkeiten es zurzeit gibt, zeigte sich, als Real einen Nachfolger für Rafael Benitez suchte. Die Not war so groß, dass Präsident Perez laut der Zeitung „El Pais“ zuallererst anfragte bei José Mourinho, den er erst 2013 entlassen und der den Klub in drei Jahren wie niemand vor ihm gespalten hatte. Der Portugiese hatte aber bereits einen Vorvertrag bei Manchester United unterschrieben. Am Ende konnte es niemand anderes als Zidane werden, obwohl der kurz zuvor noch betont hatte, dass er sich für das Amt noch nicht bereit fühle. Half alles nichts.
„Für Madrid kommen nur wenige Trainer infrage, die Anforderungen sind hoch“, sagt Reals Ex-Torwart Bodo Illgner. „Sie müssen woanders Erfolg gehabt haben, über Strahlkraft verfügen und mit Spielern umgehen können, die nicht immer einfache Charaktere sind.“
Zidane scheint das bisher aber ganz gut zu gelingen, Cristiano Ronaldo lobte: „Mit Zidane identifizieren wir uns mehr als mit Benitez.“ Trotzdem fehlen dem Franzosen als Trainer noch Erfahrung und Erfolge. Letzteres kann in dieser Saison nur in der Champions League geändert werden. Im Pokal ist Real nicht mehr dabei, in der Liga sieben Punkte abgeschlagen hinter Barcelona. Der Gewinn der Champions League würde Zidane sofort auf eine Stufe mit Legenden wie Jupp Heynckes oder Vicente Del Bosque stellen. Nicht schlecht für jemanden, der eigentlich lieber die zweite Mannschaft weitertrainiert hätte.