Formel 1: Die deutschen Piloten in der Zwischenbilanz
Der am Sonntag ausgetragene Grand Prix von Deutschland in Hockenheim ist das zehnte von 19 Rennen in der Saison – das Halbzeitrennen also in der Formel 1. Vier deutsche Piloten sind am Start, welchen Eindruck haben sie bisher hinterlassen? Eine Analyse.
NICO ROSBERG
Er ist nicht nur mit vier Punkten Vorsprung momentan WM-Spitzenreiter – er ist auch der Beste der deutschen Piloten. Der Mercedes-Fahrer hat gezeigt, dass er auch in der Härte eines WM-Titelkampfes mit seinem immer wieder als schneller und talentierter eingeschätzten Teamkollegen Lewis Hamilton mithalten kann. Auch als der Brite zu Saisonbeginn ein paar Rennen lang zu dominieren schien, brachte Rosberg nichts aus der Ruhe. Seit seinem Sieg in Monaco hat er sich immer wieder als der mental Stärkere erwiesen. Damit und mit seinem technischen Verständnis hat er Chancen, Nachfolger von Sebastian Vettel als neuer Weltmeister zu werden.
SEBASTIAN VETTEL
Auch wenn der Weltmeister wirklich vom Pech verfolgt wurde, weder an den immer wieder auftretenden technischen Problemen am Red Bull noch an dem grundsätzlich zu langsamen Auto oder den falschen Strategieentscheidungen schuld ist: Er ist nicht in der Form der jüngsten drei Jahre. Vettel gibt selbst zu, dass er im Moment noch nicht konstant so viel aus dem Auto herausholen kann wie in der Vergangenheit. Und dass er auch an der Umstellung seines Fahrstils arbeiten müsse. Wer Vettel kennt, weiß: Mit seinem Ehrgeiz und seinem Talent wird er auch diese Herausforderung bewältigen. Auch weil er mit der für ihn sehr schwierigen und ungewohnten Situation in der Außendarstellung souverän umgehen kann.
NICO HÜLKENBERG
Er konnte sich nach seinem Wechsel von Sauber zurück zu seinem alten Team Force India nur beglückwünschen. Force India ist, gestärkt natürlich durch den Mercedes-Antriebsstrang, fast immer für Platzierungen in den Punkterängen gut. Und der Emmericher holt diese Punkte auch mit schöner Regelmäßigkeit. Auch wenn vielleicht der etwas glücklich errungene Podiumsplatz seines Teamkollegen Sergio Perez in Bahrain öffentlich etwas mehr Beachtung fand: Normalerweise hat Hülkenberg seinen mexikanischen Teamkollegen im Griff, 63 zu 28 Punkte sprechen eine deutliche Sprache.
ADRIAN SUTIL
Von seinem Wechsel zu Sauber hatte er sich einiges erwartet, doch das Auto ist zu langsam, instabil und schwer zu fahren. Bis jetzt konnte der Gräfelfinger noch keinen einzigen WM-Punkt holen. Kein Wunder, dass bei dem Versuch, trotzdem einigermaßen schnell zu sein, mehr Fehler passieren als bei Sutil üblich. Der wehrt sich: „Ich habe doch nicht seit letztem Jahr das Fahren verlernt – die schlechten Ergebnisse haben andere, technische Gründe.“ Einiges scheint im Klima zwischen Sutil und seinem Team nicht zu stimmen. Freundlich formuliert: Sutil hat großes Verbesserungspotenzial.
Karin Sturm