"Gegen Friedrichshafen sind wir nicht chancenlos": Die BR Volleys stehen zum zehnten Mal in Folge im Finale
Im spannenden dritten Halbfinale gegen Düren gewinnen die Berliner auswärts. Trotz einiger Schwierigkeiten fehlen nur noch drei Siege zur Titelverteidigung.
Als sich Julian Zenger auf den Boden warf und den Ball mit den Fingerspitzen in die Luft beförderte, ertönte ein Jubelschrei. Da riss sogar der sonst eher zurückhaltende Trainer Cédric Énard seine Arme vor Freude in die Höhe. Denn der Punkt schien bereits an Düren zu gehen, als der Libero ihn unter vollem Körpereinsatz mit einem sogenannten Pancake rettete. Genau solche Aktion brauchten die BR Volleys am Samstagabend beim Spiel gegen Düren. Denn die Gegner bewiesen Moral und Kampfgeist. Nur knapp konnten sich die Berliner mit 3:1 (27:25, 25:21, 22:25, 27:25) durchsetzen und sich so einen Platz im Bundesliga-Finale sichern.
Für die Volleys stand am Samstag viel auf dem Spiel, denn selbsterklärtes Ziel der Saison ist die Verteidigung des Titels und bei einer Niederlage hätten sie das Finale zum ersten Mal seit über zehn Jahren verpasst. „Nach dem ersten Spiel gegen Düren, das wir verloren haben, habe ich versucht, den Druck von der Mannschaft wegzunehmen. Ich habe ihnen klargemacht, dass wir nicht untergehen werden, wenn wir den Titel nicht holen", sagte Manager Kaweh Niroomand, doch die große Bedeutung des Spiels war allen Akteuren anzumerken. Jeder Punkt wurde bejubelt, es wurde ein bisschen gepöbelt und alle Teammitglieder peitschten sich durchgängig nach vorne. „Die Qualität war sehr hoch. Das war richtig schöner Volleyball und das tut auch dem Volleyball allgemein in Deutschland gut", sagte Niroomand. "Eigentlich war das ein Spiel, das keinen Verlierer verdient hätte."
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Doch eine Mannschaft musste auf der Strecke bleiben - und das war Düren. Letztlich hatten die Berliner die etwas besseren Nerven. Alle Sätze waren hart umkämpft, doch Düren leistete sich in den entscheidenden Phasen den einen oder anderen Fehler zu viel. Die Volleys steigerten sich hingegen im Vergleich zum ersten Spiel der "Best-of-three"-Serie, das sie in Düren verloren hatten. "Nach dem ersten Spiel war uns klar, wie schwer ein Comeback werden würde", sagte Eder Carbonera und betonte die besondere Bedeutung des Heimsieges vor 700 Fans am vergangenen Mittwoch. "Das hat uns unheimlich Selbstvertrauen gegeben und wir haben wieder an uns geglaubt. Jeder hat in den anderen vertraut und das war heute der Schlüssel zum Sieg.“
In den letzten Monaten hatten die Volleys immer wieder mit Leistungsschwankungen und Verletzungen zu kämpfen gehabt. Die Hauptrunde hatte Düren als Zweiter sogar vor den Berlinern abgeschlossen. Die große Dominanz der vergangenen Saison, als das Team alle 20 Spiele gewonnen hatte, fehlte zwar auch am Samstagabend, aber mit viel Einsatz reichte es für das Finale. „Dieser Sieg fühlt sich einfach unglaublich an. Wir haben als Team viele schwierige Momente in dieser Saison überstanden. Mir fehlen schon etwas die Worte", sagte Cody Kessel.
Cody Kessel dreht auf
Im ersten Satz schienen die Berliner noch Schwierigkeiten zu haben, ins Spiel zu finden. Jeden Punkt mussten sie sich hart erkämpfen. Anders als beim letzten Spiel scheiterte Diagonalangreifer Benjamin Patch immer wieder dabei, gegen den Dürener Block durchzukommen. Durch Aufschlagfehler verschenkten sie wertvolle Punkte. Für einen kurzen Freudenmoment sorgte ein Ass von Eder Carbonera, der den Rückstand auf 14:16 verkürzte. Besonders Libero Zenger bewies vollen Kampfgeist und zeigte einige starke Abwehraktionen. Letztlich war es ein Ball von Düren, der ins Aus ging, und Berlin den ersten Satz bescherte.
Der zweite Satz startete für die Berliner weniger erfolgreich. Früh setzte sich Düren mit 6:3 ab. Doch Zuspieler Sergej Grankin und Mittelblocker Anton Brehme konnten durch ein starkes Zusammenspiel ihrem Team einige wichtige Punkte sichern. Auch im Block und im Aufschlag steigerten die Berliner sich und glichen kurze Zeit später zum 10:10 aus. Danach schaffte es kein Team, sich eindeutig abzusetzen, doch die Volleys kämpften sich mit neuem Selbstvertrauen beharrlich zurück. Angreifer Cody Kessel machte den Satz mit 25:21 zu.
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Im dritten Satz schienen die Berliner endlich im Spiel angekommen zu sein. Dieses Mal erlaubten sie es Düren nicht, sich frühzeitig abzusetzen. Kessel brachte sein Team mit 11:7 in Führung. Doch vor allem der Dürener Diagonalangreifer Sebastian Gevert bewies Kampfgeist und schaffte es, den Punktestand zu drehen. Knapp konnte Düren den dritten Satz für sich entscheiden.
Ähnlich spannend ging es in den letzten Satz. Besonders hervor tat sich Kessel, der den Ball aus erstaunlicher Höhe über den Block und ins gegnerische Feld beförderte. Doch Düren gab nicht auf und kämpfte sich zurück. Ein herausragender Block von Mittelblocker Brehme brachte das 22:19 und der überragende Kessel verwandelte schließlich den Matchball.
Nachdem sie den Sieg gefeiert haben, müssen die Volleys nun im Finale den Titel verteidigen. Dort treffen sie auf den Dauerrivalen VfB Friedrichshafen, gegen den sie die vergangenen zwei Spiele mit 0:3 und 1:3 verloren haben. Niroomand glaubt dennoch an die Titelverteidigung. "Die zweiwöchige Pause ist etwas schwierig, weil unser Rhythmus unterbrochen wird, aber vielleicht tun die freien Tage den Spielern auch gut. Gegen Friedrichshafen sind wir nicht chancenlos."