Tour de France: Die Affäre Froome hat dem Radsport nachhaltig geschadet
Chris Froome darf nun doch bei der Tour de France starten. Ende gut, alles gut? Mitnichten. Ein Kommentar.
Chris Froome fühlt sich entlastet. Der Topfavorit für die kommende Tour de France darf nun doch beim wichtigsten Radrennen der Welt starten. Noch am Sonntag hieß es, die Veranstalter würden den Briten wegen Dopingverdachts von der Frankreich-Rundfahrt ausschließen. Einen Tag später gab nun der Weltverband UCI bekannt, das Verfahren gegen Froome eingestellt zu haben. Die erhöhte Dosierung des Asthmamittels Salbutamol während der Spanien-Rundfahrt 2017 könne nicht als Doping gewertet werden. Auch die Welt-Doping-Agentur Wada sieht angesichts der konkreten Umstände keine Regelverletzung. Die Organisatoren des Rennens revidierten daraufhin ihr zuvor ausgesprochenes Startverbot. Froome kann somit ab Samstag Anlauf nehmen, die Tour de France ein fünftes Mal zu gewinnen.
Ende gut, alles gut? Mitnichten. Die Affäre Froome hat dem Radsport nachhaltig Schaden zugefügt. Und das hat nicht einmal unbedingt damit zu tun, das Froome unter Verdacht stand und für viele vermutlich auch nach der UCI-Mitteilung immer noch steht. Fragwürdig ist das ganze Prozedere in der Angelegenheit. Man stelle sich nur vor, es wären nun tatsächlich Dopingermittlungen gegen den 33-Jährigen aufgenommen worden! Wieder einmal hätten dann vermutlich Ergebnislisten umgeschrieben werden müssen, in dem Falle immerhin die der Vuelta 2017 und des Giro d’Italia 2018, beide Rundfahrten hatte Froome gewonnen. Natürlich gilt immer die Unschuldsvermutung, aber ein Startverbot während der Untersuchung des Falles hätte sehr wahrscheinlich dazu geführt, dass er viel schneller abgeschlossen worden wäre statt sich wie ein Kaugummi zu ziehen. Das aber lag offenbar weder im Interesses des Froome-Lagers noch in dem der UCI. Und das macht das Schauspiel so unwürdig.
Was bleibt, ist ein fader Beigeschmack. Dass Froome bei all dem zuletzt noch so erfolgreich fahren konnte, ist beinahe unglaublich. Bei der Tour erwartet ihn ab Samstag dennoch ein Spießrutenlauf, ungeliebt war er in Frankreich schon länger. Sportlich mag er eine Bereicherung sein, für das Rennen ist er trotz des Freispruchs eine Belastung, auch wenn die Tour-Veranstalter stets behaupten, ihre Rundfahrt sei größer als die Protagonisten, die an ihr teilnehmen.
Froome bekommt nun also die Chance, mit einem fünften Triumph zu den Rekordsiegern der Tour de France aufzuschließen. Damit würde er endgültig in einem Atemzug mit den ganz Großen seines Sports genannt werden. Die Zweifel werden dennoch weiter mitfahren. So wie das in der Vergangenheit auch schon immer der Fall war. Die Affäre Froome ist da nur ein weiteres Kapitel.