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Lächeln für die Leidenschaft. Denis Pederson (l.) hat darunter gelitten, dass er so lange pausieren musste.
© dapd

Eisbären-Urgestein gibt Comeback: Die fast unmögliche Rückkehr des Denis Pederson

Zehn Monate konnte Denis Pederson wegen einer Knieverletzung kein Eishockey mehr spielen. Gegen Augsburg gibt der 36-Jährige am Freitag sein kaum mehr für möglich gehaltenes Comeback.

Berlin - Denis Pederson hält einen Moment inne, während ihm der Schweiß von seinem Gesicht auf das schwarze Trainingstrikot tropft. Dann schaut er in die Luft. Als wollte er da oben nochmal Danke sagen dafür, dass es endlich so weit ist. Dass er wieder das machen kann, was er einmal als sein Leben bezeichnet hat: Eishockeyspielen. Nach zehn Monate langer Pause wird er am Freitag, wenn es vor heimischem Publikum gegen die Augsburger Panther geht (19.30 Uhr), wieder für die Eisbären Berlin auflaufen.

Es ist nicht so, dass der 36-Jährige sich nicht auskennen würde mit Comebacks. Einige Male schon musste er verletzungsbedingt passen, außerdem hat er es sich nach einem Rücktritt auch noch einmal anders überlegt. „Aber so lange und so schwerwiegend wie diesmal war es bislang noch nicht“, sagt Pederson. Zehn Monate sind in der Eishockeywelt eine kleine Ewigkeit, und man merkt dem Stürmer an, wie sehr er in dieser Zeit gelitten hat. Es fällt ihm schwer, seinen Kampf in Worte zu fassen, immer wieder macht er nach der Übungseinheit am Donnerstag Pausen und denkt nach, wie er es denn am besten erklären könnte. „Oh Mann“, sagt er dann. „Ich habe jeden Tag nur an dieses Knie gedacht. Jeden Tag, auch heute noch.“

Dieses Knie hat Ende Februar vorigen Jahres im Spiel gegen Straubing eine Art Totalschaden erlitten, das hintere Kreuzband und das Außenband rissen. Für andere hätte eine derartige Verletzung Anlass gegeben, die Karriere zu beenden – vor allem, wenn man vorher schon so viele Knieprobleme hatte wie Pederson. Der Kanadier allerdings war noch nicht fertig mit dem Eishockey und mit den Eisbären. Im Herbst 2010 hatte ihn die Sehnsucht nach Eis zurück nach Berlin getrieben, obwohl er eigentlich Schluss gemacht hatte. Ein Titel sollte es noch sein, nachdem die Eisbären im Vorjahr grandios gescheitert waren. Doch dann kam kurz vor den Play-offs die Verletzung. Während seine Kollegen tatsächlich Meister wurden in der zurückliegenden Saison, fing Denis Pederson mit 35 Jahren wieder von vorne an.

Der Held gibt sich schüchtern

Heute mag es sich sonderbar anhören, wenn er sagt, dass er „unglaublich nervös“ ist vor seinem Auftritt am Freitag. Ein Mann mit seiner Erfahrung! Mehr als 450 Spiele hat Pederson in der besten Eishockeyliga der Welt, der NHL, hinter sich gebracht, seit acht Jahren stürmt er nun bereits für die Eisbären. Trotzdem hat er keine Ahnung, wie es sich wohl anfühlt mit dem lädierten Knie unter Wettkampfbedingungen. Ganz verschwunden sind die Schmerzen noch nicht, aber hauptsächlich ist es der Kopf, der ihm Sorgen bereitet: „Sobald ich auf dem Eis bin, wird es eine Frage der Psyche sein.“ Hält die Spezialschiene das Knie stabil? Klappt die Abstimmung mit den Kollegen? Und was ist, wenn ein Gegenspieler mal zum richtigen Check ansetzt?

Besonders viele Einsätze wird Pederson noch nicht bekommen am Freitag, sagt sein Trainer Don Jackson. Er soll sich vorsichtig herantasten und sich langsam wieder Selbstbewusstsein holen. „Irgendwann dann“, sagt Jackson, „kann er uns dann auch sicher wieder mit Toren und seiner Defensivstärke helfen.“ Darum jedoch geht erst einmal nur bedingt. Pederson war immer jemand, der allein durch seine Anwesenheit die Stimmung in der Mannschaft verbessern und seine Kollegen mitreißen konnte. Die halbe Trainerschaft der Deutschen Eishockey-Liga äußert sich in zuverlässigen Abständen über die ungeheure Präsenz und Ausstrahlung von Denis Pederson, auch sein Vereinstrainer. Don Jackson sind in seiner langen Laufbahn noch nicht viele Profis begegnet, die „so professionell, intensiv und verbissen“ arbeiten wie Denis Pederson.

Der Held selbst klingt dagegen direkt schüchtern. Bloß keine Wunderdinge solle man zu Anfang von ihm erwarten. Wieso auch? „Ich erwarte ja selbst nicht viel von mir.“ Und was ist nun mit der einen Meisterschaft, die er so gerne noch mit den Eisbären gewinnen würde? „Im Moment kann ich nicht viel weiter als bis Freitagabend“, sagt Denis Pederson und starrt noch einmal nach oben. „Wichtig ist nur, dass ich endlich wieder richtig Eishockeyspielen kann.“

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