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Ein Stürmer, ein Tor. Spieler wie Sandro Wagner müssen sich bei jedem Einsatz von ihrer besten Seite zeigen.
© Christian Charisius/dpa

Fußball-Nationalmannschaft: Die Generation Streber fährt zur WM

Die DFB-Auswahl hat sich mit neun Siegen aus neun Spielen für die Weltmeisterschaft in Russland qualifiziert. Der große Konkurrenzkampf erweist sich dabei als äußerst förderlich.

Wenn ein Neunjähriger zum Geburtstag genau das Fahrrad bekommt, das er sich schon immer gewünscht hat, und er dieses Fahrrad aber schon drei Wochen vorher zufällig im Keller entdeckt hat, dann wird es ihm vermutlich arg schwer fallen, am Geburtstag so etwas wie spontane Freude zu heucheln. So ähnlich ist das auch der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Donnerstagabend im Windsor Park von Belfast ergangen. Besondere Gefühlsregungen waren bei den Spielern nicht zu erkennen, als das WM- Qualifikationsspiel zwischen Deutschland und Nordirland abgepfiffen wurde. Okay, sind wir halt für die Weltmeisterschaft in Russland qualifiziert.

Dass sie das Fahrrad geschenkt bekommen würden, wussten sie schließlich schon lange. Eigentlich bereits seit der Auslosung. Denn bei allem Respekt: Dass der Weltmeister gegen Norwegen, Tschechien, Aserbaidschan, Nordirland und San Marino nicht Gruppenerster werden würde, war im Grunde ausgeschlossen. So ging es in der Qualifikation vor allem um die B-Note. „Die Zielsetzung war, die Gruppe von Anfang an zu dominieren und es kompromisslos durchzuziehen“, sagte Löw nach dem 3:1-Erfolg in Belfast, dem neunten Sieg seiner Mannschaft im neunten Spiel. „Das ist uns gelungen, daher können wir mit der geschafften Qualifikation absolut zufrieden sein.“

Für den Bundestrainer war die Forderung, alle Spiele seriös anzugehen und sie zu gewinnen, kein Selbstzweck. Sie war die Konsequenz aus seinen Erfahrungen der Vergangenheit. Vor zwei Jahren hatte sich das Team eher träge durch die Qualifikationsrunde für die Europameisterschaft 2016 geschleppt. Bei der Endrunde selbst fand das eine logische Fortsetzung. Die Mannschaft schaffte es in Frankreich nicht, sich ausreichend zu straffen. Das will Löw vor der Weltmeisterschaft im kommenden Jahr unbedingt vermeiden.

Der Confed-Cup hat den Konkurrenzkampf noch erhöht

Er selbst war nach dem WM-Titel 2014 zu nachlässig, hat die Mannschaft für ihre schwachen Leistungen im Alltag immer wieder verteidigt. Das ist diesmal anders. Selbst für das letzte, vollkommen unbedeutende Qualifikationsspiel am Sonntag in Kaiserslautern gegen Aserbaidschan verlangt er von seinen Spielern einen konzentrierten Auftritt und selbstverständlich einen Sieg. Löw hat zwar umfassende personelle Veränderungen angekündigt, aber das ändert nichts an der Vorgabe, die Qualifikation mit dem zehnten Sieg abzuschließen.

Für die Generation Streber in der Nationalmannschaft ist das kein Problem. Die Spieler sind eifrig, sie tun, was man ihnen sagt. Wie vor einem Monat in Tschechien gingen sie auch in Nordirland früh in Führung; doch anders als in Prag, als ihr Elan früh erschlaffte, brachten die Deutschen die Sache diesmal konzentriert zu Ende. Löw sah nach dem Sieg gegen die kantigen Nordiren zwar keinen Grund, „absolut glücklich“ zu sein. Aber: „Wir haben das getan, was wir tun mussten. Das haben wir souverän gemacht.“

Dass der Bundestrainer sein Personaltableau durch den Confed-Cup noch einmal deutlich vergrößert hat, erweist sich nun als überaus förderlich. Wer sich Nachlässigkeiten erlaubt, muss damit rechnen, dass sein interner Konkurrent mal eben an ihm vorbeizieht. Spieler wie Marvin Plattenhardt von Hertha BSC und Sandro Wagner wissen, dass sie sich bei ihren raren Einsätzen von ihrer besten Seite zeigen müssen.

Vor allem Wagner, der zum zwischenzeitlichen 2:0 traf, ging in Belfast mit großem Eifer zu Werke. „Er hat sich gut bewegt, engagiert gespielt und den Gegner ein bisschen weggehalten vom Mittelfeld“, sagte Löw. Der Hoffenheimer verfügt als wuchtiger Strafraumstürmer über ein Alleinstellungsmerkmal im Kader, das ihm wohl tatsächlich eine realistische Chance auf eine WM-Teilnahme eröffnet.

WM-Vorbereitung in Südtirol

Überhaupt zeichnet sich das aktuelle Team durch ein hohes Maß an Verlässlichkeit aus. Die Partie in Belfast war nicht einmal eine Dreiviertelstunde beendet, da verkündete der Deutsche Fußball- Bund bereits per Pressemitteilung, dass die Nationalmannschaft sich im kommenden Frühjahr in Südtirol auf die WM vorbereiten werde. Entsprechende Vorkehrungen waren natürlich längst getroffen worden. Das Team wird dasselbe Hotel beziehen wie 2010 vor der Weltmeisterschaft in Südafrika. Zudem ist jetzt klar, dass es am 10. November ein Testspiel in Wembley gegen England geben wird – und vier Tage später aller Voraussicht nach gegen Frankreich. Im März trifft die Nationalmannschaft dann noch auf Spanien und Brasilien.

Löw erachtet diese hochwertigen Tests für eine erfolgreiche Titelverteidigung als zwingend. „Es gibt noch viele Dinge, an denen wir arbeiten müssen in den nächsten Monaten“, sagte der Bundestrainer. „Unsere Mannschaft muss sich Richtung Turnier immer weiter verbessern, muss sich natürlich noch steigern.“ Tempo und Intensität bei der WM seien deutlich höher. Für die Nordiren waren das Tempo und die Intensität am Donnerstag schon hoch genug. „Deutschland ist die Mannschaft, die geschlagen werden muss“, sagte ihr Trainer Michael O'Neill mit Blick auf die Weltmeisterschaft. „Die Deutschen haben einen fantastischen Kader, der noch besser ist als der bei der WM 2014.“

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