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Die Defensivleistung der Füchse (Szene mit Paul Drux, links, und Steffen Fäth) stimmte gegen Kiel. Nur vorn lief fast nichts zusammen.
© dpa

Spitzenspiel in der Handball-Bundesliga: Die Füchse Berlin sind chancenlos gegen den THW Kiel

Personell dezimierte Füchse sind im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga chancenlos gegen den THW Kiel. Am Ende steht eine klare 18:26-Niederlage - und auch die Tabellenführung ist weg.

Die Anzeigetafel lügt nicht, und am Mittwochabend hat das Resultat auf den Videowürfeln in der Max-Schmeling-Halle für reichlich Resignation im Lager der Füchse Berlin gesorgt. Vor dem Spitzenspiel in der Handball-Bundesliga gegen Rekordmeister THW Kiel hatten sich die bis dato verlustpunktfreien Berliner ja zum ersten Mal seit Jahren wieder auf Augenhöhe mit dem Branchenführer aus Schleswig-Holstein gewähnt und das auch genau so kommuniziert. Dummerweise sind den Füchsen auf dem Weg zur Entthronung aber ein paar Unwägbarkeiten dazwischengekommen, zwei verletzte Spieler etwa, vor allem aber ein clevererer und spielstarker Gegner, der sich einfach nicht entthronen lassen wollte. So kam es am Ende, wie es kommen musste und seit nunmehr 2209 Tagen auch immer gekommen ist: Beim 18:26 (7:13) vor 8754 Zuschauern waren die Berliner chancenlos und warten weiter auf den ersten Erfolg gegen die Kieler seit dem 19. September 2010. Zudem mussten sie die Tabellenführung an den THW abgeben, der dank des besseren Torverhältnisses wieder dort steht, wo er lauf inoffizieller Vereinssatzung zu stehen hat.

„Wir haben wirklich alles gegeben, aber heute war einfach nicht unser Tag“, sagte Füchse-Kreisläufer Krezimir Kosina – und das war noch wohlwollend formuliert. „Hinten haben wir ganz gut gestanden, 26 Treffer gegen so einen Gegner müssen zu Hause eigentlich reichen“, befand Rückraumspieler Paul Drux, „aber wenn man nur 18 macht, muss man eigentlich gar nicht erst antreten.“ Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass es sich zu keinem Zeitpunkt um einen halbwegs fairen sportlichen Vergleich handelte. „Gegen Kiel muss alles passen, und das war heute nicht der Fall“, sagte Manager Bob Hanning, „wir haben heute das direkte Duell auf keiner einzigen Position für uns entscheiden können.“

Vier Tage nach der unglücklichen Niederlage in der Champions League beim FC Barcelona (25:26), die vor allem das vermeintlich unparteiische Schiedsrichter-Gespann zu verantworten hatte, begannen die Kieler wild entschlossen und erspielten sich schnell eine 5:1-Führung (9.). Allerdings wurde ihr Blitzstart auch begünstigt durch die beschränkten taktischen Möglichkeiten im Berliner Lager. Wegen der verletzungsbedingten Ausfälle Fabian Wiedes (Schulter) und Kent Robin Tönnesens (Muskelbündelriss) musste Füchse-Trainer Erlingur Richardson zwangsläufig einen Rechtshänder im rechten Rückraum aufbieten - eine Variante, die es in Ermangelung an Linkshändern höchstens mal in der Verbandsliga zu sehen gibt, aber nie in der Bundesliga. Im weiteren Verlauf kam in Christoph Reißky zwar auch ein echter Linkshänder auf halbrechts zum Einsatz, aber der junge Mann aus der zweiten Mannschaft, der zuletzt noch den Feiertagskrimi bei Hannover-Burgdorf (30:29) zugunsten der Berliner entschieden hatte, musste bei allem Einsatz alsbald den Unterschied zwischen einer soliden Bundesliga-Abwehr (wie am Montag in Hannover) und der Defensivreihe eines stetigen Meisterschaftsanwärters (wie gestern) erkennen.

Für den Spannungsfaktor und die Zuschauer waren die Umstände vor allem: sehr schade. Die Kieler agierten nämlich viel zu souverän, als dass sie die Schwächung im Berliner Rückraum nicht auch in tatsächliche Feldüberlegenheit und einen Vorsprung umwandelten. Zum offensichtlichen Ärger der Berliner trug auch das Schiedsrichtergespann Robert Schulze/Tobias Tönnies (Magdeburg/Stendal) bei, das gerade im ersten Durchgang zweierlei Maß bei identischen Aktionen ansetzte. Nach einer Viertelstunde, die Füchse hatten gerade auf 5:6 verkürzt, war so viel Gift und Aggression im Spiel, dass die Vermutung nahe lag, das Duell würde unter gesundheitlichen Aspekten kein gutes Ende nehmen. Nahm es dann aber glücklicherweise doch.

Dass die Berliner zur Pause (7:13) mal wieder zwei von zwei Siebenmetern vergeben hatten, erwies sich als nicht eben hilfreich im Sinne einer Aufholjagd, die der Gegner vermutlich ohnehin nie zugelassen hätte. „Ich bin wirklich sehr stolz auf meine Mannschaft, wir sind ja auch gerade im Umbruch“, sagte Kiels Trainer THW Kiel, „dafür haben wir das gut gemacht.“ Der Isländer war allerdings auch Sportsmann genug einzuräumen, dass ein anderer Faktor den Ausgang der Partie maßgeblich beeinflusst hatte: die Regenerationszeit. Vor dem Topspiel hatte der THW immerhin vier spielfreie Tage, die Berliner gerade einmal gut 48 Stunden.

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