zum Hauptinhalt

Ewige Dominanz: Die Dauersieger im Sport

Die deutschen Rodler beherrschen ihre Disziplin fast nach Belieben. Aber es gibt noch einige andere Sportarten, in denen ein Land so dominant ist, dass Niederlagen einer Sensation gleichkommen.

Paramonowo ist gerade ganz weit weg, und auch Alex Gough hat sich wieder ein Stück von dem Platz entfernt, mit dem sie Sportgeschichte geschrieben hat. Das war im Februar 2011 in jenem Paramonowo, 80 Kilometer westlich von Moskau. Alex Gough aus Kanada beendete dort die 13 Jahre dauernde Siegesserie der deutschen Rodlerinnen, nach 105 Erfolgen, und gewann ein Weltcuprennen. Am vergangenen Wochenende ist nun die aktuelle Weltcupsaison der Rodler zu Ende gegangen, Alex Gough findet sich in der Gesamtwertung auf einem vertrauten Platz wieder: Vierte – hinter drei Deutschen. Auch bei den Männern kommen die drei Erstplatzierten aus Deutschland, bei den Doppelsitzern sind es die ersten beiden Paare. Rodeln bleibt eine deutsche Angelegenheit. Es gibt aber noch einige andere olympische Sportarten, in denen ein Land ähnlich dominiert wie Deutschland im Rodeln, und das hat jeweils gute Gründe.

Im Rodeln beginnt die Dominanz auf der Landkarte. Als einziges Land der Welt verfügt Deutschland über vier Bob- und Rodelbahnen. Jede hat ihren eigenen Charakter, das eröffnet den Rodlern besondere Trainingsmöglichkeiten. Der Konkurrenzkampf erreicht schon auf nationaler Ebene eine besondere Härte, die Auswahl für die Nationalmannschaft ist das Nadelöhr, denn wer es ins Nationalteam schafft, hat seine internationalen Medaillen schon so gut wie sicher.

Beim Rodeln kommt es nicht nur auf den Mensch an, sondern auch auf die Technik. In Deutschland baut das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin unter anderem Schlitten für die Rodler, finanziert aus Steuermitteln. „Wir liefern die Grundkomponenten für runde 80 Prozent der deutschen Rodler“, sagt Harald Schaale, der Direktor des FES. Sein Institut baut eigene Messgeräte und besitzt ein Know-how, auf das andere Länder neidisch sind.

Einige der hinterher fahrenden Länder hatten sich daher zusammengetan, und eine Regeländerung durchgesetzt in der Hoffnung, den Rückstand auf die Deutschen verkürzen zu können. Der dünne Gummibelag zwischen Kufe und Gleitschiene ist nun verboten, ebenso sind es die Buchsen zwischen Kufen und Böcken, die zur Dämpfung beitragen. Nach der Regeländerung im Sommer 2012 baute das FES alle Schlitten um – der Vorsprung der deutschen wurde dadurch allerdings noch größer. „Da haben sich die Länder selbst ins Knie geschossen, und die Rodler klagen jetzt über Rückenschmerzen“, sagt Schaale.

Im Tischtennis hat China bei Olympia 24 von 28 Goldmedaillen gewonnen

Das Spiegelbild zum Rodeln bei den olympischen Sommersportarten ist Tischtennis. Von 28 bisher vergebenen olympischen Goldmedaillen hat China 24 gewonnen. Dabei ist das Reglement auch hier so verändert worden, dass es die Chinesen nicht mehr so leicht haben. In London durften nur noch zwei Teilnehmer pro Land und Wettbewerb starten, vier Jahre zuvor in Peking waren es noch drei gewesen, China hatte da alle Einzelmedaillen in seiner Nationalsportart gewonnen.

Tischtennis ist in China immer noch ein Weg zum gesellschaftlichen Aufstieg, und Eltern sehen es als Ehre an, ihre Kinder in ein renommiertes Sportinternat schicken zu dürfen. Schon im Grundschulalter absolvieren die Spieler zwei und mehr Trainingseinheiten am Tag. Die Intensität des Trainings ist so hoch wie nirgendwo sonst auf der Welt. „Da stehen jeden Tag die besten Spieler der Welt zusammen im Training, das hätte ich auch gerne“, sagt Timo Boll, der als erster Deutscher für ein paar Monate Platz eins der Weltrangliste erobern konnte und als einziger Europäer gelegentlich die besten Chinesen besiegt. In einer anderen Sportart mit Schläger, im Badminton, gewann China in London 2012 ebenfalls alle Goldmedaillen. In der chinesischen Sportverwaltung werden Tischtennis und Badminton von der selben Abteilung aus geführt.

Auch Russland dominiert derzeit zwei Sportarten, es sind zwei weibliche, die Rhythmische Sportgymnastik und das Synchronschwimmen. In der Rhythmischen Sportgymnastik haben die Russinnen seit 2000 alle olympischen Goldmedaillen gewonnen. Im Deutschen Turner-Bund sagt einer „die Russinnen bringen eben ihre Leistung, alles andere ist Spekulation“. Etwa, dass sie vom Kampfgericht bevorzugt bewertet werden oder dass der Energiekonzern Gazprom mit seinem Geld zum Erfolg beigetragen hat.

Leichter lässt sich dagegen die Überlegenheit der amerikanischen Basketballer erklären. Wer die mit Abstand stärkste Liga der Welt beherbergt, hat einen fast nicht aufzuholenden Vorteil.

Dominanz kann jedoch existenzgefährdend werden. Manche dieser Sportarten sind schon als Kandidaten genannt worden, um aus dem olympischen Programm gestrichen zu werden. Mit der Dominanz droht die Langeweile, und wer will schon Wettbewerbe sehen, die nicht mehr offen sind? Ringen allerdings hat sich nie von einem Land dominieren lassen.

Friedhard Teuffel

Zur Startseite