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Ein wenig Ostfolklore und ganz viel Berlin. Heimspiele der Eisbären sind immer gut besucht.
© Imago/Stiehl

Berlin gewonnen: Die Eisbären und Dynamo Zehlendorf

Die Eisbären sind für die Play-offs qualifiziert. Erstmals seit 2013 - doch auch ohne Titel hat der siebenmalige deutsche Eishockeymeister seitdem viel gewonnen in Berlin. Ein Kommentar.

21. April 2013. Das ist der Tag, an dem die Eisbären letztmals ein Play-off-Spiel bestritten haben. Es ist eine Eishockeyewigkeit her und zeigt die Tragweite dessen, was der siebenmalige Deutsche Meister nun schon fünf Spieltage vor Ende der Hauptrunde in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) geschafft hat: Die Eisbären sind endlich wieder dabei, wenn es ab Mitte März mit dem Viertelfinale der Kampf um den Titel beginnt: Die Eisbären sind in den Play-offs.

Das ist ein großer Erfolg für die Berliner, den sie - und das ist das außergewöhnliche an dem populären Klub aus der Mitte Berlins - nicht so nötig hatten wie andere: Denn die Eisbären haben sich längst von ihrem Erfolg emanzipiert. Ihre Popularität ist auch in den Jahren ohne Titel mehr gewachsen als geschrumpft. Das Publikum strömt in ihre Halle. Egal, ob das Team siegt oder verliert. Das macht sie einmalig in der Liga. 

Ihren ersten Meistertitel im Jahr 2005 haben die Eisbären noch im Sportforum im Stadtteil Hohenschönhausen gefeiert, vor 5000 Fans. Für so wenige Zuschauer würden sie die moderne Arena am Ostbahnhof nicht aufschließen. Zu einem eher unattraktiven Spiel gegen den Tabellenletzten Krefeld hatten die Eisbären erst am Dienstag fast 13.000 Besucher. Kein Klub außerhalb des Fußballs schafft das. Nicht in Berlin und nicht in Deutschland.

2016 sind die Eisbären eben ihrem Kiez längst entwachsen, sie sind in Zehlendorf genauso bekannt wie in Pankow, sie haben Fans von Rostock bis Dresden. Und sie verleugnen ihre Wurzeln trotzdem nicht – Hohenschönhausen, DDR- und Dynamo-Vergangenheit, auch das gehört zum Klub. Auch das ist eine Stärke der modernen Eisbären, die bei der Stammkundschaft gut ankommt. Und Herkunft und Traditionsbewusstsein polarisieren auch und verschaffen den Eisbären zusätzlich Geltung: Denn nur wer Feinde hat, der kann im Sport als Klub auch ganz groß werden.

Sportlich ist der Ruf nun wieder besser

Sportlich war der Ruf nach dem zweimaligen Scheitern in den sogenannten Pre-Play-offs ramponiert, über die Grenzen der Arena am Ostbahnhof hinaus. Vor der Saison hatte nicht ein Trainer in der DEL den aktuellen Tabellenführer als Meister getippt. Und sicher, die Saison verlief dann bis hierhin besser als gemeinhin erwartet. Und sicher, wenn die Eisbären weiter im unteren Tabellenmittelfeld herumgedümpelt hätten, dann hätte es womöglich Unmutsbekundungen gegeben von den Rängen. Aber weggeblieben wären die Anhänger wohl kaum. Im Fußball gibt es solche Phänomene, Schalke 04 zum Beispiel. Aber im Eishockey?

Sport funktioniert bei den Eisbären – angelehnt an nordamerikanische Muster – vor allem als gute Unterhaltung. Natürlich, mit Erfolg funktioniert diese Unterhaltung der Kundschaft besser. Eine erfolgreiche Viertelfinalserie und eine gewonnene Halbfinalserie sind die Berliner nun vom Finale entfernt. Und dann wäre Berlins erfolgreichste Profimannschaft des neuen Jahrtausends in der Position, den Erfolg vom 21. April 2013 zu wiederholen. Damals wurden sie zum siebten Mal Deutscher Meister, gegen die Kölner Haie, mit  – Uwe Krupp, jetzt der Vater des neuen Erfolges in Berlin. Und der Trainer wird alles dafür tun, diesmal nicht als Verlierer dazustehen. Ein Vorteil für die Eisbären, die Berlin aber auch so schon gewonnen haben. Egal, was nun in den Play-offs passiert.

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