Super Bowl: Die Falcons - der ganze Stolz von Atlanta
Bisher galten sie als Verlierer der Nation. Nun treten die Atlanta Falcons im Super Bowl an – und reißen die Menschen in der Südstaaten-Metropole mit.
An einer Kreuzung mitten in Downtown Atlanta ist plötzlich ein lauter Paukenschlag zu hören. Vor einem Verwaltungskomplex auf der Forsyth Street setzt eine Schüler-Kapelle zum Trommel-Marsch an, Cheerleader einer Highschool tanzen, in Rot und Schwarz gekleidete Menschen jubeln ihnen zu. Über Lautsprecher werden Hits von lokalen Hip-Hop-Helden geschmettert, und ein DJ stimmt von seinem Podest aus immer wieder Sprechchöre an. „Rise Up“, „Go Falcons“.
Pep Rally nennt man das hier, das Einstimmen auf ein großes Sport-Event. Solche Rallyes gibt es viele dieser Tage in Atlantas Innenstadt. Der Super Bowl, das Endspiel um den Titel in der Nordamerikanischen Football League (NFL), steigt am Sonntag in Houston. Und die Atlanta Falcons sind dabei – zum zweiten Mal in der 51 Jahre alten Geschichte des Klubs. Vergangene Woche heizte Bürgermeister Kasim Reed persönlich die Menge vor dem Rathaus ein, am vergangenen Wochenende jubelten tausende Fans dem Mannschaftsbus auf dem Weg zum Flughafen zu.
Hier in der Forsyth Street lässt nun die Bezirksregierung von Fulton County zur Mittagszeit all ihre Angestellten für zwei Stunden die Vorfreude auf das große Spiel zelebrieren. Oder, wie der mitfeiernde Pastor Donald Sykes es nennt: „Wir machen uns warm für die Sieger-Parade nächste Woche“ – dann, wenn die Falcons vielleicht mit der wohl prestigeträchtigsten Trophäe im US-Sport aus Houston zurückkehren.
Dass das so kommen wird, davon sind die Falcons-Fans natürlich fest überzeugt. Historisch gesehen ist das Team aus der Südstaatenmetropole im Vergleich zum Gegner, den großen New England Patriots, zwar eine graue Maus. Doch was die Mannschaft von Coach Dan Quinn und seine furiose Offensive in dieser Saison gezeigt haben, gab es selten in der NFL. 33,8 Punkte pro Spiel, dazu zwei hohe Siege in den Play-offs gegen die hoch eingeschätzten Seattle Seahawks und Green Bay Packers.
Loser-Image
Quarterback Matt Ryan war in allen relevanten Pass-Statistiken unter den Top drei und warf außerdem Touchdown-Pässe zu 13 verschiedenen Spielern – ein neuer NFL- Rekord, der zeigt, wie vielseitig und schwer ausrechenbar die Offensive ist. Auf die Patriots, die ihrerseits die beste Defensive der Liga stellten, wartet also eine große Herausforderung. Der Erfolg der Atlanta Falcons kommt unerwartet. Auf 30 der 32 NFL-Teams wurde vor der Saison häufiger gewettet. Umso größer ist jetzt die Euphorie in Atlanta.
Dass die Stadt zusammenkommt und so hinter ihrem Football-Team steht, das gab es hier in der Form noch nie, was in erster Linie an chronischer Erfolglosigkeit lag. Den einzigen großen Titel überhaupt holte 1995 das Baseball-Team der Braves nach Atlanta. Landesweit haben die Falcons und Atlanta als Sportstadt ein Verlierer-Image. Die fehlende Anerkennung vom Rest der Nation ist auch einer der meist diskutierten Punkte in den Tagen vor dem Super Bowl.
Da spielen die Falcons eine Saison, die es so noch nicht gab. Und alle reden nur von den Patriots, deren Star-Quarterback Tom Brady und was der nicht alles für Rekorde bricht mit seiner nunmehr siebten Super-Bowl-Teilnahme. Auch in Atlanta hatte man in der Vergangenheit oft das Gefühl, mehr Fans von irgendwelchen anderen Teams als von den heimischen Falcons, Hawks, oder Braves zu treffen. „Hier leben so viele Menschen, die eigentlich aus einer anderen Ecke des Landes kommen, das sind alles keine Atlanta- Fans“, sagt die Verkäuferin an einem der Merchandise-Stände, die dieser Tage überall in der Region an Tankstellen oder Supermarkt-Parkplätzen aufpoppen.
Doch jetzt vor dem Super Bowl lassen sich auch die Zugezogenen begeistern. „Wir sind vor 20 Jahren aus Pittsburgh gekommen und sind Steelers- Fans“, sagt eine freundliche Kundin ohne Südstaaten-Dialekt. „Aber jetzt unterstützen wir natürlich unser Heimteam.“ Sie legt zwei Falcons-Shirts und eine „Dirty Bird“- Kappe auf den Kassentisch, zahlt und schlendert zu ihrem Auto. „Go Falcons!“
Das Finale können Sie am Sonntag live in unserem NFL-Blog verfolgen.
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