Verletzungen und Corona-Kranke: Die Füchse wollen gegen Leipzig aus der Krise finden
Berlins Handballer schwächeln und müssen vor allem an ihrem Selbstvertrauen arbeiten. Ein Sieg gegen Leipzig am Samstag könnte helfen.
Stefan Kretzschmar fehlen etwas die Worte. Nicht unbedingt, weil mit dem SC DHfK Leipzig der Verein aus seiner Geburtsstadt in der Max-Schmeling- Halle zu Gast ist, bei dem er zehn Jahre im Aufsichtsrat tätig war, sondern eher, weil er aktuell nicht weiß, wie er seine Füchse einschätzen soll.
„Da ist eine Menge möglich, aber eben auch eine Menge unmöglich“, sagt der Sportvorstand der Berliner. „Ich kann nur hoffen, dass unsere Mannschaft ansatzweise das Talent auf die Platte bringt, was sie hat.“
Trotz teilweise überzeugender Leistungen fällt sein Resümee seit der Weltmeisterschaftspause im Januar durchwachsen aus. Gegen die Spitze der Bundesliga hagelte es Niederlagen und beim Aufsteiger Essen zitterten sich die Berliner zum Sieg. Da war der 35:27-Erfolg gegen die Fivers aus Wien am Dienstag in der European League nur ein wenig Balsam.
„Es nützt nichts, da ständig draufzuhauen“, weiß Kretzschmar. „Da gab es natürlich Ansprachen, aber ich kann mich ja nicht nach jedem Spiel in die Halle stellen und sagen: Jetzt reicht’s!“ Der 48-Jährige zieht sporadische Einzelgespräche vor, merkt, dass seine Jungs gerade an ihrem Selbstvertrauen zu arbeiten haben.
„Bei jedem ist es irgendwie erklärbar, warum er nicht zu einhundert Prozent abliefert“, berichtet Kretzschmar, „doch jetzt muss sich jeder an seinem eigenen Schopf aus seinem Loch ziehen.“
Prekäre Kadersituation
Ein Sieg gegen Leipzig (20.30 Uhr/Sky) würde dabei sicher ein Stück weit helfen. Wenig unterstützend ist allerdings die prekäre Kadersituation. Neben den Corona-Kranken Jacob Holm und Hans Lindberg sowie dem verletzten Paul Drux müssen die Füchse auf Milos Vujovic verzichten. Der Linksaußen laboriert an einem Hämatom in der Ferse und fällt für circa drei Wochen aus.
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André Haber auf der gegnerischen Trainerbank geht es nicht viel besser. Die Leipziger fingen sich am Mittwoch beim Rekordmeister in Kiel nicht nur eine saftige 21:31-Niederlage ein, sondern mussten ihre ohnehin schon schmerzhafte Verletztenreihe um drei weitere Namen ergänzen: Nationalspieler Philipp Weber humpelte nach nur zwei Minuten mit Knieproblemen vom Feld, Niclas Pieczkowski klagte über Rückenschmerzen und Jakob Leun vertrat sich den Fuß.
Ob die drei rechtzeitig wieder fit sind, ist fraglich. Ebenso steht es um die Rückraumakteure Marko Mamic und Gregor Remke, während der Halbrechte Martin Larsen aufgrund seiner Knieverletzung mit Sicherheit passen muss.
Beeindruckender Nachwuchs
Umso beeindruckender war zuletzt der Nachwuchs der Sachsen um den 20-Jährigen Mittelmann Luca Witzke. „Da muss man gegen Kiel erstmal die Manschetten ablegen und das so machen. Leipzig macht das in den letzten Jahren wirklich gut in der Nachwuchsförderung“, findet Kretzschmar, der auf Berliner Seite ebenfalls vier Jugendspieler in die Partie schickt, um die Ausfälle zu kompensieren. Trotz der Umstände sieht er sein Team als Favorit und hofft, dass er die Halle nach Abpfiff mit lobenden Worten verlassen kann.