Peinliches Aus in der Europa League: Die Bundesligisten sind notorische Verlierer im „Cup der Verlierer“
Die Europa League geht ohne Hoffenheim und Leverkusen weiter. Den deutschen Teams fehlt die Begeisterung für den Wettbewerb. Ein Kommentar.
Der Uefa-Cup war einmal ein angesehener Wettbewerb. Die Siegerliste liest sich bis in die 90er Jahre ähnlich prominent wie jene des Europapokals der Landesmeister: Real Madrid, Juventus Turin, Ajax Amsterdam – der Titel im zweitwichtigsten kontinentalen Wettbewerb zählte etwas.
Mit der Einführung der Champions League (und der immer ungleicheren Verteilung der Prämien) sank das Prestige des Uefa-Pokals, Franz Beckenbauer taufte ihn „Cup der Verlierer“ – und gewann ihn wenig später 1996 mit seinem FC Bayern. Ein Jahr danach feierte Schalke 04 den Titel. Seitdem sind die deutschen Mannschaften die notorischen Verlierer im „Cup der Verlierer“.
Am Donnerstag schieden die TSG Hoffenheim und Bayer Leverkusen in der Zwischenrunde der Europa League aus. Der VfL Wolfsburg war schon in der Qualifikation gescheitert. Das letzte Mal, das keine deutsche Mannschaft im Achtelfinale vertreten war, datiert aus der Saison 2013/14: Damals zog Eintracht Frankfurt in der Zwischenrunde gegen den FC Porto den Kürzeren. Kann passieren, ist halt Pech, wenn man einen zweifachen Titelträger zugelost bekommt.
Von Pech kann man in dieser Saison allerdings nicht mal im Ansatz sprechen. Hoffenheim verlor im eigenen Stadion 0:2 gegen Molde. Der Kader der Norweger hat laut "transfermarkt.de" einen Wert von 14,25 Millionen Euro, das ist in etwa so viel wie Erzgebirge Aue in der Zweiten Liga. Allein Hoffenheims Torjäger Andrej Kramaric steht bei 32 Millionen Euro.
Zudem musste Molde sein „Heimspiel“ aufgrund der lokalen Einreisebeschränkungen im spanischen Villareal austragen. Auch Leverkusens Gegner Young Boys Bern und Wolfsburgs Kontrahent in der Qualifikation (AEK Athen) müssen für Mannschaften aus der erweiterten Bundesliga-Spitze schlagbar sein.
Die deutsche Misserfolgsserie dauert jetzt schon fast ein Vierteljahrhundert an
Die Suche nach den Gründen für die nun schon fast ein Vierteljahrhundert andauernde Erfolglosigkeit der deutschen Klubs in Uefa-Pokal und Europa League ist schwierig. Den einen entscheidenden Faktor gibt es nicht, dafür sind die Teilnehmer und ihr Scheitern zu unterschiedlich.
Vielen Teams fehlt schlicht die Qualität und Breite im Kader, um lange in zwei oder drei Wettbewerben zu spielen. Den vermeintlich großen Mannschaften fehlte es hingegen oft an der richtigen Einstellung zum Wettbewerb. Sie sehen sich eigentlich in der Champions League und vermitteln eine Lustlosigkeit am Wettbewerb.
Diese breitet sich oft auch auf die Spieler aus - und hier liegt der entscheidende Unterschied. Der FC Sevilla spielt auch am liebsten in der Champions League, hat aber einen Ehrgeiz und eine Begeisterung für die Europa League entwickelt, der den Verein in 15 Jahren zu unglaublichen sechs Titeln geführt hat.
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Selbst die großen englischen Klubs gehen den Wettbewerb mittlerweile zumindest seriös an. Eintracht Frankfurt spielte sich angefeuert von ekstatischen Fans vor zwei Jahren sogar in einen Rausch und verpasste den Einzug ins Finale nur im Elfmeterschießen.
So kann es gehen: Mit Enthusiasmus und Ehrgeiz, nicht mit Lustlosigkeit und Dienst nach Vorschrift. Besserung ist beim deutschen Abschneiden jenseits der Champions League aber eher nicht zu erwarten. Denn in der kommenden Saison startet die neue drittklassige Uefa Conference League, eine noch unattraktivere Bühne, auf der man sich wunderbar blamieren kann.