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1:0 für Ebola: In Monrovia informieren sich die Leute an einer Nachrichtentafel.
© rtr

Ebola im Sport: Die Angst geht um - Afrika-Cup vor Absage

Trotz der Ebola-Epidemie findet in Afrika derzeit die Qualifikation zum Afrika-Cup statt. Viele Spieler sind verunsichert, verweigern ihren Gegenspielern Handschlag und Trikottausch.

Als Guineas Nationalmannschaft in der vergangenen Woche in der Qualifikation für den Afrika-Cup gleich zweimal gegen Ghana antrat, fehlte eines ihrer wichtigsten Teammitglieder: Lass Bangoura hatte das Trainingslager seines Teams in Marokko zwei Tage vor der ersten Partie verlassen – Angst vor Ebola. „Der Verein trug mir nicht auf, zurückzukehren“, berichtete der 22-jährige Außenbahnspieler vom spanischen Erstligisten Rayo Vallecano bei seiner Ankunft auf dem Flughafen von Madrid. Er sei vielmehr zurückgekehrt, weil seine spanischen Team-Kollegen ihn dazu aufgefordert hatten. „Sie haben mir Mails geschickt. Sie waren in großer Sorge, dass ich mich mit Ebola anstecken könnte“, sagte Bangoura.

Die Angst vor der Ebola-Epidemie breitet sich aus in Afrikas Fußball. Bereits im Juli beschloss der Afrikanische Fußball-Verband (CAF), keine internationalen Partien mehr in den am stärksten betroffenen Ländern Liberia, Sierra Leone und Guinea zuzulassen. Mit Mühe fanden die betroffenen Teams Ausweich-Spielorte. Guinea absolvierte sein Heimspiel gegen Ghana im marokkanischen Casablanca, reiste von dort zum Auswärtsspiel nach Tamale in Ghanas Norden.

Ebola: Schon bei der Einreise nach Marokko standen am Flughafen von Casablanca Ärzte bereit, um die Fußballer zu untersuchen

Die medizinische Betreuung war erheblich umfangreicher als gewöhnlich: Schon bei der Einreise nach Marokko standen am Flughafen von Casablanca Ärzte bereit, um das Team zu untersuchen. Gleiches geschah bei der Weiterreise nach Ghana am Flughafen von Accra – obwohl sich die Mannschaft ja zwischenzeitlich nur im Ebola-freien Marokko aufgehalten hatte. „Ich verstehe die Aufregung gar nicht“, twitterte Mönchengladbachs Angreifer Ibrahima Traoré und kritisierte seinen flüchtigen Teamkollegen Bangoura scharf: „Wie kann man nur sein Team verlassen, für das man nominiert ist?"

Vielleicht hatte Bangoura auch nur Sorge, dass man ihn und sein Team ähnlich behandeln würde, wie das in den letzten Tagen und Wochen der Mannschaft Sierra Leones ergangen ist. Beim Auswärtsspiel Mitte September in der Demokratischen Republik riefen 20 000 gegnerische Fans über 90 Minuten „Ebola, Ebola“ von den Tribünen. Vor der Partie in Kinshasas Nationalstadion verweigerten einige Gegenspieler den Handschlag, nach dem Spiel kam es nicht zum Trikottausch. „Ich kann die Angst verstehen, es hat mit fehlender Bildung zu tun. Erniedrigend ist es trotzdem“, findet Sierra Leones Angreifer Michael Lahoud.

Verschiebung des Afrika-Cups wegen Ebola beantragt

Wie wird Afrikas Fußball in den nächsten Wochen und Monaten mit der sich ausbreitenden Epidemie umgehen? Über 4000 Tote, über 8400 Infizierte in 40 Wochen: Das ist die aktuelle Bilanz der Epidemie in Westafrika. Die Dunkelziffer der nicht gemeldeten Fälle ist hoch und eine Besserung der Lage nicht in Sicht, wie der aktuelle Lagebericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt. Angesichts dieser Prognosen haben die Ausrichter des Afrika-Cups, der vom 17. Januar bis 8. Februar in Marokko stattfinden soll, eine Verschiebung des Turniers beantragt. „Wie sollen wir ein solches Event ausrichten, wenn Länder beteiligt sind, die mit einer solchen Epidemie zu kämpfen haben?“, fragt Marokkos Sportminister Mohamed Ouzzine.

Der deutsche Fußball-Entwicklungshelfer Joachim Fickert, momentan in einem Projekt im ostafrikanischen Äthiopien engagiert, glaubt ebenfalls kaum noch an einen Afrika-Cup im Januar: „Das werden sie aus Sicherheitsgründen nicht machen können, sollte die Lage in den betroffenen Ländern nicht unter Kontrolle gebracht werden und die Epidemie sich sogar weiter ausbreitet.“

Angst vor Ebola: "Wir europäischen Klubs sind natürlich in Sorge, dass sich unsere Spieler infizieren könnten"

Dass auch Europas Fußball bald betroffen sein könnte, wird in Frankreich befürchtet. Jean-Michel Aulas, Präsident von Erstligist Olympique Lyon, berichtete Anfang der Woche von einem Brief an die Fifa. Er wolle wissen, wie der Weltverband die drei Spieler seines Klubs beim Einsatz in Afrika schütze. „Wir europäischen Klubs sind natürlich in Sorge, dass sich unsere Spieler bei diesen Einsätzen infizieren könnten“, so Aulas. Die Angst wächst, die Gerüchte sprießen: Ghanas Mittelfeldstar musste schon Mutmaßungen dementieren, er sei an Ebola erkrankt. „Mir geht’s bestens. Wir sollten mit Ebola keine Witze machen“, twitterte Essien.

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