Hannover und die Konsequenzen: Die Bundesliga will spielen
Nach der Absage von Hannover gibt es im deutschen Fußball eine Debatte um die Sicherheit. Die Bundesligaspiele am Wochenende sollen aber stattfinden.
Nach der Länderspiel-Absage von Hannover hat im deutschen Fußball eine Debatte um die Sicherheit begonnen. „Das wird den Fußball verändern und stellt uns vor eine neue Herausforderung“, sagte Präsident Martin Kind von Hannover 96 der Deutschen Presse-Agentur. Ligapräsident Reinhard Rauball versicherte trotz der kurzfristigen Absetzung der Testpartie zwischen der deutschen Nationalmannschaft und den Niederlanden wegen einer Terrorwarnung am Dienstagabend, die Bundesliga werde am Wochenende spielen. „Der Spieltag wird stattfinden“, sagte Rauball.
Nach dem Schock-Erlebnis von Hannover sind alle deutschen Fußball-Nationalspieler wieder daheim. „Alle Spieler sind - größtenteils bereits gestern Abend - abgereist und wohlbehalten zu Hause angekommen“, teilte das DFB-Team am Mittwochmorgen mit. Das Länderspiel gegen die Niederlande in Hannover war am Dienstagabend rund 90 Minuten vor Anpfiff wegen einer Terrorwarnung abgesagt worden. Der Bus mit der Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw wurde auf der Anfahrt zum Stadion von der Polizei gestoppt, das Team wurde in Sicherheit gebracht. Es war bereits der zweite Schreckenstag für die Weltmeister, die auch die Anschläge von Paris miterlebt hatten.
2001, nach dem Anschlag auf das World Trade Center in New York am 11. September, wurde in der Bundesliga diskutiert, den folgenden Spieltag ausfallen zu lassen. Allerdings wurde dann doch gespielt. Rainer Koch, der derzeit gemeinsam mit Rauball den Deutschen Fußball-Bund (DFB) führt, warnte vor übereilten Reaktionen. „Wir müssen jetzt entsprechend besonnen damit umgehen und einfach wachsam sein und auch die Sicherheitsvorkehrungen entsprechend für zukünftige Veranstaltungen kritisch überprüfen und gegebenenfalls auch erhöhen, wo notwendig“, sagte Koch.
Für die deutschen Fußball-Weltmeister war der Schock von Hannover das zweite Alptraum-Erlebnis nach den Attacken von Paris vier Tage zuvor. Nachdem Selbstmordattentäter während der Partie gegen Frankreich vor dem Stade de France Bomben gezündet hatten, verbrachte das Team von Bundestrainer Joachim Löw eine Nacht voller Angst im Stadion. Die Absage am Dienstag erreichte das Team auf dem Weg in die Arena. Der Mannschaftsbus wurde von der Polizei gestoppt, die Spieler wurden in Sicherheit gebracht.
Hat der Fußball in Deutschland eine neue Wendung bekommen?
„Mein Eindruck ist, dass der Fußball in Deutschland mit dem heutigen Tage in allen Facetten eine andere Wendung genommen hat“, sagte DFB-Interimschef Rauball. Auf die Frage nach zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen für die bevorstehenden Bundesliga-Partien sagte der Präsident von Borussia Dortmund: „Darüber denken wir natürlich auch nach.“
Hannovers Vereinschef Kind forderte ein einheitliches Konzept für alle Vereine unter Federführung der Deutschen Fußball Liga (DFL). Auch der DFB sieht zunächst den Ligaverband in der Verantwortung, wie Übergangspräsident Koch sagte. „Für den Fußball in Deutschland gilt das gleiche wie für alle anderen Großveranstaltungen in Deutschland auch. Wir müssen uns unter diesem Aspekt entsprechend aufstellen, wir müssen uns bewusst sein, dass Gefährdungslagen bestehen“, sagte Koch.
Hannover 96 hat die für Mittwoch geplante erste Trainingseinheit abgesagt. Organisatorische Gründe haben nach der Absage des Länderspiels zu der Entscheidung geführt. Die Spieler seien bereits am Abend informiert worden, sagte ein Vereinssprecher. Das für den Nachmittag geplante Training soll stattfinden.
Die nächsten Spiele in den Fußball-Profiligen sind für Freitag angesetzt. In der Bundesliga treffen dann der Hamburger SV und Borussia Dortmund aufeinander. Für die deutsche Nationalelf ist das Länderspiel-Jahr nach dem traurigen Abend von Hannover beendet. Erst Ende März stehen die Klassiker gegen England in Berlin und gegen Italien in München an. „Was dann zu beachten sein wird, muss mit den Sicherheitsbehörden zu klären sein“, sagte Rauball. (dpa)