Schwierige Verhandlungen über Gehaltsverzicht: Die grenzenlose Gier in der Premier League
Die Fußballer in der Premier League verdienen viele Millionen. Doch die Verhandlungen über Gehaltskürzungen sind schwierig. Das ist befremdlich. Ein Kommentar.
Mesut Özil, ein sehr feiner, aber inzwischen nicht mehr überragender Fußballer in der Premier League, soll rund 400.000 Euro beim FC Arsenal verdienen. Ähnliches gilt für einige seiner Kollegen aus Englands höchster Fußballliga. Etwa für den sehr guten, aber ebenfalls nicht überragenden Torhüter David de Gea von Manchester United. Es handelt sich hierbei übrigens nicht um Jahres- oder Monatsgehälter, sondern um Wochengehälter.
Es ist nichts Neues, dass sich die Dinge auf der Insel Großbritannien allgemein und speziell im Fußball etwas anders drehen. Und ebensowenig überrascht es, dass der Fußball gerade dort moralisch niederträchtig ist, wo besonders viel Geld im Spiel ist.
Angesichts der Coronavirus-Epidemie mit vielen Infizierten und Toten auch in Großbritannien macht es dennoch einigermaßen fassungslos, was sich bis Donnerstagabend rund um die Premier League abspielte.
Spieler wurden weiterbezahlt, nicht aber das nicht Fußball spielende Personal
Während die Spieler in den Top-Ligen Deutschlands, in Spanien und Italien längst großflächig auf Gehälter verzichtet haben, konnte sich die Liga mit der britischen Spielergewerkschaft PFA nicht auf einen solchen Verzicht einigen. Die PFA stimmte einer Kürzung auch deshalb nicht zu, weil sie vermutete, dass die Klubeigner in der Krise durch Personaleinsparungen sogar noch einen Reibach machen wollen.
So gingen also bis zuletzt Wochengehälter von bis zu 400.000 Euro über den Tisch, während gleichzeitig einige Klubs eine Vielzahl ihres nicht Fußball spielenden und vergleichsweise schlecht bezahlten Personals in den Zwangsurlaub versetzten. Dort bekommen die Mitarbeiter einen Höchstsatz von monatlich 2850 Euro, gezahlt von Steuergeldern des staatlichen Hilfsprogramms.
Angesichts der wirtschaftlichen Not großer Teile der britischen Bevölkerung ist der Vorgang in diesen Krisenzeiten ein Skandal. Immerhin: Am Freitag wurde erneut über einen Gehaltsverzicht verhandelt. Von 25 Prozent Gehaltseinbußen war die Rede. Mesut Özil müsste dann mit mutmaßlich 300.000 Euro in der Woche leben. Damit kommt man über die Runden.