Handball-WM: DHB-Team gewinnt 35:14 gegen Chile
Die deutschen Handballer haben auch ihr zweites WM-Spiel gewonnen. Der Europameister kam am Sonntag gegen Außenseiter Chile zu einem souveränen Sieg und machte einen weiteren Schritt Richtung Achtelfinale.
Unter Handballern gelten Kreisläufer gemeinhin als Grobmotoriker, aber dieses Klischee muss nicht zwangsläufig stimmen. Jannik Kohlbacher etwa erbrachte am Sonntag auf erstaunliche Art und Weise den Gegenbeweis. Im WM-Vorrundenspiel der deutschen Handball-Nationalmannschaft gegen Chile hatte Kohlbacher soeben das zwischenzeitliche 20:9 erzielt, und noch viel schöner als sein Heber zur Elf-Tore-Führung war der Abgang des 21-Jährigen von der HSG Wetzlar. Nach einer erstklassigen Rückwärtsrolle brachte er auch noch einen formvollendeten Handstand zur Vorführung, ehe er im Sinne der Verteidigung in die eigene Hälfte zurücksprintete.
Es war eine Szene mit hohem symbolischen Wert, weil sich die Deutschen in ihrem zweiten Match bei der Weltmeisterschaft in Frankreich den Luxus erlauben durften, auf die Haltungsnoten zu achten. Zu groß war ihre Überlegenheit gegen phasenweise bemitleidenswerte Chilenen. „Ich kenne keine Mannschaft in der Bundesliga, die körperlich so wenig entgegenzusetzen hat wie die heute“, sagte Kohlbacher. Nach einseitigen 60 Minuten vor 5000 Zuschauern in der Arena von Rouen stand schließlich ein nie gefährdeter 35:14 (17:6)-Sieg. Das Nationalteam liegt nach dem Auftaktsieg gegen Ungarn damit weiter souverän auf Kurs Gruppensieg.
Im Vergleich zum Auftaktsieg gegen Ungarn veränderte Bundestrainer Dagur Sigurdsson seine Anfangsformation auf nahezu allen Positionen: Für Silvio Heinevetter rotierte Andreas Wolff ins Tor, für Kapitän Uwe Gensheimer spielte Rune Dahmke auf Linksaußen, auf Rechtsaußen erhielt Tobias Reichmann den Vorzug vor Patrick Groetzki und anstelle von Paul Drux begann Julius Kühn.
Paul Drux musste mit einer Knöchelverletzung vom Feld
Gegen die Chilenen mit den deutschstämmigen Brüdern Erwin, Emil und Harald Feuchtmann, deren Vater sich einst einen Namen als Handball-Missionar in Südamerika machte, hatten die Deutschen leichtes Spiel. Zwei Tage nach dem sensationellen Erfolg gegen Weißrussland, dem ersten WM-Gruppensieg ihrer Geschichte, vertrauten nämlich auch die Chilenen ihrer B-Mannschaft – wohl wissend, dass sie ihre Punkte für einen etwaigen Achtelfinal-Einzug nicht gegen einen der erklärten Turnier-Favoriten, sondern gegen schwächere Teams wie Saudi-Arabien holen müssen.
So zeichnete sich im allerersten Aufeinandertreffen beider Handball-Nationen schnell ab, dass die Deutschen bei halbwegs konzentrierter Leistung einen sehr ruhigen Nachmittag verleben konnten. Kreisläufer Patrick Wiencek, zum Auftakt gegen Ungarn noch komplett abgemeldet, hatte nach fünf Minuten schon mehr Treffer erzielt als im gesamten ersten Spiel, nämlich drei. Weil seine Teamkollegen ebenso verlässlich und einfach trafen, wuchs der Vorsprung des deutschen Teams kontinuierlich an. Nach einer Viertelstunde und einem Treffer des starken Simon Ernst hieß es bereits 9:3, und dass die Führung nicht noch deutlich höher ausfiel, lag vor allem an René Oliva, dem Keeper der Chilenen, der ein paar schöne Verrenkungen und Paraden zeigte.
Sein Gegenüber stand ihm allerdings in nichts nach: Andreas Wolff hatte zur Pause zehn der 16 auf seinen Kasten abgefeuerten Würfe pariert, das entsprach einer geradezu unglaublichen Quote von 63 Prozent gehaltener Bälle. Als die Halbzeitsirene ertönte, hatten sich auf deutscher Seite acht Feldspieler in der Torschützenliste verewigt. Die einzige Schrecksekunde in Halbzeit eins gab es nach einem Zweikampf von Paul Drux, der mit einer Knöchelverletzung vom Feld musste. „Der Fuß sieht auch schon besser aus, zum Glück nichts kaputt“, schrieb der Nationalspieler am Sonntagabend auf Twitter.
Gegen einen physisch extrem unterlegenen Gegner hatte Sigurdssons Auswahl auch nach dem Seitenwechsel keine Mühe, den Vorsprung auszubauen und dabei sogar noch Kräfte für die anstehenden drei Duelle gegen Saudi-Arabien (Dienstag), Weißrussland (Mittwoch) und Kroatien (Freitag) zu sparen. Bester Werfer der Partie war der neue Beauftragte für Haltungsnoten, Jannik Kohlbacher, mit acht Treffern. „Das ist gut für mein Selbstbewusstsein, aber viel wichtiger ist, dass wir als Team überzeugt haben“, sagte der Kreisläufer. Bundestrainer Sigurdsson sah es ähnlich: „Wir haben heute alles richtig gemacht“, sagte der Isländer, der auch im nächsten Gruppenspiel gegen Saudi-Arabien auf erhöhte Rotation setzen wird.
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