Rob Zepp verlässt Berlin: Die Eisbären brauchen einen Torwart
Zu später Stunde hatten die Eisbären am Dienstag keine frohe Kunde: Torwart Rob Zepp verlässt den Klub und will künftig für die Philadelphia Flyers in der nordamerikanischen Profiliga NHL spielen.
Seit zwei, drei Wochen ging es hin und her zwischen Berlin und Philadelphia. Am Ende der Verhandlungen zwischen Eisbären, Rob Zepp und den Philadelphia Flyers stand keine gute Kunde für den siebenmaligen deutschen Eishockeymeister: Eine Stunde vor Mitternacht verkündeten die Eisbären am Dienstag, dass Zepp kommende Saison in der National Hockey-League (NHL) sein Glück versucht. Nach sieben Jahren als Stammtorwart in Berlin hinterlässt Zepp selbstredend eine große Lücke bei den Eisbären. Nun suchen sie wenige Wochen vor Trainingsauftakt nach Ersatz. Manager Peter John Lee sagt: „Mein Urlaub ist gestrichen, jetzt geht es an die Arbeit.“
Es ist ein überraschender Schritt von Rob Zepp, immerhin ist der Kanadier mit deutschem Pass schon 32 Jahre alt. Zudem hat er in Philadelphia nur einen so genannten Zwei-Wege-Vertrag unterschrieben, für ein Jahr. Das heißt, Zepp könnte auch im Farmteam der Flyers zum Einsatz kommen. Das ist sogar wahrscheinlich: Steve Mason ist als erster Torwart beim NHL-Klub gesetzt. Zeitgleich mit Zepps Verpflichtung verkündeten die Flyers, dass Ersatztorhüter Ray Emery bleibt. Somit ist Zepp nur die Nummer drei im Team und kann sich an das Leben in einer kleinen Großstadt gewöhnen: Die Lehigh Valley Phantoms, neues Farmteam der Flyers, spielen in Allentown, 100.000–Einwohner-Ort im US-Bundesstaat Pennsylvania.
Es wird womöglich ein anderes Torwartleben für den in Berlin so Erfolg verwöhnten Zepp, der seit Jahren unumstrittene Nummer eins im Eisbärentor war. Auch in der deutschen Nationalmannschaft war Zepp unter Bundestrainer Pat Cortina zuletzt gesetzt – noch vor dem deutschen NHL-Torwart Thomas Greiss, den Cortina nicht für die WM in Minsk berücksichtigte. In Nordamerika ist Greiss, der künftig gemeinsam mit Christian Ehrhoff bei den Pittsburgh Penguins spielen wird, allerdings eine größere Nummer als Zepp, der noch nie in der NHL gespielt hat.
Für die Eisbären, die nach einer schwachen Saison auf dem Transfermarkt bislang betulich agierten, ist der Abgang von Zepp ein schwerer Schlag. Manager Lee und Zepp hatten sich am Dienstag auf die Auflösung des bestehenden Vertrags geeinigt. Lee sagt: „Es gab in den vergangenen Jahren immer wieder Angebote für Rob. Wir haben jeden Sommer um ihn gezittert. Aber sehen wir es positiv: Als Rob zu uns kam, hatte er international kaum Renommee, dann ist er bei uns groß geworden. Berlin ist eine gute Adresse.“ Soll heißen, es wird sich schon ein guter Torwart finden für die Eisbären? „Es ist ein bisschen spät dafür, so kurz vor der Saison“, sagt Lee. „Aber unser guter Ruf sollte uns helfen.“
Mit Mathias Niederberger hatten die Berliner bislang nur einen Torwart für die zweite Position verpflichtet. Sebastian Elwing, vergangene Saison Nummer zwei hinter Rob Zepp, hatte keinen neuen Vertrag erhalten.
Claus Vetter